Coastal House in Devon
Umbau eines Landhauses mit Eichenholz und Schiefer
An einem Küstenwanderweg in Südengland, umgeben von Wiesen und Feldern mit sanfter Neigung zum Meer, schuf das Londoner Büro 6a architects einen Landsitz, wie er im Buche steht. Dem Coastal House in Devon ist anzusehen, dass es kein Neubau ist – obwohl ein solcher ursprünglich geplant war. Der Bau, der Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist, setzt sich aus zwei Volumen zusammen, einem Haupthaus im Süden und einer Erweiterung im Norden, die vor dem Umbau um ein Geschoss niedriger war. Das Niveau der Böden gestaltete sich unterschiedlich und war wenig zweckmäßig; die vielen kleinen Räume boten kaum Aussicht auf die Landschaft. Im Zuge der Entwurfsplanung entschieden sich die Bauherren dennoch für eine Umgestaltung des Altbaus. So erhielten sie letztlich ein Wohnhaus von ganz besonderem Charakter, das mit seiner Umgebung eng verwoben ist.
Gallerie
Zunächst wurden Einbauten entfernt und das Erdgeschoss des Haupthauses abgesenkt. Mit dem Garten, aber auch mit dem Anbau liegt es nun auf gleicher Ebene. Fenster- und Türöffnungen wurden nach unten verlängert, sodass viel mehr Tageslicht eindringt. Um einen großzügigen Wohnraum zu erhalten, wich eine tragende Wand. Nun steht eine von Hand gedrechselte, leicht bauchige Stütze frei im Raum und hält einen massiven Holzbalken in luftiger Höhe.
Licht und Luft durch Absenkung, Aufstockung und Durchbrüche
Der Anbau wurde mit einer Holzkonstruktion bis zur Höhe des Haupthauses aufgestockt; ein neues Dach lässt die beiden Bauteile als Einheit erscheinen. Das Planungsteam sorgte insgesamt für eine klare Zonierung, durchbrach Wände und schuf Öffnungen für neue Sichtbezüge und Weite. In einer zentralen Eingangshalle mit Treppen und Galerien werden die divergierenden Höhen der oberen Etagen zusammengeführt.
Der Erhalt der massiven Steinmauern, deren ursprüngliche Form vielfach ablesbar bleibt, hat einige Vorteile. Zum einen wird die graue Energie berücksichtigt, die einst für die Errichtung aufgewendet wurde. Zum anderen sorgt die thermische Trägheit der Masse für ein angenehmes Raumklima: Relativ kühl bei hohen Außentemperaturen, im Winter hingegen halten die Steinmauern die Wärme über einen längeren Zeitraum.
Eichenholz und Ortbeton ergänzen historisches Gemäuer
Die Ertüchtigung der Primärstruktur des Bestandes erfolgte in
erster Linie durch luftgetrocknete Eichenbalken sowie Ortbeton, der
gegen eine Holzschalung gegossen wurde. Die auf diese Weise
strukturierte Oberfläche korrespondiert mit den vielen
Holzelementen im Inneren, etwa den Stützen, Treppengeländern und
Verandabrüstungen – sämtlich aus nachhaltiger
Forstwirtschaft.
Schieferhülle und Holzfaserdämmung
Das gesamte Gebäude erhielt eine äußere, 200 mm starke Holzfaserdämmung sowie eine wind- und wetterfeste Rechteck-Deckung aus Schieferplatten. Diese haben ein Format von 50 x 30 Zentimetern und entstammen lokaler Produktion; nach Möglichkeit wurden die Schiefer des Altbaus wiederverwendet. Befestigt sind sie mit Nägeln auf einer Unterkonstruktion aus Holz (Abb. 29, 35-38). Die Rahmen der neuen, doppelt verglasten Holzfenster wurden in die Holzfaserdämmschicht eingesetzt. Im Wandaufbau befinden sich keine Dampfsperrmembranen aus Kunststoff.
Auch das Dach ist mit Schieferplatten in Rechteck-Deckung
ausgeführt, einschließlich der Vordächer an der Süd- und Westseite.
Schiefer bedeckt zudem die Böden im Außenbereich um das Landhaus
sowie in einigen Bereichen des Erdgeschosses. Verschieden große
Rechteckformate wurden dafür im Bahnenverband verlegt. Von unten
nicht sichtbar sind die solarthermischen Paneele auf dem Dach, die
erheblich zum Deckung des Heizwärmebedarfs beitragen.
-us
Bautafel
Architektur: 6a architects, London
Projektbeteiligte: Price & Myers, London (Statik); Ritchie + Daffin, London (Gebäudetechnik); Dan Pearson, London (Landschaftsplanung); JE Stacey, Devon (Bauunternehmung)
Bauherrschaft: privat
Fertigstellung: 2016
Standort: Devon, Großbritannien
Bildnachweis: Johan Dehlin; 6a architects, London
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