Blumengroßmarkt in Barcelona
Drei Hallen unter einem gefalteten Zinkdach
Unweit des Flughafens von Barcelona und inmitten eines dichten Verkehrsnetzes wurde der Blumengroßmarkt Mercabarna Flor nach Plänen des spanischen Büros Willy Müller Architects gebaut. Das gigantische, mehrfach gefaltete und in Teilen farbenfrohe Zinkdach macht die Markthalle schon von Weitem sichtbar. Als raumbildendes Element formt es Täler und Höhen, bildet Wände und Böden, schafft Eingänge, Ladezonen und geschützte Bereiche rund um das gesamte Gebäude. Seine Gestaltung aus farbigen, linearen und asymmetrischen Geometrien ist inspiriert durch Luftbilder von künstlich angelegten Blumenfeldern.
Gallerie
Unter dem Dach befinden sich drei verschiedene Märkte mit unterschiedlichen technischen und logistischen Bedingungen: Ein Bereich für Schnittblumen ist mit einem modernen industriellen Kühlsystem ausgestattet, das Temperaturen zwischen 2 und 15 ° C erlaubt - die Produkte sind nicht lange haltbar und müssen innerhalb von drei Tagen verkauft werden. Der Pflanzenmarkt am anderen Ende des Komplexes ist mit 4.000 m² einer der größten Europas und hat einen wärmestrahlenden Industrieboden. Hier sorgen passive Kühlsysteme für Feuchtigkeit und Temperaturen zwischen mindestens 15 und maximal 26 ° C. Weil die Pflanzen dort bis zu 15 Tage lang stehen, ist dieser Bereich nicht nur Verkaufsfläche, sondern gewährleistet zugleich die klimatischen Bedingungen eines Gewächshauses. Zwischen diesen beiden Hallen liegt ein Markt für alle Arten von Zubehör, der aufgrund der Lagerbereiche für Trockenblumen als besonders brandgefährdet gilt (ein Vorgängerbau wurde 2001 durch Feuer zerstört) und daher mit sensibler Brandmeldetechnik und speziellen Löschanlagen ausgestattet ist.
Neben den drei Verkaufshallen bietet der Großmarkt Raum für ein Restaurant, Büros, Schulungsräume, eine Mehrzweckhalle, eine Ladezone und umliegend 500 Parkplätze.
Dach
Das weittragende, in verschiedene Segmente gegliederte Zinkdach
formt den gesamten Baukörper und trägt die vielfältigen Aktivitäten
im Inneren der Halle nach außen. Die unterschiedlich großen
Segmente aus mal bunten und mal silbergrauen parallelen linearen
Geometrien verbinden sich zu einer gigantischen asymmetrischen
Außenhaut.
Die Grautöne entstehen durch drei verschiedene Arten von Zink: Eine vorbewitterte Ausführung in Samtgrau, ebenfalls vorbewitterter Titanzink sowie eine klassisch walzblanke Ausführung der profilierten Rollenware. Die Bleche in einer Stärke von 0,65 mm wurden doppelt verarbeitet und auf einem Gerüst aus rostfreiem Stahl überlappend mechanisch fixiert. Vor eindringender Feuchtigkeit schützt eine hochdichte Polyethylenfolie in einer Stärke von 0,6 mm.
Das Tragwerk aus Stahlstützen und zumeist quer verlaufenden,
aneinander gereihten Fachwerkträgern ist innerhalb des gesamten
Komplexes in Felder mit unterschiedlichen Spannweiten aufgeteilt.
Die Träger der Schnittblumenhalle aus einem Parallelfachwerk mit
Rahmenriegeln überspannen etwa sechs Meter, ebenso die als Dreiecke
ausgebildeten Fachwerke im Bereich des Marktes für Zubehör. Das
Dach des Pflanzenmarktes wird durch Parallelfachwerke mit einer
Neigung von 10% getragen, die über 19 Meter spannen. Auskreuzungen
bestimmter Felder bewirken die notwendige Aussteifung; die gesamte
Struktur ist zudem gerahmt durch ein auskragendes, umlaufendes
Parallelfachwerk hinter einer farbigen Zinkverkleidung, dessen
breites Band erscheint dem Dach besondere Plastizität verleiht.
-us
Bautafel
Architekten: WMA Willy Müller Architects, Barcelona
Projektbeteiligte: Area 5, Barcelona (Statik); Greccat, Barcelona (Installationstechnik)
Bauherr: Mercabarna, Barcelona
Standort: Sant Boi de Llobregat, Barcelona
Fertigstellung: 2008
Bildnachweis: Jordi Puig (2-5,7-8,10-12); Ricardo Loureiro (1,6,9) und Willy Müller Architects (13-17), Barcelona