Bürogebäude Ericpol in Lodz
Sichtmauerwerk mit Mineralwolledämmung
Nach wirtschaftlich schwierigen Zeiten aufgrund des Niedergangs der Textilindustrie zu Beginn der 1990er-Jahre hat sich die polnische Stadt Lodz zu einem wichtigen Standort für die Unterhaltungs- und Elektronikbranche entwickelt. Auch das Softwareunternehmen Ericpol zog es hierher. Von dem Krakauer Architekturbüro Horizone Studio ließ es sich ein Verwaltungsgebäude für seine rund 800 Mitarbeiter planen. Mittlerweile ist die Firma zwar vom Ericsson-Konzern übernommenen worden, an der Gebäudenutzung hat sich jedoch nichts geändert.
Gallerie
Das viergeschossige Gebäude befindet sich im Stadtzentrum nahe der historistischen Prachtmeile Piotrkowska. Auf dem Nachbargrundstück steht die denkmalgeschützte Neorenaissancevilla eines damaligen Fabrikanten samt parkähnlichem Garten. Das früher daran angrenzende Freibad ist dem neuen Bürogebäude gewichen. In unmittelbarer Nähe liegen außerdem historische Arbeiterwohnungen und ein Industriekomplex, die inzwischen von Künstlern als Lofts, Galerien oder Museen genutzt werden.
In Anlehnung an die alten Industriebauten entschieden sich die Architekten für ein traditionelles Fassadenmaterial, das sie mit viel Glas kombinierten. Verbaut wurden handgestrichene, hellgraue Mauerziegel, dazwischen an den Längsseiten raumhohe, dicht nebeneinander liegende Fenster. Ihre Öffnungsflügel verbergen sich hinter senkrecht angebrachten Metalllisenen. Die im Grundriss dreieckigen und perforierten Elemente schützen vor schräg einfallendem Sonnenlicht und minimieren Einblicke von außen. Jedes trägt einen senkrechten Farbstreifen, der im Erdgeschoss knallig grün ist und nach oben hin in Abstufungen zu einem gedämpften Orangebraun wechselt. Entlang der äußeren Süd- und Nordfassade verspringen das Erd- und Dachgeschoss über die gesamte Länge konisch nach innen. In der oberen Etage wird dieser Rücksprung als Austritt genutzt.
In seinem Grundriss den Buchstaben X formend, befinden sich im zentralen Verbindungselement das Foyer und zwei Erschließungskerne. Die beiden Hauptzugänge liegen jeweils in den Knickpunkten der Süd- und Ostfassade. Im Erdgeschoss gibt es eine Kantine, ansonsten wie in den Obergeschossen große Büroräume, die teilweise durch Glastrennwände separiert sind und von einem mittig verlaufenden Flur erschlossen werden. Von Glas umschlossen sind auch die Besprechungsinseln, die im zentralen Gebäudekern der oberen Etagen angeordnet sind. Die Innenräume sind recht zurückhaltend gestaltet: Die Wände sind weiß gestrichen, die Decken in Sichtbeton belassen, graue Keramikfliesen oder grauer Teppichboden bedecken die Böden. Einzelne Möbelstücke und Vorhänge in kräftigen Farben setzen Akzente, ebenso die Geländerfüllungen in den Erschließungskernen aus Sichtbeton. Einige Wände wurden zudem von Kunststudenten gestaltet.
Wärmedämmung/Konstruktion
Das Gebäude ist in Massivbauweise aus Stahlbeton errichtet.
Die kernaktivierten Stahlbetondecken unterstützen die
konventionelle Heizung mit Unterflurkonvektoren im Winter und
dienen der Kühlung im Sommer. Die Fenster der Süd-, Ost- und
Westfassade sind zweifachverglast und mit einer
Sonnenschutzbeschichtung versehen, die Fenster der Nordseite
erhielten eine Dreifachverglasung, um Wärmeverluste zu
reduzieren.
Der Aufbau der zweischaligen, hinterlüfteten Außenwandkonstruktion besteht von innen nach außen aus 20 cm Stahlbeton, 14 cm Mineralwolle, einer 4 cm Luftschicht und 11,5 cm Sichtmauerwerk. Die nicht tragende Außenschale aus Handstrichziegeln wurde mittels Mauerankern an der tragenden Betonwand befestigt. Die Wärmeleitfähigkeit der Mineralwolldämmung beträgt 0,035 W/mK. Sie ist nicht brennbar und entspricht der Euroklasse A1.
Die teilweise als Dachterrassen genutzten Flachdächer erhielten
eine mehrlagige Wärme- und Gefälledämmung aus expandierten Polystyrol
(EPS) in Dämmstärken von 16 bis 29 cm mit einer Wärmeleitfähigkeit
von 0,040 W/mK. Die Bodenplatte wurde mit 16 cm EPS gedämmt, die
Deckenunterseite des Untergeschosses mit einer 14 cm starken,
ebenfalls nicht brennbaren Mineralwolledämmung belegt.
Bautafel
Architekten: Horizone Studio, Krakau
Projektbeteiligte: KDB Zbigniew Kotynia, Lodz (Tragwerksplanung); Strabag, Pruszków (Generalunternehmer); Niras Polska, Warschau (HLS-Planung); Aluprof, Bielsko-Biała Petersen (Fassadensystem); Guardian, Tschenstochau (Glasfassade); Tegl, Broager und Nova, Warschau (Ziegelfassaden)
Bauherr: Ericpol, Lodz
Fertigstellung: 2015
Standort: Sienkiewicza 175, Lodz
Bildnachweis: Piotr Piatek; Wojciech Krynski; Horizone Studio, Krakau
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