Bildungszentrum KISS in Hannover
Zweischalige Wand mit Kerndämmung im Passivhausstandard
Um die erforderlichen Investitionen, welche die bundesweit gestiegene Nachfrage an Kindergarten- und Grundschulplätzen nach sich zieht, zu bewältigen, setzt Hannover unter anderem auf öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP). Für die niedersächsische Landeshauptstadt bedeutet dies eine Entlastung der angespannten öffentlichen Haushalte, da ein privates Unternehmen die Finanzierung ganz oder teilweise trägt. So entstand der Neubau für das KISS Birkenstraße – ein Bildungszentrum mit Kindertagesstätte, Grundschule und Sporthalle – im Rahmen einer ÖPP zwischen der Stadt und dem Bauunternehmen Hochtief, das in den ersten fünf Jahren nach Fertigstellung auch die Instandhaltung und Wartung übernehmen wird.
Gallerie
In dem Komplex nach einem Entwurf des pbr Planungsbüros Rohling
werden unterschiedliche Einrichtungen zusammengeführt, die bislang
über den Stadtteil verteilt waren. Der Neubau liegt in der
hannoverschen Südstadt, die von einer Blockrandbebauung mit drei-
bis viergeschossigen Wohnhäusern geprägt ist. An dieser Struktur
orientierten sich die Planer: Grundschule und Sporthalle sind zu
einem winkelförmigen, zwei- bis dreigeschossigen Baukörper entlang
der östlichen Birkenstraße und der nördlichen Ostermannstraße
verbunden. Der Schulhof ist im Süden gefasst durch den
zweigeschossigen Riegel der Kindertagesstätte. Die Freiflächen sind
so vor Lärmemissionen geschützt.
Insgesamt umfasst das Bildungszentrum 9.860 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Die Grundschule ist für 450 Schüler im Ganztagsbetrieb konzipiert. Der Haupteingang der Otfried-Preußler-Schule befindet sich an der Kreuzung Birkenstraße/Ostermannstraße und führt direkt in die Pausenhalle. Mit einer zum Hof gerichteten, markanten Treppenanlage dient sie als zentraler Kommunikations- und Erschließungsort. Über einen Aufzug werden alle drei Etagen auch barrierefrei erschlossen. Nicht nur die Pausenhalle, auch die im Erdgeschoss untergebrachte Mensa mit Sitzplätzen im Freien ist Bindeglied zwischen Innen- und Außenraum. Im ersten Obergeschoss des Nordflügels befinden sich die Lehrerzimmer, die Büros der Schulleitung, das Sekretariat und Nebenräume. Der deutlich größere Ostflügel beherbergt auf beiden Stockwerken die Klassenzimmer. Durch Aufweitungen der Flure entstehen zusätzlich Pausenflächen.
Der Haupteingang der Kita befindet sich am Kopf des separaten Gebäuderiegels und wird von der südwestlichen Schlägerstraße erreicht. Entlang einer Durchfahrt zur Ostermannstraße befinden sich Stellplätze für Pkw. Die Kindertagesstätte bietet Platz für sechs Tagesgruppen. Im Parterre befinden sind die Gruppenräume der unter Dreijährigen, im Obergeschoss die für ältere Kinder. Die südlich vorgelagerten Spielflächen werden direkt aus den Gruppenräumen und über dezentrale Garderobenbereiche erschlossen. Eine außenliegende Treppe führt aus dem oberen Stockwerk zu den Freianlagen.
Die Gebäude sind im Passivhausstandard erstellt. Um einer Überhitzung der Unterrichtsräume im Sommer entgegenzuwirken, wurde eine bauliche Lösung mit Nachtauskühlelementen für eine maximale Querdurchströmung der Räume entwickelt. An heißen Sommertagen können die Lüftungsflügel abends geöffnet werden, damit nachts kühlere Außenluft in die Räume strömt. Um eine ausreichende Lüftung zu gewährleisten, wurden pro Raum zwei Nachtkühlelemente eingesetzt. Die Elemente sind in das Fensterband eingefügt und wirken von außen wie Blindfelder. Das System ist mit einem Insektenschutz ausgestattet und vor Witterung geschützt.
Mauerwerk
Das Bildungszentrum ist als Massivbau aus Stahlbeton konzipiert, durch die vorgesetzte Klinkerfassade werden die Gebäudeteile als Ensemble wahrnehmbar. Um das Fassadenbild aufzulockern, sind bestimmte Zonen profiliert durch vor- und zurückspringende Ziegelschichten: so das Erdgeschoss von Grundschule und Sporthalle sowie die Abschnitte zwischen den Fensterbändern der Obergeschosse. Bei der Kita sorgen raumhohen Fensterfronten im Erdgeschoss, im Wechsel mit farbigen Blindfeldern, für ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild.
Die 65,5 cm starken Außenwände sind zweischalig mit Kerndämmung
und Vorsatzschale ausgeführt: Als tragende Schicht dienen 24 cm
Stahlbeton, auf die eine 28 cm dicke Kerndämmung aufgebracht ist.
Um einen 2 cm breiten Fingerspalt abgerückt ist die 11,5 cm starke
Klinkervorsatzschale, die über Mauerwerksanker fixiert ist.
Eingesetzt wurde ein ungelochter Wasserstrichziegel im Normalformat (24 x 11,5 x
7,1 cm), der im Wilden Verband vermauert ist. Oberhalb der
Pfosten-Riegel-Fassade im Erdgeschoss wurden Fertigteilstürze aus
Beton eingebaut, die mit passenden Klinkerriemchen belegt sind. Der
angestrebte Passivhausstandard erforderte minimierte Wärmebrücken.
Speziell für den Fußpunkt zwischen Außenwand und Bodenplatte wurde
ein Detail entwickelt, das die Last vom Ziegelverblendmauerwerk und
der tragenden Wand über die mit 30 cm XPS gedämmte Fundamentplatte
zulassungskonform abträgt. Mithilfe eines tragenden Dämmsteins, auf
dem das Verblendmauerwerk aufbaut, konnten die Planer
Wärmeverluste minimieren und den Heizenergieverbrauch im Gebäude
verringern.
Bautafel
Architekten: pbr Planungsbüro Rohling, Hannover
Projektbeteiligte: pbr Planungsbüro Rohling, Magdeburg (Tragwerksplanung); a°blue, Hamburg (Bauphysik); stock Landschaftsarchitekten, Jena (Freiraumplanung); Hochtief, Essen (Generalunternehmen); wienerberger, Hannover (Vormauerziegel)
Bauherr: Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Gebäudemanagement
Fertigstellung: 2016
Standort: Birkenstraße 12, 30171 Hannover
Bildnachweis: Christian Bierwagen, Peine; pbr Planungsbüro Rohling, Hannover
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