Wohnanlage in Wien
Zwei Baukörper mit über 100 lichtdurchfluteten Wohnungen
Wie in den meisten Großstädten ist auch in Wien der Wohnraum
knapp. Eine Maßnahme ist hier die innerstädtische Stadterweiterung.
Beispielsweise sollen Areale ehemaliger Industriegebiete und
Bahnhöfe, die in ihrer ursprünglichen Funktion nicht mehr genutzt
werden, zu Wohnareal umgewandelt werden. So geschehen ist es im
Wiener Bezirk Simmering: Wo früher Kompressoren und Ventile
hergestellt wurden, sind auf dem 3,7 Hektar großen ehemaligen
Betriebsgelände der Hörbiger Werke sieben Bauplätze mit insgesamt
505 Wohnungen in Planung. Bereits fertiggestellt ist auf dem
sogenannten Bauplatz Süd ein stark verdichteter Wohnbau mit
insgesamt 107 Wohneinheiten, den die Wiener Architekten Geiswinkler
& Geiswinkler entworfen haben.
Gallerie
Stadthaus und Gartenhaus
Eine dreiseitige Blockrandbebauung entlang der Braunhuberstraße
schließt das Karree zu einem geschlossenen Wohnblock. Der sechs-
bis achtgeschossige Neubau ist in zwei Baukörper unterteilt: Das
u-förmige Stadthaus umfasst das lineare Gartenhaus. Ersteres
schließt direkt an die bestehenden Nachbargebäude an. In den
straßenseitigen Erdgeschosszonen sind flexibel aufteilbare
Gewerbeflächen angeordnet. Die Tragstruktur des Gebäudes wurde so
gewählt, dass auch die Wohnungen in den Obergeschossen eine große
Grundrissflexibilität gewährleisten. Sämtliche Fenster vom
Gartenhaus sind in südöstliche Richtung zum begrünten Innenhof
ausgerichtet.
Die Fassade besteht aus mehreren Ebenen. Vor den verputzten Außenwänden der Straßenseiten verlaufen in allen Obergeschossen Freibereiche, die den Wohnungen zugeordnet sind. Eine Metallstruktur aus senkrechten Stäben unterschiedlicher Stärken und transluzente Geländer bilden die zweite Ebene vor der Putzfassade. Die Struktur wird durch schubladenartig herausgeschobene Balkone aus Beton in unterschiedlicher Größe durchbrochen.
Kompakte Grundrisse, helle Wohnungen
Ein großer Eingang leitet von der Braunhuberstraße in das
zentrale Treppenhaus. Dieser fast drei Meter breite Bereich dient
nicht nur der Erschließung der etwa 40 bis 95 Quadratmeter großen
Wohnungen, sondern auch als Gemeinschaftsfläche und Treffpunkt für
die Nachbarn. Die sogenannte Kommunikationszone bietet unter
anderem Platz für Kinderwagen, Fahrräder und Rollatoren, und darf
laut Bauordnung sogar möbliert werden. Hier befinden sich die
Treppenaufgänge und an den Enden jeweils ein Aufzug. Mehrere
Lichtkuppeln lassen üppiges Tageslicht von oben einfallen.
Mit dem Neubau ist es gelungen, hellen Wohnraum mit kompakten Grundrissen zu schaffen, der auch für Familien erschwinglich ist. Die Einheiten sind jeweils in eine Himmelsrichtung ausgerichtet. Die Eingänge, Bäder und Küchen orientieren sich zur gemeinsamen Innenhalle. Alle Wohnungen sind mit einem umlaufenden Balkon ausgestattet, jedes Zimmer verfügt über ein bodentiefes Fenster. Im Hof befinden sich neben Gartenparzellen auch ein Gemeinschaftsgarten und ein Spielplatz. Im sechsten Obergeschoss stehen den Bewohner zwei große Dachterrassen zur allgemeinen Verfügung.
Wärmedämmverbundsystem mit Steinwolle
Das unterkellerte Gebäude ist als Massivbau in Stahlbeton errichtet. Die Stahlbetonaußenwände sind mit einer Putzträgerplatte aus 16 cm dicker Steinwolle bestückt, ein mineralischer Außenputz bildet die Oberfläche. Die hochverdichtete, druckfeste Dämmplatte mit einem Nennwert der Wärmeleitfähigkeit λD von 0,036 W/m²K ist wärme- und schalldämmend sowie nicht brennbar (A1 gemäß DIN EN 13501 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten). Die Balkone aus Stahlbeton sind wärmebrückenfrei über Isokörbe an der Tragkonstruktion angeschlossen.
Im Sockel ist eine 16 cm dicke Fassadendämmplatte aus expandiertem Polystyrolhartschaumstoff (EPS) eingebaut. Die Dämmung hat eine spezielle Beschichtung, ist dadurch wasserabweisend und erreicht einen Wert der Wärmeleitfähigkeit von 0,031W/mK. In den erdberührten Bereichen der Außenwände aus wasserundurchlässigem (WU) Beton kommt eine 5 cm dicke Perimeterdämmung aus extrudiertem Polystyrol (XPS) zum Einsatz. Der geschlossenzellige und harte Dämmstoff weist eine hohe mechanische Belastbarkeit und Feuchtebeständigkeit auf und hat mit λD von 0,033 W/m²K gute Wärmedämmeigenschaften.
Die Flachdächer sind mit einer Gefälledämmung aus EPS in einer Dicke von 15 bis 33 cm versehen. Die druckbelastbare und hochwärmedämmende Hartschaumplatte erreicht eine Wärmeleitfähigkeit λD von 0,031 W/m²K. Flachdächer mit einer intensiven Begrünung erhielten eine 5 cm starke Dämmung aus XPS.
Primärenergiebedarf: 69 kWh/m²a
Durch den Einsatz effizienter Dämmstärken und einer optimierten
Gebäudehülle im Zusammenspiel mit der gewählten Haustechnik
erreicht die Wohnanlage einen Primärenergiebedarf von nur 69 kWh/m²a. Der
ermittelte Heizwärmebedarf liegt bei 16 kWh/m²a. Neben einer
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und einer Photovoltaikanlage
auf dem Dach gibt es für jede Wohneinheit eine kontrollierte
Wohnraumlüftung.
Bautafel
Architekten: Geiswinkler & Geiswinkler Architekten, Wien
Projektbeteiligte: Vasko und Partner Ingenieure, Wien (Tragwerksplanung, Haustechnik, Bauphysik); Geiswinkler & Geiswinkler Architekten, Wien (Außenanlagen); Skirl, Wien (Wandgestaltung)
Bauherr: EGW Heimstätte, Wien
Fertigstellung: 2018
Standort: Braunhubergasse 23, 1110 Wien, Österreich
Bildnachweis: Manfred Seidl, Wien
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