Kinderhaus Finkenburg in Waiblingen
Massivholzbau mit Holzschindelfassade
Mit seinen goldfarbenen Dächern und der hölzernen Schindelfassade hebt sich das Kinderhaus Finkenburg deutlich von der Nachbarbebauung ab, einer durchgrünten Wohnsiedlung, mit mehrgeschossigen Reihen, Zeilen, Höfen und Solitären die überwiegend weiß verputzt sind. Beim Entwurf der Kindertagesstätte am westlichen Rand von Waiblingen, berücksichtigten Theo Härtner und Kazu Ito vom Architekturbüro Häuser für Kinder die Leitlinien der sogenannten „element-i-Pädagogik“. Diese stützt sich auf verschiedene wissenschaftliche Erkenntnisse über das Lernen und die Entwicklung von Kindern – der Buchstabe i steht für die Schlagworte Individuen, Interessen und Interaktion. Insgesamt finden 65 Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und sechs Jahren Platz im neuen Kinderhaus. Anstelle festgelegter Stammgruppen folgt die Raumaufteilung einem offenen Betreuungskonzept mit unterschiedlichen Funktionsräumen zum Forschen, Toben, Basteln, Werken und Ruhen.
Gallerie
Das zweigeschossige Kinderhaus ist ein Holzbau im Passivhausstandard und beschreibt im Grundriss eine U-Form. Unter einem Teil ist noch ein Sockelgeschoss ins abschüssige Gelände eingebracht. Die beiden seitlichen U-Teile sind etwas breiter und höher als der verbindende Riegel, ihren oberen Abschluss bilden leicht geneigte Zeltdächer mit flachen Laternen.
Der Eingang befindet sich mittig im Verbindungsbau, dessen Erdgeschoss als Foyer dient. Es ist mit großen Glasflächen ausgestattet und symmetrisch gegliedert: Auf der Achse des Eingangs liegt der Zugang zum Garten, links und rechts die Garderoben und dahinter die Treppen ins Obergeschoss. Der kleinere, südliche Seitentrakt beherbergt im Erdgeschoss außer der Küche und sanitären Anlagen den sogenannten Marktplatz – als Treffpunkt und Gemeinschaftsraum der wichtigste Teil des Kinderhauses: Hier wird nicht nur gemeinsam gegessen, hier treffen sich auch Kinder und Erzieher jeden Morgen, um den Tag gemeinsam zu beginnen. Im großen nördlichen Seitentrakt gibt es einen offen konzipierten Durchgangsraum zum Bauen und für Rollenspiele. Rückwärtig sind ein Materiallager und WCs angeordnet, nach vorne sind ein Schlafraum und ein Krabblernest abgetrennt. Ins Obergeschoss führen nicht nur die Treppen, sondern auch ein Aufzug im Nordflügel.
Auf der oberen Etage des Verbindungstraktes befinden sich ein
Musikzimmer und ein Abenteuerraum. Im Südtrakt gibt es einen
Personalraum, ein WC sowie einen großzügigen Bewegungsraum, im
Nordtrakt einen weiteren Bewegungsraum mit Labor und einen
Ruhebereich. Besonders auffällig darin ist der große, mittige
Lichtschacht. Wie ein mit vertikalen Streben verkleidete Skulptur
zoniert er den Raum und leitet Himmelslicht von oben bis ins
Erdgeschoss hinab.
Im Sockelgeschoss an der Südseite sind die Technik, ein
Abstellraum, eine Werkstatt und ein Atelier untergebracht – diese
Räume werden über den Garten erschlossen. Sämtliche Spielräume
haben große Fenster, für zusätzliches Tageslicht sorgen
Oberlichter.
Nachhaltig Bauen
Die Bodenplatte und das Sockelgeschoss unter dem Südflügel sind aus
Beton, das Erd- und Obergeschoss in Massivholzbauweise errichtet.
Vorgefertigte Wandelemente aus heimischer Fichte mit
Holzfaserdämmplatten bilden die Außenwände. Die industrielle
Vorfertigung ermöglichte eine kurze Bauzeit bei hoher Material- und
Oberflächenqualität; kurze Transportwege hielten den Energieaufwand
und den damit verbundenen CO₂-Ausstoß gering. Die Massivholzwände
sind mit Holzschrauben aus Buche verbunden.
Die Fassade ist aus Holzschindeln. Das Fichtenholz dafür stammt aus
dem Schwarzwald, es wurde handgespalten und in zweieinhalb Lagen
montiert. Die Schindeln bilden einen umweltfreundlichen,
zuverlässigen und wasserdichten Schutzmantel für das Gebäude.
Das Dach ist ebenfalls in Holzbauweise mit einer Dämmung aus
Holzfaserplatten gebaut. Als Deckung dienen Kupferplatten aus einer
speziellen Legierung mit Aluminium. Die goldfarbene Oberfläche
korrespondiert mit der Holzfassade. Die Fensterrahmen und
-einfassungen aus Kiefernholz erhielten eine mittelbraune Lasur,
sodass sie sich von der Fassade abheben. Sämtliche Fenster sind mit
Dreischeiben-Isolierglas ausgestattet.
Wände und Decken im Innenraum sind mit unbehandeltem Fichtenholz
bekleidet; Linoleum in hellem Beige dient als Bodenbelag. Die
Treppenstufen bestehen aus massiver, geölter Eiche. Die Beheizung
des Kinderhauses erfolgt mittels Fernwärme
über eine Fußbodenheizung.
Bautafel
Architekten: Häuser für Kinder/Theo Härtner und Kazu Ito, Stuttgart
Projektbeteiligte: rg-Ingenieure, Dinkelsbühl (Tragwerksplanung); IB Fischer, Dinkelsbühl (Bauphysik); IB Blei, Gundelfingen (Fassadenplanung); Trias Brandschutzplanung, Stuttgart (Brandschutz)
Fertigstellung: 2014
Standort: Salierstraße 107, 71334 Waiblingen
Bauherr: Häuser für Kinder, Stuttgart
Bildnachweis: Simon Sommer, Stuttgart
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