Bürogebäude in Vevey
Verspiegelte Fenster, Raffstore und Vorhänge
Am Nordostufer des Genfer Sees erstreckt sich die schweizerische Kleinstadt Vevey. Direkt an den Bahngleisen im Ortszentrum plante das Lausanner Architekturbüro Personeni Raffaele Schärer ein gläsernes Bürogebäude für eine Versicherungsgesellschaft. Giebelseitig grenzt es an die Brandwand einer benachbarten Blockrandbebauung und nimmt deren Bauflucht und Traufhöhe auf. Der insgesamt achtgeschossige Neubau schließt den Bestand aus vier mehrgeschossigen Gebäuden und vervollständigt den Block.
Gallerie
Im Zentrum dieses Blocks befindet sich ein Innenhof, der zuvor als Parkplatz genutzt wurde. Heute dient die Fläche als gemeinschaftliches Foyer, das von allen Häusern aus zugänglich ist. Der eingeschosshohe Raum kann für Veranstaltungen genutzt werden; ein Café lädt zum Verweilen ein. Drei große, organisch geformte Öffnungen im Dach sorgen für ausreichend Tageslicht. Eine kleiner Bereich blieb offen und steht den Nutzern als Terrasse zur Verfügung.
Die fünf Obergeschosse beherbergen geräumige Büroflächen. Klare Linien und die Farben Weiß und Grau bestimmen die Atmosphäre in den Arbeitsräumen. Einzig das Treppenhaus mit seinem geschwungen geformten Geländer bildet einen Kontrast zur ansonsten strengen Orthogonalität des Gebäudes. In den zwei Untergeschossen sind die Technikbereiche sowie Parkplätze für die Mitarbeiter untergebracht.
Das in Stahlbeton errichtete Bürogebäude mit einer Bruttogeschossfläche von 922 m² zeichnet sich von außen durch ein strenges, rechteckiges Fassadenraster aus. Es besteht aus perforierten Aluminiumelementen, hinter denen sich die Rahmen der geschosshohen Fensterscheiben verbergen. Diese nutzen mit Abmessungen von jeweils 3,30 auf 2,75 m die maximal zulässige Größe für Dreifachisolierverglasungen aus.
Sonnenschutz
Während das Gebäude bei Nacht transparent erscheint, gewährt es
tagsüber kaum Einblicke ins Innere. Die geschosshohen Verglasungen
wurden stark verspiegelt ausgeführt, sodass sie die Fassaden der
umgebenden Gebäude wiedergeben. Die Beschichtung des Glases mit
reflektierenden Metallen auf der Innenseite der äußeren Scheibe
schützt nicht nur vor unerwünschten Einblicken, sondern auch vor
Sonne. Mit einer Gesamtenergiedurchlässigkeit von 48% werden die
auftreffenden Strahlen reflektiert, was ein unerwünschtes Aufheizen
der Innenräume in den Sommermonaten verhindert. Ein guter
Wärmedurchgangskoeffizient von 0,7 W/m²K verringert gleichzeitig
winterliche Wärmeverluste und reduziert damit die Heizkosten.
Zusätzlich zum Sonnenschutzglas wurde die gesamte Fassade mit außenliegenden, witterungsbeständigen Raffstoren aus Aluminium ausgestattet. Diese verlaufen bündig zwischen den perforierten Aluminiumelementen und können die gläsernen Felder der Fassade komplett schließen und so die dahinterliegenden Räume verschatten. Dabei sind sie stufenlos arretierbar und lassen sich individuell und unabhängig voneinander steuern. Jeweils ein Raffstore pro Fenster besteht aus vier Einzelsegmenten.
In allen Büroetagen gibt es außerdem Vorhänge. Die weißen
Textilien verlaufen an Schienen an den Geschossdecken, sodass sie
problemlos in die gewünschte Position gebracht werden können. Der
leicht transparente Stoff gewährt nur bedingt Ausblicke in die
Umgebung, schützt aber vor unerwünschten Einblicken.
Bautafel
Architekten: Personeni Raffaele Schärer Architectes, Lausanne
Projektbeteiligte: Enerconseil, Sion (Bauphysik); Chammartin & Spicher, Lausanne (Heizung und Lüftung); Schumacher, Lausanne (Sanitärplanung); RTM, Martigny (Elektroplanung); Sutter+Weidner, Biel-Bienne (Fassadenplanung); Scheidegger Metallbau, Kirchberg (Lochblech); Gendre Décoration, Peseux (Vorhänge)
Bauherr: OAI Office d´assurance-invalidité pour le canton de Vaud
Fertigstellung: 2011
Standort: Rue des Entrepôts, Vevey
Bildnachweis: Tonatiuh Ambrosetti, Lausanne
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