Firmenzentrale Dreier in Völkermarkt
Vorgefertigter Holzbau mit schwarzer Faserzementdeckung an Dach und Fassade
Auf der Fahrt über die Südautobahn durch Kärnten fällt kurz vor
dem Ort Völkermarkt ein markantes Gebäude ins Auge: Ein polygonaler
Baukörper mit mattschwarzen, schrägen Wand- und Dachflächen der
frei in der von Feldern und Wald geprägten Tallandschaft platziert
ist und ein wenig an einen riesigen Findling erinnert. In
Wirklichkeit handelt es sich um einen Holzbau, den der Grazer
Architekt Wladimir Goltnik hier als Sitz der Fensterbaufirma Dreier
realisiert hat. Im Rahmen des Kärntner Holzbaupreises 2013 erhielt
das Gebäude eine Anerkennung in der Kategorie „Gewerbliche
Bauten“.
Auf drei Seiten ist die Gebäudehülle sehr geschlossen und mit
schwarzen Faserzementplatten in Rhombusdeckung verkleidet,
einschließlich der Dachflächen. Im Kontrast dazu steht die weiß
verputzte Südfassade. Oberhalb und seitlich dieser Putzwand kragt
die Faserzementhülle aus und bildet einen konstruktiven
Sonnenschutz. Ein zusätzliches Vordach hebt den Eingang hervor. Die
Faserzementhaut wird von teilweise wiederum schrägen Fensterflächen
durchbrochen, die sich über mehrere Wandflächen erstrecken. Die
schrägen Außenflächen wurden, abgesehen von gestalterischen
Aspekten, bewusst gewählt, um einerseits die Autobahn mit ihrem
Lärm abzuschirmen und andererseits der Wetterseite ableitende
Flächen entgegenzurichten.
Angesichts der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit und begrenzter
finanzieller Mittel setzte das Architektenteam auf eine
Holzkonstruktion aus Leimbinder-Rahmenträgern und selbstragenden
Brettsperrholzplatten. Damit kam es nicht nur den Wünschen des
Geschäftsführers entgegen, der den Werkstoff Holz als ausgebildeter
Tischler bevorzugte. Auch zur Umsetzung der ausgefallenen und
komplexen Gebäudeform schien Holz besser geeignet als Stahlbeton
oder eine Stahlrahmenkonstruktion. Die Planung der Architekten im
3-D-Modell bildete die Basis für die Vorfertigung durch die
ausführenden Firmen. Auf diese Weise wurde die Realisierung des
Projektes in einer nur fünf Monaten möglich.
Gallerie
Als Basis des Tragwerks dient eine Betonplatte über die gesamte
44 x 17 Meter große Grundfläche, in die sechs Betonstützen
eingespannt sind. Die Tragkonstruktion von Dach und Außenwänden ist
eine schlanke und statisch effiziente Kombination aus
Brettschichtholz-Trägern, quer dazu verlaufenden, biegesteifen
BSH-Rahmen und Massivholz-Tafelelementen aus CLT (cross-laminated
timber), die die Queraussteifung übernehmen. Die Last der schrägen
Hülle wird über die BSH-Dachträger in die Betonstützen abgeleitet.
In das statische Konzept wurden alle Bauteile integriert, ihr
Zusammenwirken ermöglicht eine hohe Wirtschaftlichkeit bei der
Dimensionierung von Wand, Dach und Trägern. Der hohe
Vorfertigungsgrad der Holz-Tafelelemente machte auch komplizierte
Verschneidungen möglich. So laufen im höchsten Punkt des Daches
über dem Besprechungs- und Seminarraum vier unterschiedlich
geneigte Dachflächen zusammen.
Im Inneren des Gebäudes ist der Werkstoff Holz sehr präsent.
Überall sind die Oberflächen der Holztafeln und -träger sichtbar.
Geschossdecken und Treppen wurden ebenfalls aus Holz hergestellt.
Im Erdgeschoss der Firmenzentrale mit einer Nutzfläche von 1.150 m²
befinden sich ein großzügiger Ausstellungsbereich sowie die
Produktions- und Lagerflächen, im 1. Obergeschoss liegen die
Büroräume. Darüber, unter dem höchsten Punkt des Daches, sind ein
großes Büro und ein Präsentationsraum untergebracht, die sich beide
zu einer in das Gebäudevolumen eingeschnittenen Dachterrasse öffnen
lassen.
Dach
Dach und Außenwände bilden eine gemeinsame Hülle aus vorgefertigten
CLT-Massivholzelementen in Tafelbauweise mit einer Deckung aus
Faserzementrhomben. Neben der herstellerneutralen deutschen
Produktbezeichnung Brettsperrholz (BSP) und der englischen
Bezeichnung cross-laminated timber (CLT oder auch X-Lam) sind auch
Bezeichnungen wie Dickholz oder Kreuzlagenholz geläufig.
Brettsperrholz wird aus kreuzweise verleimten Einschichtplatten
hergestellt. Dies hat bauphysikalische Vorteile und bewirkt einen
problemlosen Verbindungsmittelanschluss. Die kreuzweise Anordnung
der Längs- und Querlamellen sorgt für eine hohe Formstabilität und
ermöglicht die Lastabtragung in mehrere Richtungen. Quellen und
Schwinden reduzieren sich auf ein Minimum.
Die Außenwände sind hinterlüftet, das Dach ist nach dem
Massivholzelement dampfdicht ausgeführt. Auf der Dämmschicht wurde
eine Verschalung mit Abdichtung befestigt, die als
Unterkonstruktion für die aufgenagelte Rhombendeckung
dient.
Bautafel
Architekt: Architekt Goltnik, Graz
Projektbeteiligte: Lackner & Raml Ziviltechniker, Villach (Tragwerksplanung); Strobl Bau – Holzbau, Weiz (Holzbau), Eternit, Vöcklabruck (Faserzementschindeln)
Bauherr: Fenster Dreier, Völkermarkt
Fertigstellung: 2012
Standort: IGP Süd Völkermarkt 17, AT-9100 Völkermarkt
Bildnachweis: Architekt Goltnik, Graz ; Proholz Kärnten, Klagenfurt / Fritz Klaura