Bürogebäude Spor X in Drammen

Brandwände aus Holz und Steinwolle

Als im März 2020 plötzlich zahlreiche Schreibtische verwaist waren, mag in manchen Führungsetagen darüber nachgedacht worden sein, wie viele Büroquadratmeter noch gebraucht werden. Ließe sich nicht alle Arbeit – ob erwerbsmäßig oder nicht – zu Hause erledigen? Doch wer verfügt schon über genug Wohnraum, damit Videokonferenzen und Telefonate, Kochen, Putzen, Hausaufgabenmachen und Spielen am selben Ort Platz finden? Wie sähe ein optimales Arbeitsumfeld aus? Ein solches soll Spor X bieten – so steht auf der Webseite des Bürogebäudes in der südnorwegischen Stadt Drammen. Den 2022 eingeweihten Holzturm mit zum Teil hotelmäßig buchbaren Arbeitsräumen haben DARK Arkitekter geplant.

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Holzexportstadt Drammen

Mehrere hundert Kilometer Küstenlinie umgeben den Oslofjord, einen der größten Fjorde Norwegens. In einem seiner Seitenarme liegt die Industrie- und Handelsstadt Drammen. Hier, wo der Fluss Drammenselva in den Drammensfjord mündet, kommen jährlich unzählige Tonnen Bauholz aus dem Landesinneren an. Dieser Wasserweg gehört zu den Hauptschlagadern des norwegischen Holzexports. Gewerbehallen und Hafenkräne bevölkern die Ufer und die Fjordinsel Holmen. Am Südufer, im Stadtteil Strømsø, befindet sich kurzem ein neues Bürohaus.

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Eine inspirierende Arbeitswelt?

In unmittelbarer Nähe des Bahnhofs verzichtete der Auftraggeber, das Immobilienunternehmen Vestaksen Eiendom, vollständig auf Autoparkplätze. Stattdessen wurde im Untergeschoss eine Fahrradgarage eingerichtet. Im zweigeschossigen Sockelbau darüber sind ein Café, Einzelbüros und Videokonferenz- und Besprechungsräume untergebracht. Die weiteren acht Geschosse ragen als Turm Richtung Himmel. Die feingliedrige Holzfassade wird auf der Fjordseite von einer Glasfuge unterbrochen. Das oberste Geschoss besteht zur Hälfte aus einer Dachterrasse. Von weitem sieht es also fast so aus, als handele es sich um zwei Türme. 

Offene, teilweise loftartige Arbeitsbereiche erstrecken sich entlang der Fenster. In der Grundrissmitte befindet sich ein massiver, länglicher Kern, in dem Treppen, Aufzüge sowie Sanitär- und Lagerräume untergebracht sind. Spor X verspricht auf seiner Webseite eine inspirierende Bürogemeinschaft. Geworben wird mit Tagungsräumen, einem Restaurant, einer Dachterrasse, einem Trainingsraum sowie Garderoben und Duschen. Für kurzfristigen Arbeitsplatz-Bedarf gibt es das sogenannte Bürohotel, in dem bestehende Mieter*innen weitere Flächen zu flexiblen Vertragslaufzeiten hinzubuchen können.

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2.500 Kubikmeter Holz

Das nachhaltigste Gebäude Nordeuropas zu errichten war das Ziel des Immobilienunternehmens. In der Folge wurde der Einsatz von Stahl und Beton minimiert. 2.000 m3 Massivholz und 500 m3 Brettschichtholz sind in dem Bürogebäude verbaut – geliefert von örtlichen Sägewerken. Das Besondere: Selbst die Kernzone ist mit durch Brettschichtholzstützen verstärkten Massivholz-Elementen konstruiert. Das Tragwerk des Gebäudes besteht aus Balken und Stützen aus Brettschichtholz. Zur Aussteifung dient je eine Massivholzwand an den Schmalseiten des Turms. Viele der tragenden Elemente sind im Innenraum sichtbar und harmonieren mit den übrigen Decken- und Wandverkleidungen. Die warmen Holztöne ergänzen graue Teppichböden und polierter Terrazzo. Fenster- und Türrahmen, Beschläge sowie Leuchtkörper sind anthrazitgrau bis schwarz.

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Holz – ein brandsicheres Material?

Wie in anderen Ländern Nordeuropas spielt auch in Norwegen Holz seit jeher eine große Rolle als Baumaterial. Nichtsdestotrotz sind auch hier die Vorschriften streng, wenn es um den Brandschutz geht. Eigentlich müssen Brandwände aus nichtbrennbaren Materialien bestehen und sind entsprechend praktisch nur aus Ziegeln und Beton vorgesehen. Bei Spor X hingegen bestehen die Brandwände aus tragenden Holzelementen. Wie ist das möglich?

Das in dem Bürogebäude verbaute Massivholz soll langsam und vorhersehbar brennen. Das liegt unter anderem an dem hitzebeständiger MUF-Leim. Massivholz besteht schließlich – im Gegensatz zu Vollholz – nicht aus einem durchgehenden Stück Holz, sondern aus miteinander verleimten Teilen. Der gleiche Leim wurde auch für die Brettschichtholzträger und -stützen verwendet.

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Dämmstoffe: Steinwolle als Brandschützer

Einen wichtigen Beitrag zur Zulassung der Holzwände als Brandschutzwand der Klasse REI 120 M leistete jedoch die Dämmung. Verwendet wurden Steinwolle-Platten. Diese bieten nicht nur ausreichend Wärmeschutz in den norwegischen Wintern, sondern gelten auch als nicht brennbar (Baustoffklasse A1) gemäß der EN 13501-1: Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten - Teil 1: Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von Bauprodukten.

Die Kombination aus Massivholz- und Steinwolleplatten wurde anhand drei mal drei Meter großer Testwände einer normgerechten Brandprüfung unterzogen. Bei Temperaturen von bis zu 1000 Grad wurde untersucht, ob die Wände einem Feuer 120 Minuten standhalten können. Währenddessen durfte die Rückseite der Dämmplatten 270 Grad Celsius nicht überschreiten.

Der Test verlief erfolgreich. So bestehen die Brandwände des Bürohauses schlussendlich aus 120 mm starken Massivholz, 250 mm Steinwolle, einer Schicht EPDM-Dichtung und, an horizontalen Stahlprofilen montiert, 8 mm starken Zementfaserplatten. Die Dämmung wiederum besteht aus zwei Schichten von 150 beziehungsweise 100 mm dicken Platten, die sich überlappen.

Bautafel

Architektur: DARK Arkitekter, Oslo
Projektbeteiligte: Zinc Interiørarkitekter, Oslo (Innenarchitektur); Betonmast Buskerud-Vestfold, Oslo (Bauunternehmen); Degree of Freedom, Oslo (Tragwerksplanung); Rambøll, Oslo (Brandschutz- und Akustikplanung); Splitkon, Åmot (Hersteller Holzbauteile); Rockwool (Hersteller Dämmstoffe); Rise Fire Research, Trondheim (Brandtests)
Bauherr/in: Vestaksen Eiendom, Drammen
Fertigstellung: 2022
Standort: Dr. Hansteins gate 13, 3044 Drammen, Norwegen
Bildnachweis: Einar Aslaksen, Gustav Eriksson, Thomas Melbye (Fotos); DARK Arkitekter (Pläne)

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