Mapei Fussballzentrum in Sassuolo
Zweischaliges Sichtmauerwerk innen wie außen
Der Fußballklub von Sassuolo liegt zwischen suburbanen Industriegebäuden und Spuren der ehemaligen Landwirtschaft in der italienischen Region Emilia-Romagna. Mit ihrem Entwurf für das Mapei Fußballzentrum haben die Architekturschaffenden von Onsitestudio den geometrischen Charakter der Fußballfelder aufgenommen und zugleich die Geschichte des Standortes berücksichtigt.
Gallerie
Monumentale Landmarke
Das dreigeschossige Gebäude platzierten die Architekturschaffenden zwischen zwei Fußballfeldern, wobei die Länge des Feldes zugleich die Dimension des Baus vorgibt. Der durch seine dunkle Farbe monumental wirkende Baukörper bildet somit den seitlichen Abschluss des Feldes und wird zum Hintergrund des Spiels. Ohne vermittelnde Elemente entwächst er direkt dem Boden und erinnert an die Beziehung zum Grund, wie sie auch in den traditionellen Landwirtschaftsgebäuden der Region zum Ausdruck kommt. Mit seinem abgetreppten Volumen ist der Baukörper eine wiedererkennbare Landmarke.
Nüchtern und pragmatisch
Onsitestudio vereinen in dem langen Riegelbau alle Funktionen
unter einem Dach: Im Erdgeschoss befinden sich die öffentlichen
Räume sowie die Einrichtungen für die Sportlerinnen und Sportler.
Dazu gehören auch Eisbäder, Fitness-, Physiotherapie- und
Entspannungsräume. Im ersten Stock durfte sich der Nachwuchs
einrichten und im obersten Geschoss arbeiten die Angestellten in
Büros und Konferenzräumen. Im Untergeschoss gibt es Umkleidekabinen
für Gastspieler sowie ein Schwimmbecken für die Physiotherapie. Die
Innenräume zeichnen sich aus durch rohe, unverhüllte Materialien
wie Sichtbetondecken und tragendes Hintermauerwerk aus Betonsteinen
kombiniert mit grünen Linoleumböden. Die Umkleideräume sind
teilweise geschwungen ausgebildet und mit Holz ausgekleidet. Die
Verantwortlichen strebten die Nüchternheit und den pragmatischen
Charakter von landwirtschaftlichen Funktionsbauten an. Durch den
öffentlich-privaten Vertrag wird das Gebäude nach dreißig Jahren
der Allgemeinheit übergeben.
Verblender in Spezialanfertigung
Für den Wunsch der Verantwortlichen nach einer starken Präsenz
des Baus in der Landschaft und einem neutralen, aber doch
stimulierenden Hintergrund für den Spielbetrieb ist die
Mauerwerksfassade von großer Bedeutung. Aus statischen Gründen
wurden die Verblender in der nicht-standardisierten Größe von 25 x
12 x 5,5 cm gefertigt. Die schwarzrote Farbe der Backsteine ist der
Farbe der regionalen Muttererde entlehnt. Mit Hilfe von
gleichfarbigem Mörtel wird die monolithische Wirkung des
Gebäudehülle erzielt.
Das dunkle Mauerwerk im Läuferverband wurde mit vorgefertigten, polierten Betonstürzen kombiniert. An der konkav geschwungenen, nördlichen Stirnseite, an der sich auch der Haupteingang befindet, wurde das Mauerwerk zudem über einem polierten Betonsockel mit integrierter Sitzbank mit regelmäßig vorspringenden Läuferschichten dreidimensional gestaltet. Um die Wetterfestigkeit des Verblendmauerwerks zu erhöhen, haben sich die Architekten für ein spezielles Produktionsverfahren entschieden. Die Steine wurden zunächst traditionell gefertigt, jedoch danach mit einer Technik eingefärbt, welche üblicherweise für Keramik verwendet wird. Die Farbmischung enthält einen wichtigen Anteil an Kaolin-Ton, der die mechanische Resistenz verbessert und die Porosität reduziert. Die Beimischung von Manganoxid führte zur schwarzen Farbe. Schlussendlich wurde die Oberfläche mit keramischer Engobe veredelt, welche für Widerstandsfähigkeit und den gewünschten Oberflächeneffekt sorgt. Die Außenwände sind als zweischalige Wandkonstruktionen mit Wärmedämmung und Luftschicht ausgeführt.
Wie das Verblendmauerwerk wurde auch das tragende Hintermauerwerk aus Betonsteinen sichtbar belassen und führt den rustikalen Charakter der Fassaden im Inneren fort – allerdings in einem farblichen Kontrast: Wo außen dunkle Farben dominieren, sind die Steine im Inneren hellgrau. -sh
Bautafel
Architektur: onsitestudio, Mailand
Projektbeteiligte: Milan Ingegneria, Mailand (Tragwerk); Deerns Italia Spa, Mailand (Gebäudetechnik); AFC, Mailand (Feuerschutz); Studio Giorgetta Architetti Paesaggisti, Mailand (Landschaftsarchitektur); Dott. Agr. Giovanni Castelli, Laveno Mombello (Fachplaner Sporteinrichtungen); Tecnion Consulting, Mailand (Fachplaner Fassade); Politecnica Ingegneria ed Architettura, Mailand (Fachplaner LEED); Colombo Costruzioni Spa, Lecco (Generalunternehmer); Mapei Spa, Mailand (Projektmanagement)
Bauherr/in: U.S. Sassuolo Calcio Spa, Sassuolo
Fertigstellung: 2019
Standort: Via Regina Pacis, 41049 Sassuolo (MO), Italien
Bildnachweis: onsitestudio, Mailand; Filippo Romano, Mailand; Stefano Graziani, Trieste
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