Erweiterung eines Wohnhauses bei Oppeln
Archetypus mit Schieferhülle als Blickfang
Was ursprünglich lediglich als Erweiterung des Wohnraums gedacht war, entwickelte sich im Zusammenspiel zwischen dem polnischen Architekten Maciej Rempalski und seiner Bauherrschaft zu einem modernen Landsitz. Das Grundstück samt schlichtem Einfamilienhauses unweit von Oppeln (dem polnischen Opole) sollte nach Wunsch des Eigentümerpaars, erfolgreichen Geschäftsleuten, vor allem zu einem erholsamen Rückzugsort werden, der Ruhe und Raum für sportliche Aktivitäten bietet. Als Ergebnis des Findungsprozesses erfüllt das von den Eltern übernommene Wohnhaus heute die Funktion eines Gästehauses, während das beruflich stark eingebundene Ehepaar in dem hofartig konzipierten Anbau lebt.
Gallerie
Schwarzer Schiefer, weißer Putz
Zentraler Blickfang der im Grundriss annähernd C-förmigen
Erweiterung ist ein von Schiefer überzogener Baukörper, dessen
Obergeschoss mit einem Satteldach abschließt. Dieser ist in einen
flachen Neubau eingebunden, den ein überdachter Gang mit dem
Bestand verknüpft. Zur Hofseite hin erscheint der Archetypus auf
den eingeschossigen Bauteil aufgesetzt.
Die sanft schimmernde Schieferbekleidung zeigt unterschiedliche Grautöne, die je nach Tageszeit variieren und einen starken Kontrast zu den überwiegend weiß verputzten Fassaden der Hofseite bilden. Schwarz gerahmte Fenster und Türen unterstreichen den Gegensatz von Hell und Dunkel.
Zur Straße und zum Nachbargrundstück hin ist der umschließende Flachbau mit vertikalen Holzleisten bekleidet, die an einen Lattenzaun denken lassen. An wenigen Stellen – dort, wo sich bodentiefe Fenster befinden – ermöglicht die Holzfassade schmale Durchblicke. Insgesamt hat sie eine abschottende Wirkung; das neue Wohnhaus orientiert sich klar zum Innenhof.
Orientierung zum Hof
Im Obergeschoss des schieferbekleideten Baukörpers befinden sich der Schlafraum mit Badezimmer und Ankleide. Ebenerdig zu den Terrassen- und Gartenflächen öffnen sich Wohnzimmer, Küche mit Essecke, ein Billardsaal, ein Fitnessraum, eine Sauna und ein Schwimmbad mit überwiegend großen, schmal gerahmten Verglasungen, die sich teils verschieben lassen. Den ausgreifenden Abschluss des Hofbereichs bildet das Vordach des Schwimmbades, dem eine breite Terrasse vorgelagert ist. Die markante Form lagert auf filigranen, schräg gestellten Stahlstützen.
Starke Mauern
Die Wände des Erweiterungsbaus sind aus Kalksandstein gemauert, die nach außen gewandte Holzfassade ist mit unregelmäßig breiten Brettern aus sibirischer Fichte bekleidet. Dahinter ist eine 20 cm starke Wärmedämmung aus Mineralwolle angebracht. Weiß verputzte Fassadenbereiche auf der Hofseite sind mit WDVS ausgeführt; die Dämmstärke beträgt hier 18 cm. So dick ist auch die Dämmschicht im Bereich der Schieferbekleidung.
Hülle aus Schiefer
Das Satteldach ist mit Schiefer in Rechteck-Doppeldeckung ausgeführt, die Steine haben das Format 40 x 25 cm. Die Traufe erhielt eine verdeckt liegende Kastenrinne. Damit erscheinen die Konturen klar; die einfache Form bezieht sich auf typische Scheunenbauten der ländlichen Umgebung.
Die Bekleidung der Außenwände erfolgte mit verschieden großen
Schieferplatten in dynamischer Deckung. Drei Gebindehöhen
variieren: Bei einer Überdeckung der Steinlagen von 4 cm sind
die umlaufenden Steingebinde 8,5 cm, 11 cm und 16 cm hoch.
Verarbeitet wurden Formate von 40 x 12,5, 40 x 15, 30 x 15, 40 x 20
und 30 x 20 cm. Das unregelmäßige Fassadenbild mit wechselnden
Steingrößen und Schattierungen erscheint lebendig und edel.
-us
Bautafel
Architektur: modern studio architektury, Maciej Rempalski, Opole / Oppeln
Projektbeteiligte: Zimmermann-Haus, Jan Dymek und Bogusław Biemer, Jemielnica (Dachdeckung); Rathscheck Schiefer, Mayen (Dach- und Wandschiefer)
Standort: nahe Opole / Oppeln, Polen
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: Rathscheck Schiefer, Mayen
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