Ausbildungszentrum für Frauen in Kayonza
Einschaliges Sichtmauerwerk aus handgefertigten Ziegelsteinen
Eine Autostunde östlich von Ruandas Hauptstadt Kigali, an der Nord-Süd-Verbindungsstraße zu den Nachbarländern Uganda und Tansania liegt die kleine Ansiedlung Kayonza. Hier hat die US-amerikanische Initiative Women for Women International ein Ausbildungszentrum realisiert, in dem sich Frauen in wirtschaftlicher Not ein selbstbestimmtes Leben aufbauen können.
Gallerie
In der landwirtschaftlich geprägten Region fand man für das Projekt ein zwei Hektar großes Areal in leichter Hanglage oberhalb eines fruchtbaren Tals. In Anlehnung an die Struktur eines typischen ruandischen Dorfes entwarf das New Yorker Architekturbüro Sharon Davis Design gemeinsam mit der Hilfsorganisation eine Gruppe von elf runden und spiralförmigen Pavillons unterschiedlicher Größe, die sich um einen offenen Platz versammeln. In zweiter Reihe stehen ein winkelförmiges Gästehaus und zwei lang gestreckte Gebäude, die als Lager und Wohnhaus der Angestellten dienen und zusammen mit einer Mauer das Gelände abschirmen. An der Südwestecke des kleinen Dorfes liegt ein von der Straße frei zugänglicher Markt, wo die Frauen ihre Erzeugnisse direkt verkaufen können. In einem eingefriedeten terrassierten Garten werden die Lebensmittel vor Ort auch angebaut.
Im Westen an der Straße liegt der durch zwei Tore und ein Wachhäuschen gekennzeichnete Eingang in das Ausbildungszentrum. Zwischen zwei mehrteiligen Verwaltungsbauten hindurch gelangt man auf die große Gemeinschaftsfläche, um die sich sieben Klassenräume, der Rundbau der Küche, ein Veranstaltungsraum und das Toilettenhaus gruppieren. Die Klassenräume haben spiralförmige Grundrisse und kommen ohne Türen und Fenster aus. Licht fällt durch die perforiert gemauerten, gekurvten Wände ein und auch die Querlüftung wird hierdurch gewährleistet. Teilweise sind den Wänden Stufen vorgelagert, die als einfache Sitzgelegenheit dienen. Die weit auskragenden gewellten Blechdächer liegen auf stählernen Dachtragwerken mit im Boden verankerten Stahlstützen. Sie sind so geneigt, dass das hier kostbare Regenwasser kontrolliert abfließt und in unterirdischen Zisternen gesammelt werden kann.
Mauerwerk
Ziegelsteine sind in Ruanda ein sehr verbreitetes Baumaterial mit
einer langen Tradition. Unter Anleitung der Architekten, der
Hilfsorganisation und lokalen Handwerkern arbeiteten die Frauen von
Kayonza bereits beim Bau des Ausbildungszentrums mit. Für das
einschalige Sichtmauerwerk wurden vor Ort circa 450.000
Ziegelsteine über Monate in Handarbeit angefertigt. Als Rohmaterial
für die Ziegel wurde der tonhaltige Lehmboden vor Ort
abgebaut, mit Wasser vermischt und zu einer Tonmasse gestampft.
Anschließend wurde die Masse in Formen gestrichen und gepresst.
Nach dem Ausschlagen aus der Form wurden die noch feuchten
Lehmformlinge über Wochen an der Luft getrocknet, zu Haufen
geschichtet und dann zu Ziegelsteinen gebrannt.
Die Fundamente der einzelnen Gebäude bestehen aus Bruchsteinen und teilweise aus Mauerwerk. Die einschaligen Außenwände sind selbsttragend und im Blockverband mit sichtbaren Mörtelfugen aus Zementmörtel vermauert. Die spiralförmigen Wände der Klassenzimmer wurden in einem perforierten Verband gemauert.
Von der durch den Bau des Ausbildungszentrums erlernten
Qualifikation in der Ziegelherstellung profitierten die Frauen auch
in der Folge: Für ein weiteres Bauvorhaben produzierten sie noch
einmal rund 250.000 Ziegelsteine.
Bautafel
Architekten: Sharon Davis Design, New York
Projektbeteiligte: OSD Engineering, Bell Mead (Tragwerksplanung); eDesignDynamics, New York (Planung Wasserversorgung); XS Space and Susan Maurer, New York (Freiraumplanung); Manna Energy, Kigali (Wasserfiltration); REC REC Association, Kigali und CRET, Kigali (Kompost-Toiletten); Water for Life, Kigali (Regenzisternen); Three Code Construction, Kigali (Bauunternehmen)
Bauherr: Women for Women International, Washington
Fertigstellung: 2013
Standort: Kayonza, Ruanda
Bildnachweis: Elizabeth Felicella, New York; Bruce Engel/Sharon Davis Design, New York
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