Zweifamilienhaus in der Nordwestuckermark
Holzskelettkonstruktion mit Strohballendämmung
Nachhaltiges Bauen zeichnet sich durch den umweltbewussten Umgang mit Materialien, den Einsatz lokal vorhandener Ressourcen und die Minimierung des Energieverbrauchs aus. Diesen Prinzipien hat sich auch das Architekturbüro Spreeplan Projekt verschrieben, nach dessen Plänen ein Zweifamilienhaus im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in der Norduckermark entstand.
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Das Neubau steht auf einer kleinen Anhöhe zehn Gehminuten vom Kleinen und Großen Parmensee entfernt. Hier wurde das gelbe Haus mit den abgerundeten Ecken auf einem mehr als hundert Jahre alten Natursteinkeller errichtet. Über dem Erdgeschoss steigt ein zweistufiges Pultdach auf, unter dem höheren Teil befindet sich ein Dachgeschoss. Das Gebäude wurde optimal nach dem Sonnenstand ausgerichtet: die zweigeschossige Fassade weist nach Südwesten. Von hier ist auch der Blick über den abfallenden Hügel und die Dächer der weiter vorne stehenden Häuser möglich.
Der Grundrissentwurf ist schlicht und funktional: Im Erdgeschoss trennt eine massive Wand die beiden Wohnungen ein Stück abseits der Mitte. Bäder, Küchen und Wohnzimmer jeweils in einem Quadranten angeordnet. Der kleineren Wohnung ist eine von außen zugängliche Waschküche zugeordnet. Unter der größeren befinden sich die drei historischen Kellerräume. In beiden Hälften des Hauses führt eine Treppe nach oben, wo die Schlafzimmer zu finden sind.
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Nachwachsende Materialien in vielen Bereichen
Das Gebäude wurde als Holzskelettkonstruktion mit Strohballendämmung und einer Vollholzdecke errichtet. Außen kam ein Kalkputz zum Einsatz, der mit einer Silikatfarbe gelb beschichtet wurde. Innen wurde ein Lehmputz verwendet. Trockenbauplatten aus gepresstem Stroh wurden für die Innenwände verwendet, während eine Stampflehmwand die beiden Wohnungen trennt. Diese dient als Wärmespeicher im Winter und Kältespeicher im Sommer und sorgt für eine konstante relative Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen. Durch den Einsatz von Lehm- und Kalkputz wird die Raumluftfeuchte ebenfalls reguliert – ein angenehmes Raumklima entsteht.
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Dämmstoffe: Hanf und Strohballen
Das obere Pultdach erhielt eine Zwischensparrendämmung aus Hanf und eine vollflächige diffusionsoffene Unterdeckplatte aus Holzfasern. Das untere Pultdach wurde mit einer Strohballendämmung gedämmt. Die Wand- und Deckenelemente wurden im Werk vorgefertigt und mussten auf der Baustelle nur noch aufgestellt werden. Strohballen sind klimaneutral und in Europa oft regional verfügbar – so auch in der Nordwestuckermark. Der Dämmstoff kommt in Ballen gepresst auf die Baustelle und ist direkt einsatzbereit. Im günstigsten Fall kann das Material direkt beim Bauern um die Ecke bezogen werden, sodass lange Transportwege entfallen. Damit ist der sogenannte Primärenergieeinsatz extrem niedrig – also die Energie die notwendig ist, um den Baustoff überhaupt herzustellen.
Reduzierte Haustechnik
Ziel war, eine möglichst reduzierte Haustechnik umzusetzen. Neben dem Lehmgrundofen mit Holzvergasertechnologie kam eine elektrische Deckenflächenheizung – als Armierungsmatte im Putz – zum Einsatz. Zur Eigenstromerzeugung wünschten sich die Bauherren eine Solaranlage auf dem Dach. -sus
Bautafel
Architektur: Spreeplan Projekt, Berlin
Projektbeteiligte: HÜLS Ingenieure, Blankenfelde-Mahlow (Tragwerksplanung)
Bauherr/in: privat
Standort: Am Gutspark 7, Ortsteil Warbende, 17291 Nordwestuckermark
Fertigstellung: 2017
Bildnachweis: Dag Schaffarczyk (Fotos); Spreeplan Projekt, Berlin (Pläne)
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