Einfamilienhaus in Marsberg
Eingekämmte Schieferdeckung an den Fassadenecken
Das sauerländische Marsberg liegt in einem kleinen Tal südlich von Paderborn. Hier entstand an einem Westhang mit Blick auf die 20.000 Einwohner zählende Gemeinde ein Einfamilienhaus nach Plänen der ortsansässigen Clever Architekten und Ingenieure. Die untere Etage des Gebäudes mit Satteldach schiebt sich in den felsigen Hang, so dass es zur Talseite zweigeschossig, zur östlichen Straße hingegen eingeschossig erscheint.
Gallerie
Der Zugang erfolgt straßenseitig, das obere Geschoss fungiert als Eingangsebene. Flur und Treppe sind an der Ostseite parallel zueinander angeordnet, der Treppenraum ist nach vorne versetzt und wird seitlich belichtet. Alle Wohnräume orientieren sich nach Westen zum Tal: Ein Arbeitsraum, ein schmales Bad und schließlich ein großer gemeinsamer Raum zum Kochen, Essen und Wohnen. Von dort eröffnet sich ein weiter Ausblick – und auch die großen Fenster vor den drei Schlafzimmern im unteren Geschoss bieten Aussicht ins Umland. Die untere Ebene beinhaltet außerdem ein geräumiges Bad, eine Ankleide und den Technikraum.
Schiefer
Durch die exponierte Lage des Hauses, ist es zum Teil starken
Windböen ausgesetzt. Vor der erhöhten Wetterlast schützen ein
sturmfestes Schieferdach und die von weißen Putzstreifen
unterbrochene Schieferfassade. Durch den Verzicht auf
Dachüberstände und sichtbare Regenrinnen entstand eine klare
Gebäudeform, die von den gewählten Materialien noch hervorgehoben
wird. Das um 30° geneigte Satteldach ist mit einer Rechteck-Doppeldeckung aus 60 x 30 cm großen
Schiefersteinen bekleidet, über einer 20 cm starken Wärmedämmung.
Die Fassaden sind in der gleichen Deckart mit einer 15 cm starken
Dämmschicht ausgeführt. Die Schiefer sind reihenweise um einen
halben Stein versetzt, ihre sichbaren Teilflächen innerhalb der
Fassade durchweg 30 x 30 cm groß. Im Kontrast zu den dunklen
Flächen stehen weiße Fassadenabschnitte oberhalb und seitlich der
Fenster, die mit einem Wärmedämmverbundsystem ausgeführt sind.
Eine detaillierte Planung der Schieferdeckung war den Architekten besonders wichtig. So wurden an den Gebäudeecken „eingekämmte“ Steine verbaut (Abb. 9): Kleine Aussparungen ermöglichen die plane Anbringung der Schiefer als übereck geführte Rechteck-Doppeldeckung. Und auch die Ausbildung der innenliegenden Kastenrinne zeugt von hoher Detailgenauigkeit und Materialkenntnis (Abb. 10).
Der Schiefer stammt aus Spanien und weist bis zu 90 Glimmerlagen
pro Millimeter Materialstärke auf (rund fünf Millimeter im Mittel).
Die Steine erscheinen dadurch je nach Witterung und Sonnenstand
farblich ganz unterschiedlich – von anthrazitfarben bis silbrig
glänzend. Die hellen Putzflächen müssen spätestens nach zwanzig
Jahren gestrichen werden, Schieferdach und -fassade hingegen sind
praktisch wartungsfrei.
Bautafel
Architekt: Clever Architekten + Ingenieure, Marsberg
Projektbeteiligte: Dachdeckermeisterbetrieb Ulrich Horstmann, Marsberg (Dach- und Fassadenbau); Rathscheck Schiefer, Mayen (InterSIN Schiefer)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2012
Standort: Marsberg
Bildnachweis: Rathscheck Schiefer, Mayen; Clever Architekten + Ingenieure, Marsberg
Fachwissen zum Thema
Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen | Kontakt 02651 955 0 | www.rathscheck.de