Haus Linalotte in Linz
Wohnexperiment mit Zellulosedämmung
Was macht ein erfolgreiches Bau- und Wohnexperiment aus? In Linz bezog eine Familie 2004 ein Provisorium, dass sechzehn Jahre später zur Dauerlösung geworden ist. Das Wiener Büro Caramel Architekten war für beide Lebensphasen des kleinen Gebäudes zuständig: Nach der Ertüchtigung heißt es nun nicht mehr Haus Lina, sondern Haus Linalotte.
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Das Provisorium...
An den Altbau angedockt dienten die 55 Quadratmeter als temporäre Heimstätte für die kleine, damals dreiköpfige Familie. Trotz aller Kompaktheit war die Wohnbox ausgestattet mit Bad, Küche, Heizung und Warmwasseraufbereitung. Der Baukörper am Südwesthang des Linzer Pöstlingsberg wurde in Holzbauweise errichtet und mit Mineralwolle gedämmt. Die teilvorgefertigten Elemente wurden punktuell auf Stahlträger gesetzt, die wiederum auf Streifenfundamenten aufgelegt wurden. Zum Garten hin war der Anbau raumhoch verglast. Mit einer gelben Lkw-Plane waren die übrigen Seiten bespannt.
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...wird zur Dauerlösung
Nachdem die Familie um ein viertes Mitglied gewachsen war, wurde eine Vergrößerung und Ertüchtigung des Häuschens dringend. Es wuchs schließlich auf 87 Quadratmeter Wohnfläche an, die im Westen hinzukamen. Die Erweiterung wurde mit vorgefertigten Holzwand- und Deckenelemten mit Recycling-Zellulosedämmstoff aus Altpapier ausgeführt. Die Lkw-Plane wurde entfernt und gegen eine diffusionsoffene Unterspannbahn getauscht. Ob Bestand oder neu – der gesamte Holzbau erhielt nun eine Hinterlüftungsebene und eine Fassadenverkleidung aus sägerauhen, schwarz lasiertem Fichtenholz. 2021 waren die Bauarbeiten abgeschlossen.
Im Süden wurde eine überdachte Terrasse angebaut, auf der es auch in den Sommermonaten ausreichend Schatten gibt. Der dahinterliegende Wohnraum behielt seine großzügige Verglasung. Ein Koch- und Essbereich, ein abgeteilter Wohnraum, sowie drei Zimmer und zwei Badezimmer finden Platz. Eine der beiden Sanitäreinheiten steht als Box frei im Raum. Auf ihr befindet sich ein Gästebett.
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Holzriegelbau mit Zellulosedämmung
Die Zwischenräume der 16 cm dicken Holzriegel des Wandaufbaus wurden mit Zellulosedämmung aufgefüllt. Außenseitig wurde eine Windbremse aufgebracht und die hinterlüftete Fassadenverkleidung befestigt. Raumseitig wurde die Konstruktion mit OSB-Platten verkleidet, die als Dampfbremse fungieren. Darauf folgt die 4 cm starke Installationsebene, die ausgedämmt und mit Gipskarton verkleidet ist.
Die Dachsparren des Pultdaches erhielten eine 24 cm dicke Zwischensparrendämmung, ebenfalls aus Recyclingzellulose. Die Dachabdichtung erfolgte mit einem Kautschukfoliendach. Zellulose gehört zu den nachwachsenden Dämmstoffen und erreicht eine Wärmeleitfähigkeit von 0,039 W/mK und ist nach DIN 4102 in die Baustoffklasse B2, normal entflammbar, eingestuft. -sus
Bautafel
Architektur: Caramel Architekten, Wien; Juliane Seidel, Linz/Wien/Sindelfingen
Projektbeteiligte: Werkraum, Wien (Tragwerksplanung); Thomas Seidel, ksp (Bauphysik)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Hertha Hurnaus (Fotos); Caramel Architekten (Pläne)
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