Firmensitz Kohan Ceram in Teheran
Transparenz und Ziegel
Dass der Firmensitz des iranischen Ziegelherstellers Kohan Ceram eine keramische Fassade hat, leuchtet ein. Eigens für den Bau entwickelte das Architekturbüro Hooba Design einen Ziegelstein, der in verschiedenen, teils transparenten Varianten zum Einsatz kommt. Trotz der reduzierten Materialwahl gelang es dem Büro des iranischen Architekten Hooman Balazadeh, erstaunlich viele Funktionen in der monolithisch wirkenden Fassade unterzubringen. Dazu gehören neben einem mit Vegetation gefüllten Klimapuffer die Faltschiebeläden – natürlich aus keramischen Elementen – die sich im geschlossenen Zustand vollkommen plan in die Gebäudehülle einfügen.
Gallerie
Landmarke und Aushängeschild
Das für den RIBA
International Awards for Excellence 2021 prämierte Wohn- und Geschäftshaus befindet
sich nordwestlich des historischen Zentrums direkt an einer großen
Schnellstraße. Für Vorbeifahrende ist der rostrote Baukörper gut
sichtbar, sodass er nicht zuletzt als Aushängeschild für das
Produkt der Firma dient. Der turmartige Sechsgeschosser auf
rechteckigem Grundriss nutzt eine bestehende Betonskelettstruktur
als Tragwerk. Die Westfassade zeigt sich mit einem leichten
Fassadenrücksprung im Bereich des Erdgeschosses sowie des ersten
und des zweiten Obergeschosses. Eingeschnittene Lüftungsschächte
unterstützen die skulpturale Wirkung und geben der Lochfassade eine
vertikale Prägung, die noch verstärkt wird, wenn die
Faltschiebeläden geschlossen sind.
An der bestehenden Tragstruktur wurden nur minimale Veränderungen vorgenommen: Ein Träger an der Westfassade wurde zugunsten eines doppelgeschossigen Balkons entfernt und die oberste Geschossdecke für mehr natürliches Licht geöffnet. Das neue Oberlicht sitzt über dem internen Treppenhaus einer Penthousewohnung, die sich auf den zwei obersten Geschossen befindet. Das Erdgeschoss nimmt eine Parkgarage ein, im ersten Obergeschoss ist die teilweise doppelgeschossige Eingangshalle mit Galerie, Freitreppe und Showroom untergebracht. Die Etagen zwei bis vier beherbergen Büros, Konferenzräume und eine kleine Cafeteria. Über ein Treppenhaus und einen Fahrstuhl in der nordwestlichen Ecke werden alle Geschosse erschlossen.
Sonnenschutz: Faltschiebeläden aus variablen
Lochziegeln
In die minimalistische Fassade fügt sich der
Sonnenschutz subtil ein. Da die Faltschiebeläden nahezu
flächig in die Ziegelfassade integriert sind, verwandeln sie den
Solitär in geschlossenem Zustand in einen puristischen rostroten
Monolithen. Von den Bauwerken der Umgebung hebt sich der Firmensitz
durch sein reduziertes Erscheinungsbild deutlich ab – und
verdeutlicht das Ziel der Architekturschaffenden von Hooba Design,
das heterogene Stadtbild zu beruhigen. In der Gestaltung drückt
sich das durch die Vereinheitlichung von Baumaterialien und der
formalen Angleichung aller Bauelemente, wie etwa Wände, Fenster,
Türen und eben auch der Faltschiebeläden aus.
Für diesen Zweck haben die Architekten in Zusammenarbeit mit dem Bauherrn einen variablen Ziegel entworfen, der sich in unterschiedlichen Konfigurationen den Bedürfnissen der Fassade anpassen lässt. Der sogenannte Spectacled Brick wartet mit einem Maß von 20 x 40 x 5 cm auf. Je zwei der großformatigen, relativ schmale Ziegelsteine formen – mit dazwischenliegender thermischer Trennschicht – ein Mauerwerkselement. An der Schauseite haben die Ziegel zwei kreisrunde Öffnungen, die je nach Bedarf, gewünschtem Farbeffekt oder Transparenzgrad mit Glas, Kupfer, oder Leuchtelementen ausgefüllt, ganz freigelassen oder ganz verschlossen werden. Durch den großflächigen Einsatz des transparenten Steins an der Süd- und der Westfassade, also dort, wo die Sonneneinstrahlung am höchsten ist, ergibt sich eine grobporige Perforation. Dadurch gelangt viel gefiltertes Tageslicht in den Innenraum, während direkte Sonneneinstrahlung vermieden wird, was sich positiv auf die Energiebilanz auswirkt.
Doppelfassade mit natürlichem Luftfilter
Dort, wo dennoch Fenster zum Einsatz kommen, wird die Außenhülle
zur Doppelfassade: Hier kann die äußere Schicht durch die
Faltschiebeläden geöffnet oder verschlossen werden. Zudem wird der
bis zu 60 cm tiefe Raum zwischen den Fassadenschichten teilweise
zur Anpflanzung von Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Kletterpflanzen
verwendet. An verschiedenen Stellen ragen diese Frischluftschächte
bis zu fünf Meter in die Räume hinein und versorgen sie mit
frischer Luft sowie mit natürlichem Tageslicht. Diese Grünflächen
sollen insgesamt 70 m² der Gesamtnutzfläche einnehmen und sich
positiv auf das Raumklima auswirken, indem sie die trockene und
häufig smogreiche Luft in Teheran filtern und befeuchten.
-sr
Bautafel
Architektur: Hooba Design, Teheran
Projektbeteiligte: Hooman Balazadeh, Parima Jahangard, Mohsen Tahmasebi, Mostafa Dadashpour (Design Team Hooba Design); Iman Ilbeigi, Teheran (Tragwerksplanung); Hooba Design Group, Teheran (Landschaftsarchitektur); FAD Lighting, Teheran (Licht); Mohsen Tahmasebi, Teheran (Bauleitung)
Bauherr/in: Rahman Kohanpour, Teheran
Fertigstellung: 2019
Standort: Teheran, Iran
Bildnachweis: Parham Taghioff / Deed Studio, Teheran
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