Ehemaliges Amtsgericht Bad Arolsen
Ein Dachgeschoss wird zur geräumigen Bürowelt
Wie in vielen Kleinstädten in Deutschland befindet sich auch im hessischen Bad Arolsen ein ehemaliges Amtsgericht. In dem Ort, der rund 250 Jahre lang Residenzstadt der Grafen und Fürsten von Waldeck-Pyrmont war, wurde das spätklassizistische Gebäude Mitte des 19. Jahrhunderts nach Plänen des Baurats Wilhelm Braß erbaut. Bereits seit einigen Jahren wird es als Bürogebäude genutzt. Im Zuge eines Dachgeschossumbaus schuf das ortsansässige Architekturbüro Müntinga und Puy zuletzt einen neuen großzügigen Bürobereich mit insgesamt bis zu zehn Arbeitsplätzen.
Gallerie
Unweit des Residenzschlosses liegt das ehemalige Amtsgericht an einer Art Ringstraße, die den Ortskern von Bad Arolsen einfasst. Hier begrüßt ein gebäudehohes, aus dem kompakten Gebäude hervortretendes Mittelrisalit die Gäste, dessen Giebel als Gaube an ein flach geneigtes von vorne kaum zu erahnendes Satteldach anschließt. Heute ist die Fassade cremeweiß verputzt, die Fenster sind braun umrahmt und hellgrau sind die Pilaster und das verkröpftes Gesims akzentuiert. Dass hier einmal Rechtsfälle verhandelt wurden, daran erinnert noch der Schriftzug über der Eingangstür. Ende des Jahres 2011 wurde das Amtsgericht auf Beschluss des hessischen Landtages aufgelöst, die Zuständigkeit ging an das Amtsgericht Korbach. Seither wurde der repräsentative Bau als Bürogebäude genutzt.
Kleine, flexible Bürowelt
Erhöhter Platzbedarf bot
Anlass, das bis dahin nur teilweise genutzte Dachgeschoss um- und
auszubauen. Bei der gründlichen Sanierung blieb die offenliegende
rustikale Balkenkonstruktion unter
dem Satteldach erhalten und strukturiert nun eine
großen offenen Raum. Ihn erreicht man über eine L-förmige Treppe,
die in etwa in Raummitte ankommt. Hier fällt der Blick auf zwei
raumgreifende Tische mit Sitz- und Steharbeitsplätzen sowie acht
kleinere Schreibtische für Einzelarbeitsplätze. Da sich darüber
hinaus nur wenige weitere Elemente finden, bleibt die kleine
Bürowelt wandelbar. Zwischen Treppe und Hauptfassade ermöglicht ein
separater Büroraum ein zurückgezogenes, ungestörtes Arbeiten. Ein
eingestellter schwarzer Kubus nimmt die Räume für Haustechnik und
Putzutensilien auf. In einer der Außenwände befindet sich eine
Pantryküche. Angrenzend liegt der Besprechungsbereich des
Büros.
Satteldach mit Oberlichtern
Für gute Lichtbedingungen sorgen neben den Fenstern an der Fassade und mehreren Dachflächenfenstern vor allem zwei großflächige, weiß gerahmte Oberlichter am Dachfirst. Verkleidet ist der Innenraum mit weiß verputzten Furnierschichtholzplatten. Durch die Anordnung der Oberlichter und der Dachflächenfenster fällt viel Sonnenlicht ein, sodass der Tagesverlauf im Innern des Dachgeschosses erlebbar ist. Als Fußboden wurde ein schwarzer Gussasphalt gewählt, der mit den in weiß gehaltenen Wänden und Holz-Balken kontrastiert. Tische und Bänke sowie die Pantryküche sind in hellem Holz ausgeführt. Sie runden die zurückhaltende Farbpalette ab, die für ein angenehmes Raumgefühl sorgt.
Dachaufbau (von außen nach innen):
- Biberschwanz-Dacheindeckung
- Unterspannbahn
- Weichfaserdämmplatte, 20 mm
- Zwischensparrendämmung aus Zellulosefasern (Einblasdämmung), 160 mm
- Dampfbremse
- Lattung, 40 mm
- Gipskarton-Beplankung, 12,5 mm
Bautafel
Architektur: Architekturbüro Müntinga und Puy, Bad Arolsen
Projektbeteiligte: Dirk Marx Zimmermeister und Restaurator, Beverungen (Zimmerei, Ingenieurholzbau); Göbel, Twistetal-Elleringhausen (Trockenbau)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2019
Standort: Rauchstraße 7, 34454 Bad Arolsen
Bildnachweis: Constantin Meyer Fotografie, Köln