Kindertagesstätte Sankt Philipp Neri in Frankfurt
Langlebiges, tragendes Mauerwerk und zweifarbige Ziegelfassade mit Relief
Auf der Königsteiner Straße im Westen Frankfurts ist man von Gründerzeithäusern umgeben. Immer wieder erhält man durch die breiten, fast schon wie Baulücken wirkenden Zufahrten einen kurzen Einblick in die oftmals unbelebten Innenhöfe der Wohnblöcke. In einem dieser Höfe entstand 2021 die Kindertagesstätte Sankt Philipp Neri nach Plänen des Frankfurter Architekturbüros Pressel & Müller.
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Piazza im Frankfurter Westen
Durch seine Lage ist der Neubau nicht einfach zu finden; mit simplen Methoden schufen die Planenden jedoch einen gut sichtbaren Zugang, der den Innenhof in seiner neuen Qualität kenntlich macht. Wie ein Teppich führt ein warm und einladend wirkender Bodenbelag aus hellroten Pflasterklinkern in den großzügigen Hof, wo er schließlich in die gleichfarbige Fassade der Kita übergeht. Die ineinanderfließenden Farbtöne der Ziegelsteine von Boden und Wand erinnern an eine italienische Piazza und verdeutlichen die Einheit von Platz und Architektur. Das Verblendmauerwerk aus dünnformatigen Wasserstrichklinkern ist mit einem Rautenrelief verziert, das aus etwas dunkleren Bindern erstellt wurde, die um 1,5 cm auskragen. Die zweifarbig gemusterte Fassade erinnert an das nicht weit entfernte expressionistische Verwaltungsgebäude der ehemaligen Farbwerke Höchst von Peter Behrens.
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Raum für alle
Eine invertierte Form des Mauerwerkreliefs markiert den Eingangsbereich und führt in das zweigeschossige Foyer. Von hier aus zweigen die eingeschossigen Gebäudeflügel in Form eines asymmetrischen Kreuzes ab. Die ungewöhnliche Kubatur nutzt die Fläche des polygonalen Grundstücks aus, ohne den Bestandsbauten zu nahe zu kommen, und gliedert sie in intime Außenbereiche für die sechs Kindergartengruppen. Über die großen Fensterflächen fällt trotz der Innenhoflage viel Licht in die Räume. Die reduzierte Materialpalette aus Lärchenholz, Keramik, Blech und Linoleum bietet eine neutrale Atmosphäre, die viel Raum für die Entfaltung der Kinder lässt.
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Neben seiner Nutzung als Tagesstätte soll der Neubau auch für
die Nachbarschaft zugänglich sein. Außerhalb der Betriebszeiten
wird der neu gestaltete Hof zum öffentlichen Veranstaltungsort für
den ehemaligen Arbeiterstadtteil; Vereine und Initiativen der
Nachbarschaft können hierzu den großen Mehrzweckraum
nutzen.
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Langlebiges Mauerwerk für unterschiedliche Nutzungszyklen
Um die Neugestaltung der Innenhofsituation möglichst nachhaltig zu auszuführen, entschieden sich die Architekt*innen für eine langlebige, zweischalige Konstruktion aus wärmegedämmten Hochlochziegeln und Verblendmauerwerk mit einer Wandstärke von d= 36,5 cm. Die hinterlüfteten Außenwände stehen auf einer Flachgründung und werden durch Stahlbetonstützen in der Wandebene unterstützt. Das extensiv begrünte Stahlbeton-Flachdach wird durch die Innenwände aus Kalksandsteinmauerwerk getragen.
Die eingesetzten, langlebigen Materialien orientieren sich an den robusten Gründerzeithäusern und sollen die heute übliche Lebenszyklusdauer von fünfzig bis achtzig Jahren überdauern. Ein mit wenig Aufwand anpassungsfähiges Versorgungssystem ermöglicht einfache Nutzungsänderungen und erhöht damit ebenfalls die Lebensdauer des Gebäudes. -sm
Bautafel
Architektur: Pressel & Müller Architekten, Frankfurt am Main
Projektbeteiligte: FAAG Technik, Frankfurt am Main (Bauleitung); ISK Ingenieurgesellschaft für Bau- und Geotechnik, Rodgau (Baugrundbegutachtung); Englbach + Partner, Frankfurt am Main (Statik); CSZ Ingenieurconsult, Darmstadt (Bauphysik); W. Tautmann Baugesellschaft, Sulzbach (Ausführung Mauerwerk); Klinkerzentrum Weigel, Mellrichstadt (Ausführung Verblendmauerwerk)
Bauherr*in: Stadtschulamt der Stadt Frankfurt am Main
Standort: Königsteiner Straße 58, 65929 Frankfurt am Main
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Thomas Mies
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