Wohnsiedlung Maierhof in Bludenz
Wie ein gewachsenes Dorf
Eingebettet in die Vorarlberger Bergwelt liegt ganz im Westen Österreichs die Alpenstadt Bludenz. Im Ortsteil Brunnenfeld, das vornehmlich von landwirtschaftlicher Nutzung, alten Ställen und Einfamilienhäusern geprägt ist, ist kürzliche eine neue Wohnsiedlung auf einem rund 8.500 Quadratmeter großen Areal am Ortsrand entstanden. Geplant haben das Projekt Maierhof die Architekten von feld 72. Durchlässigkeit, öffentliche Wege sowie gemeinschaftlich genutzte Freiräume waren die erarbeiteten Anforderungen an das Ensemble, die in Zusammenarbeit mit der Stadt Bludenz und im Austausch mit den Bewohnern definiert wurden. Schließlich wurde als gemeinnütziger genossenschaftlicher Bauträger die Vorarlberger Wohnbauselbsthilfe für die Realisierung der Siedlung gewonnen.
Gallerie
Ensemble aus acht Gebäuden
In dem Ensemble aus acht dreigeschossigen Gebäuden gleicht kein
Haus dem anderen. Die kompakten Baukörper sind unterschiedlich
dimensioniert und ausgerichtet, um den Eindruck eines gewachsenen
Dorfes zu erwecken. Zwischen den Volumen entstehen
abwechslungsreiche große und kleine Freiräume. Die Gebäudetypologie
und deren Maßstäblichkeit orientiert sich am sogenannten
Zürcherhaus, einem denkmalgeschützten Bestandsbau im Ort. Das
Wohngebiet ist größtenteils autofrei, die Zufahrt zur Tiefgarage
liegt im nördlichen Teil des Grundstücks. Die fußläufige
Haupterschließung erfolgt über den Quartiersplatz im Südwesten. Ein
zentraler grüner Innenhof bietet Platz für gemeinschaftliche
Aktivitäten.
Vielfalt
Der Wohnungsmix der insgesamt 67 Einheiten mit einer
Gesamtwohnfläche von rund 4.500 Quadratmetern verteilt sich auf
Einzimmerwohnungen mit 37 m² bis zu Vierzimmerwohnungen mit 91 m².
Alle Wohnungen verfügen über eine Loggia. Diese Vielfalt soll die
Grundlage für eine soziale Mischung der Bewohner in der Siedlung
bieten.
Fassade aus heimischer Weißtanne
Vertikale Latten aus heimischer Weißtanne, unbehandelt und sägerau,
sind in unterschiedlich breiten Abständen aneinandergereiht und
verleihen dem äußeren Erscheinungsbild somit einen spielerischen
Charakter. Ein dünnes umlaufendes Blechband strukturiert die
Fassaden horizontal und markiert den Übergang vom Erdgeschoss zu
den beiden Obergeschossen. Die frei angeordneten quadratischen
Fassadenöffnungen sowie die Fensterfaschen aus Holz wurden
ebenfalls in Anlehnung an das Zürcherhaus konzipiert. Die
Holzfassade, die bereits erste Spuren der Verwitterung zeigt, wird
sich durch eine zunehmende silbergraue Patina mehr und mehr den
umliegenden landwirtschaftlichen Gebäuden angleichen.
Stahlbeton und Holzbau
Das nichtgedämmte Untergeschoss der Gebäude wurde jeweils in
Stahlbetonweise ausgeführt. Die Erdgeschossdecke zur Tiefgarage ist
unterseitig mit einer 14 cm dicken Mineralfaserdämmplatte
(Wärmeleitfähigkeit 0,034 W/mK) gedämmt. Die nichtbrennbare Dämmung
ist mit einem mineralischen Klebemörtel an der Stahlbetondecke
befestigt und unterseitig verputzt. Die Geschossdecken sind
oberseitig mit 8 cm dicken Platten aus expandierten Polystyrol
(EPS) mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,31 W/mK und einer
EPS-Trittschalldämmung belegt.
Holzkonstruktion mit Mineralwolledämmung
Die oberen Geschosse wurden in Hybridbauweise errichtet: die Wände
als Holzkonstruktion und die Geschossdecken aus Stahlbeton.
Zwischen den 32 cm tiefen Ständern aus Konstruktionsvollholz (KVH)
der Außenwände ist eine Mineralwolledämmung mit einer
Wärmeleitfähigkeit von 0,034 W/mK eingebracht. Raumseitig fungieren
vollflächig verklebte OSB-Platten als Dampfsperre. Zwei Lagen Mineralwolle zwischen den Metallständern dienen
nicht nur der Wärmedämmung, sondern auch als Installationsraum. Die
Außenwände sind innenseitig mit Gipskartonplatten verkleidet. Für
die Holzfassade wurden vorgefertigte Hohlkastenelemente eingesetzt.
Die Sockelbereiche sind mit einer 14 cm starken EPS-Dämmung
(Wärmeleitfähigkeit 0,035 W/mK) versehen, die auf dem Sockel aus
Porenbeton verklebt ist.
Die extensiv begrünten Flachdächer sind mit 30 und 40 cm dicken
EPS der
Wärmeleitfähigkeit von 0,031 W/mK gedämmt. Die mit einem Holzrost
belegten Dachterrassen sind mit einem Hochleistungsdämmstoff aus
PU
ausgeführt, der wegen seiner niedrigen Wärmeleitfähigkeit von 0,22
W/mK mit einer Stärke von 10 cm auskommt. Die nicht unterkellerten
Erdgeschossbodenplatten sind oberseitig mit 20 cm EPS belegt.
-sus
Bautafel
Architekten: feld72 Architekten, Wien
Projektbeteiligte: ARGE Hinteregger + Winsauer (GU); Hämmerle - Huster (Tragwerksplanung); Bernhard Weithas (Bauphysik); WILU (Haustechnik); EWA, St. Anton (Elektro); Ingenieurbüro Landa (Versickerung); Gruber + Haumer, Bludenz (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Wohnbauselbsthilfe
Fertigstellung: 2019
Standort: Maierhof 1-8, 6700 Bludenz, Österreich
Bildnachweis: Hertha Hurnaus, Wien
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