Wohnungsbau Dezobry in Saint-Denis
Sechsgeschossiger Holzmassivbau mit Mineralwolledämmung
Unmittelbar nördlich von Paris gelegen, gehört die Stadt
Saint-Denis längst zu den Banlieues. Und wie in vielen Vororten der
Metropole gibt es auch hier viele Probleme. Sie zu mindern und die
Lebensqualität der Bewohner insgesamt zu verbessern, ist das Ziel
eines städtebaulichen Großprojekts, das die französische Regierung
unter Nicolas Sarkozy gestartet hat. In einem Zeitraum von 20 bis
40 Jahren soll das Nahverkehrsnetz ausgebaut und neue Parkanlagen,
Geschäftszentren und Wohnquartiere errichtet werden. Bereits fertig
ist ein bemerkenswerter sozialer Wohnungsbau mit schimmernder
Metallfassade, der eine schmale Baulücke im Stadtzentrum schließt.
Geplant von JTB Architecture, ist er nach dem Standort in der
Seitenstraße Dezobry benannt. Den Architekten ist es gelungen, auf
dem kleinen Grundstück sechs Geschosse mit einer großen Vielfalt an
unterschiedlichen Wohnungstypen zu entwickeln.
Gallerie
Insgesamt zehn Ein- bis Fünfzimmerwohnungen sind in den fünf
oberen Geschossen untergebracht. Im beige verputzten Erdgeschoss
befinden sich eine Ladeneinheit, der Heizungsraum, Abstellräume für
Fahrräder, Geräte und Abfall sowie der Durchgang zum Hinterhof.
Über ihn gelangen die Bewohner zum zentralen Erschließungskern mit
Wendeltreppe und Aufzug. Zur Straßenseite nach Westen besteht die
Fassade aus weiß lackiertem Stahlblech. Durch die hoch rechteckigen
Fenster fällt viel Tageslicht in die Wohnräume. Bei Bedarf können
die Öffnungen mit Faltläden, die ebenfalls aus weißem Stahlblech
bestehen, komplett geschlossen werden. Die Metallverkleidung geht
nahtlos in das nur leicht aus der Horizontalen geneigte Mansarddach
über. Um zwischen den leicht unterschiedlichen Traufhöhen der
beiden Nachbargebäude zu vermitteln, verläuft die Traufe am Neubau
mit einem Knick.
Die nach Osten ausgerichtete, ebenfalls weiß gestaltete Hofseite
prägen durchgehende, weit auskragende Stahlbetonbalkone mit weißen
Brüstungsgittern. Einen dezenten Kontrast in dieser Ansicht bilden
die hölzernen Rahmen der Fenster und Türen sowie die Balken, auf
denen die Betonteile auflagern. Außer den Balkonen bietet der Hof
den Mietern Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien. Er wird von den
Bewohnern als Garten gestaltet.
Wärmedämmung / Konstruktion
Hinter der vorgehängten metallischen Hülle steckt größtenteils
eine Holzkonstruktion. Lediglich das Erdgeschoss ist aus Stahlbeton
und Mauerwerk errichtet, die fünf Geschosse darüber sind als
Holzmassivbau ausgeführt. Alle tragenden Bauteile, einschließlich
des Treppenhauses und des Aufzugsschachts sind aus Holz. Nur die
Balkone auf der Hofseite sind aus Feuerschutzgründen
Betonfertigteile, um den Brandüberschlag zwischen den Geschossen zu
verhindern. Um den Montageaufwand zu minimieren, wurde die Treppe
aus einzeln vorgefertigten Stahlbetontreppenstufen ausgeführt.
Innerhalb von nur neun Tagen wurden alle hölzernen Wohngeschosse
auf dem Erdgeschosssockel aufgestellt.
Das Gebäude wurde nach den Anforderungen des Niedrigenergiestandard
BBC-Effinergie von 2005 geplant, das dem aktuell gesetzlich
geltenden Mindeststandard zur Energieeffizienz in Frankreich
entspricht. Die 95 mm starken dreilagigen Brettsperrholzwände
wurden außenseitig mit 12 cm Mineralwolle der Wärmeleitfähigkeit 0,032 W/mK gedämmt und mit
einer diffusionsoffenen Unterspannbahn belegt. Die vorgehängte und
hinterlüftete Fassadenverkleidung aus einbrennlackiertem Stahlblech
hängt an einer zweilagigen Stahlunterkonstruktion. Der innenseitig
angeordnete 28 mm starke Installationsraum wurde ebenfalls mit
Mineralwolle gedämmt und mit Gipskarton verkleidet. Dieser
Außenwandaufbau erreicht ein U-Wert von 0,29 W/m²K.
Die 162 mm dicken Geschossdecken aus fünflagigem Brettsperrholz
erhielten einen Fußbodenaufbau aus Trittschalldämmung, Estrich und einen
PVC-Bodenbelag in den Wohnungen und einem strapazierfähigeren
Kautschukbelag in den Erschließungszonen. Um den Schallschutz zwischen den Geschossen zu erhöhen,
wurden die Massivdecken unterseitig mit 10 cm Mineralwolle und zwei
Lagen Gipskarton verkleidet. Das Schrägdach ist mit
Stahltrapezblech auf einer Stahlunterkonstruktion eingedeckt. Die
Dämmung der obersten Geschossdecke erfolgte mit 16 cm Mineralwolle.
Zusammen mit einer auf dem Dach montierten Solaranlage wird ein
Primärenergiebedarf von 42 kWh/m²a erreicht, der
durchschnittliche U-Wert für alle Bauteile beträgt 0,314 W/m²K.
Bautafel
Architekten: JTB Architecture, Paris
Projektbeteiligte: Arpente, Paris (Tragwerksplanung); EGSC, Paris (Brandschutz); KLH, Teufenbach-Katsch und Lignatec, Sainte Marguerite (Brettsperrholz)
Bauherr: Stadt Saint-Denis (Plaine Commune Habitat)
Fertigstellung: 2015
Standort: 10 rue Dezobry, 93200 Saint-Denis, Frankreich
Bildnachweis: Cyrille Lallement, Luc Boegly, beide Paris
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