Verwaltung in Villingen-Schwenningen
Drehflügel mit asymmetrischen Aluminiumrohren
Am Ortseingang von Schwenningen, auf dem Areal einer ehemaligen Uhrenfabrik an einem künstlich angelegten See liegt die Hauptverwaltung der Schwenninger BKK. Der klare Baukörper nach Plänen der Stuttgarter Architekten Wulf & Partner besteht aus drei oberen Stockwerken mit Büros über einem gläsernen eingeschossigen Sockel mit Betriebsrestaurant, Veranstaltungssaal und Kundenbereich. Die zentrale, viergeschossige Eingangshalle geht über in ein offenes Atrium, das von Büroräumen gesäumt ist und sich an der Ostseite über einen Tiefenversatz zum See hin öffnet. Das Gebäude erhält dadurch ein überdimensionales Fenster, das von der horizontalen Struktur der Fensterbänder abweicht.
Gallerie
Die Innenfassade zur Halle und zum Atrium ist verglast. Durch die Entwicklung eines vollständig gläsernen Trennwandsystems, das die visuellen Raumgrenzen auflöst, setzt sich die kristalline Transparenz nach innen fort und die Bürostrukturen wirken großzügig und weiträumig. Im Erdgeschoss sind die Böden mit Schiefer, in den Obergeschossen mit Parkett versehen.
Sonnenschutz
Charakteristisch sind die geschosshohen Sonnenschutzelemente (1,25
x 2,85 m) aus vertikalen pulverbeschichteten Aluminiumrohren. Die
Rohre im Flachstangenformat haben einen Durchmesser von 50 mm und
sind asymmetrisch in Drehflügeln mit einem Meter Abstand vor den
Fensterbändern fixiert. Schief und schräg, mal gerade, mal sich
überschneidend scheinen sie einer organischen Logik zu folgen. Die
Struktur erinnert an Bäume in einem Wald oder in Verbindung mit dem
See auch an Schilfröhricht - und erzeugt innen ein lebhaftes
Spiel von Licht und Schatten.
Alle Aluminiumrohre sind jeweils in sechs Einheiten oben und unten auf Alu-Drehflügelprofilen mittig um eine senkrechte Achse gelagert und lassen sich, abhängig vom Sonnenverlauf, elektromotorisch um 360° drehen. Das Gebäude erhält dadurch Tiefe und - je nach Tageszeit und Wetter - einen unterschiedlichen Ausdruck von Offenheit und Transparenz, Geschlossenheit und Körperhaftigkeit. Selbst bei geschlossenem Sonnenschutz ist ein gefilterter Ausblick auf die Umgebung möglich. Bei nicht besonnter Fassade stellen sich die Elemente senkrecht, um eine maximale Durchsicht zu ermöglichen. Neben dem zentralen und fassadenweise gesteuerten Sonnenschutz können die Nutzer die gewünschte Helligkeit in den Räumen über einen innenliegenden Blendschutz individuell steuern.
Bei der Antriebsmechanik handelt es sich um ein wettergeschütztes Sondergetriebe mit zentralem Elektromotor, das mechanisch mit Edelstahlwellen gekoppelt ist. Es ermöglicht eine präzise Feineinstellung und reduziert Wartungsintervalle und -kosten. Zudem verhindert es ein Vibrieren der Aluminiumrohr-Elemente auf Grund von Windeinwirkung und der daraus resultierenden Belastung. -yk
Bautafel
Projektbeteiligte: Transsolar Energietechnik, Stuttgart (Energiekonzept); Mayer-Vorfelder Dinkelacker, Sindelfingen (Tragwerksplanung); Laux, Kaiser & Partner, Stuttgart (Haustechnik); Müller & Bleher Radolfzell (Elektro-, Lichtplanung), Colt International, Kleve (Sonnenschutz); Riesener, Balingen (Brandschutz); W & W Bauphysik, Schwaikheim (Bauphysik);
Bauherr: Schwenninger BKK, Villingen-Schwenningen
Fertigstellung: 2005
Standort: Villingen-Schwenningen
Bildnachweis: Wulf & Partner / Brigida González, Stuttgart
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