Einfamilienhaus in Hamburg
Unten Beton - oben Kreuzlagenholz
Man sieht es ihm wirklich nicht an, dem Einfamilienhaus in Hamburg, das nach Plänen der Konstanzer Kraus Schönberg Architekten entstand: Es handelt sich um ein vorgefertigtes und kostengünstiges Niedrigenergiehaus, berechnet von den Stuttgarter Ingenieuren des Büros Werner Sobek.
Gallerie
Die individuellen Nutzungen wie Schlaf-, Kinder- und Badezimmer sind im oberen Bereich des Volumens, der sogenannten schwebenden Haube, untergebracht. Den unterschiedlichen Inhalten entsprechend variieren auch die Höhen dieser Räume. Von der oberen geraden Flachdachkante ausgehend, modulieren sie die Decke des darunterliegenden Gemeinschaftsraumes für Küche und Wohnen. Dieser größte Raum des Hauses liegt 1,5 m unterhalb der Geländeoberkante.
Die massiven Brüstungen des Gemeinschaftsraumes schließen auf einer Ebene mit der Grasnarbe ab. Durch die Versprünge innerhalb der Decke ergeben sich unterschiedlich große Fassadenflächen, die alle komplett verglast wurden und nun den Eindruck eines schwebenden Obergeschosses erwecken. Als Erschließung der oberen Räume dient eine offene Treppe innerhalb eines Atriums. Dort entstanden auch vielfältige Blickbeziehungen aus allen abgeschlossenen höheren Räumen - z. B. aus dem Schlafzimmer oder der Dusche - in die Gemeinschaftsräume.
Durch das Einschneiden des Erdgeschosses um 1,5 m in das Erdreich wird es nach der Bauordnung nicht mehr als Vollgeschoss gezählt. So konnten die Architekten die restriktiven Bestimmungen des Bebauungsplanes umgehen, der eine eingeschossige Bebauung vorschrieb. Die Sichtbetonwände im Erdgeschoss sind mithilfe einer Holzverschalung entstanden und sollen durch ihre Struktur den Nutzern Geborgenheit vermitteln, die großzügigen Glasöffnungen und Raumkonzeption dagegen ermöglichen ihnen verschiedene Perspektiven nach innen und außen.
Wärmedämmung/Konstruktion
Die schwebende Haube besteht aus einem Holzbaukörper, dessen Wände
und Decken komplett aus Kreuzlagenholz (KLH) erstellt wurden. Alle
Lasten werden über 12 filigrane Stahlstützen an den massiven
Beton-Körper des Erdgeschosses abgegeben. Die Entscheidung für den
Holzbau fiel aus ökonomischen Erwägungen, da die modulierte
Deckenplatte als Tragwerksplatte aus Kreuzlagenholz am einfachsten
zu erstellen war. Fenster- und Türöffnungen der Wände wurden so
optimiert, dass nur eine konstruktive Wandstärke von 12 cm
notwendig war.
KLH wird aus kreuzweise übereinandergestapelten und miteinander verleimten Fichtenbrettern hergestellt. Durch diese Anordnung der Längs- und Querlamellen wird das Quellen und Schwinden in der Plattenebene auf ein unbedeutendes Minimum reduziert, die statische Belastbarkeit und Formstabilität jedoch beträchtlich erhöht. Im Vergleich zu üblichen Holzbauprodukten eröffnen sich mit KLH völlig neue Möglichkeiten der Lastabtragung. Lasten können hier nicht nur, wie beispielsweise bei Stützen oder Balken, in eine Richtung, sondern allseitig abgetragen werden. Außen erhielten die KLH-Wände eine 20 cm dicke druckfeste PUR Hartschaumdämmung mit horizontaler Brettschalung aus Douglasie (U-Wert 0,125 W/m²K).
Das Flachdach wurde mit einer Gefälledämmung ebenfalls aus
PUR-Hartschaum und als Gründach mit 8 cm Aufbau ausgeführt, die
Dämmstoffdicke beträgt im Mittel 22 cm (U-Wert 0,114 W/m²K). Der
massive Sockel ist komplett aus wasserundurchlässigem Beton
hergestellt und erhielt innen eine Rauspundschalung (U-Wert 0,127
W/m²K). Der Jahresprimärenergiebedarf des mit Erdwärme
geheizten Gebäudes liegt unter 60 kWh/m³.
Das Haus W genannte Einfamilienhaus gewann im Jahr 2009 den Deutschen Holzbaupreis.
Bautafel
Architekten: Kraus Schönberg Architekten, Konstanz/London
Projektbeteiligte: Werner Sobek Ingenieure, Frankfurt (Tragwerksplanung)
Bauherr: Familie Wachsmuth
Fertigstellung: 2007
Standort: Hamburg
Bildnachweis: Kraus Schönberg Architekten, Konstanz/London (Pläne); Ioana Marinescu, Kraus Schönberg (Fotos)
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