Maison du Béton in Zwickau
Klare Geometrie aus hellem Sichtbeton
Das Wohnhaus aus Sichtbeton sticht hervor in der Gemeinde Cainsdorf bei Zwickau. Hell und scharfkantig setzt es sich selbstbewusst von der Landschaft und der Nachbarbebauung ab und integriert sich dennoch durch seine stimmigen Proportionen in das Gesamtgefüge. Das Leipziger Architekturbüro Atelier st konzipierte das Haus als monolithischen Baukörper mit einer Grundfläche von etwa 13 x 10 Metern.
Gallerie
Charakteristisch ist die polygonale Ausformung der Wandflächen mit ihren großen Fensteröffnungen. Auskragungen bzw. Vor- und Rücksprünge mit bis zu sieben Metern Länge strukturieren die Fassade. Diese sind im Kontrast zum Sichtbeton mit einbrennlackierten Aluminiumtafeln verkleidet, die als vorgehängte, hinterlüftete Fassade ausgebildet wurden. Ebenso bestehen die Fensterelemente aus Aluminium, hellbronze eloxiert.
Aufgrund seiner Hanglage liegt der teilunterkellerte Teil mit Garage und Hauswirtschaftsraum zu ebener Erde. Im Erdgeschoss befinden sich Wohnen, Küche, Foyer und ein weiteres Zimmer; im Obergeschoss die Schlafräume, eine Ankleide, das Bad sowie eine Galerie mit Luftraum zum Wohnzimmer. Im Inneren überwiegen eher weiche und natürliche Materialien wie dunkles Holz und heller Naturstein. Wände und Decken sind weiß verputzt.
Auf lose Möbel kann zu einem großen Teil verzichtet werden, da
die Architekten die erforderlichen Stauräume als Einbaumöbel Platz
sparend in die Wandflächen integrierten. Ebenso von den Architekten
entworfen wurden die Küche und die großformatigen Türen. Mit ihren
lackierten und zum Teil farbigen Oberflächen passen sie perfekt in
das Gesamtkonzept des Hauses. Für den Boden im Ergeschoss wählten
die Planer helle Travertinplatten, im Obergeschoss wurde ein
Parkettbelag der Holzart Iroko verlegt.
Beton
Die beeindruckende Sichtbetonqualität wurde durch
große Sorgfalt, exakte Vorgaben der Planer sowie die gute
Zusammenarbeit aller Baubeteiligten erreicht. Der zweischalige
Wandaufbau mit druckfester Kerndämmung setzt sich aus einer
Vorsatzschale aus leicht verarbeitbarem Beton von nur 1,5 cm Dicke,
einer Wärmedämmung von 10 cm, der 20 cm dicken tragenden Wand und
einem Kalkgipsputz mit Anstrich auf Malervlies zusammen.
Insgesamt wurden 346 Kubikmeter Transportbeton verbaut, davon 66 Kubikmeter für die monolithische Sichtbetonvorsatzschale. Für sie wurde die Sichtbetonklasse SB 3 festgelegt und mit zweilagiger konstruktiver Bewehrung ausgeführt. Verwendet wurde ein hoch fließfähiger Beton mit der Konsistenz F6 und einem Größtkorn von 8 mm. Um die gleichmäßige Oberfläche nicht durch Dehn- und Dilatationsfugen zu unterbrechen, wurde die Anzahl von Edelstahldornen und -hülsen erhöht und die Fugenbreite auf maximal 8 mm reduziert. Aufgrund der doppelten Bewehrung und des minimalen Querschnitts wurden sehr kleine Betonierabschnitte mit 1,5 bis 4,5 m³ gewählt.
Ebenfalls größte Sorgfalt wurde auf die Ausbildung der Kanten
und Fugen gelegt. Besonderes Augenmerk galt der Dichtigkeit der
Schalung und der später sichtbaren, individuell
gefertigten Ankerlöcher mit Schattennut. Zum Einsatz kam eine
speziell angefertigte Trägerschalung sowie Schalplatten mit
extrem glatter Oberfläche und nicht saugender Schalhaut. Da
die Platten weder Schalöl noch Trennmittel benötigen, gewährleisten
sie eine saubere Betonoberfläche.
Bautafel
Architekten: atelier st (Schellenberg Thaut GbR, Freie Architekten BDA), Leipzig
Projektbeteiligte: Heidelberger Beton, Zwickau (Beton); Deutsche Doka Schalungstechnik, Maisach (Trägerschalung); Westag & Getalit, Rheda-Wiedenbrück (Schalplatten)
Bauherrn: Heike Hochmuth und Gerd Pönisch
Standort: Zwickau OT Cainsdorf
Fertigstellung: 2008
Bildnachweis: atelier st
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