Lagerhalle für den Weinhof Scharl in St. Anna am Aigen
57 Grad steiles Satteldach
Gallerie
Umgeben von ausgedehnten Mischwäldern und malerischen
Weinbergen, liegt die 2.376 Einwohner zählende Marktgemeinde St.
Anna am Aigen in der Südoststeiermark. Westlich davon bietet der
Weinhof Scharl neben einer Vinothek und Fremdenzimmern auch
einen traditionellen Buschenschank an. So nennt man den
Hofausschank, bei dem für ein paar Monate im Jahr der Heurige, also
der junge, diesjährige Wein, vor Ort genossen werden kann. Bereits
2012 war der bestehende Buschenschank ergänzt und das Dachgeschoss
des Gebäudes vom Architektenteam Baukooperative aus Brand Laaben
ausgebaut worden. Im Jahr 2015 erhielten die Architekten erneut
einen Auftrag den Weinhof zu erweitern.
Die Aufgabenstellung bestand zunächst darin, ein Flaschen- und
Weinlager zu entwerfen. Während des Gestaltungsprozesses wurde die
Zielsetzung jedoch geändert: Mit einem Verkostungsraum sollte der
Bau eine zusätzliche Funktion erhalten. Entstanden ist ein
zweigeschossiges Gebäude mit steilem Satteldach
auf rechteckigem Grundriss mit den Kantenlängen 8 x 17 Meter. Alle
vier Fassadenflächen erhielten eine Verkleidung aus
Lärchenholzlamellen. Ein an der langen Nordseite platzierter,
verglaster Gang verbindet den Neubau mit der bestehenden
Produktionshalle und ist zugleich Eingang.
Das klimatisierte Erdgeschoss dient der Lagerung der Weinfässer. An
der östlichen Giebelseite sind sie zudem bis unters Dach gestapelt
und tragen so zur Gestaltung des Innenraums bei. Über eine offene,
hölzerne Treppe wird der Verkostungsraum im Dachgeschoss
erschlossen. Das Stockwerk nimmt lediglich zwei Drittel der
Grundfläche ein und erhält dadurch einen Galeriecharakter. Die
verglaste, westliche Giebelseite gewährt zwischen den Holzlamellen
hindurch den Blick auf die umliegenden Weinberge. Zwischen Lamellen
und Glasfassade gibt es zudem eine schmale Loggia. Neben der
Degustation des Heurigen wird der Raum auch für Kochveranstaltungen
und zum Ausstellen der Weinsammlung des Bauherrn genutzt.
Die Innenwände wurden mit Lehm verputzt, lediglich im
Treppenaufgang sind sie holzverkleidet. Über der langen Holztafel
hängen Leuchten aus alten Fassreifen. Dreireihige Regale an den
Längsseiten dienen der Präsentation der Weinsammlung.
Dach
Die vorherrschende Satteldachform des bestehenden Weingutes findet
sich auch im Neubau wieder, allerdings in zeitgemäßer
Ausformulierung. Durch eine Dachneigung von 57 Grad ergibt sich ein
eigenständiger Baukörper, der sich vom Bestand absetzt. Als
Dacheindeckung wählten die Planer Aluminiumblech.
Da kein Dachüberstand hergestellt wurde, erfolgt die
Regenentwässerung über das Dach und die Wand zum Boden hin, wo sie
mittels eines Schotterkoffers im Boden versickert.
Dachaufbau von außen nach innen:
- Aluminiumblech
- 24 mm Holzschalung
- 80 mm Hinterlüftung
- regensicheres Unterdach
- 240 mm Schalung
- 160 mm Holzsparren dazwischen Mineralwolle
- Dampfbremse
- 280 mm Sparren 20/28 dazwischen Lehmputz auf Putzträger
Bautafel
Architekten: Baukooperative, Brand Laaben
Projektbeteiligte: Roposa, Minihof-Liebau (Zimmerei); Pfeifer, St. Anna am Aigen (Baumeister); Caska, Bad Gleichenberg (Dachdecker); Neuhold Glas, Halbenrain (Verglasung); Trumer, Bad Gleichenberg (Schlosser), Katzbeck, Rudersdorf (Portale)
Standort: St. Anna am Aigen, Steiermark
Fertigstellung: 2015
Bildnachweis: Markus Kaiser, Graz