AP House in Urbino
Angerichtet auf rotem Beton
Am ehemaligen Standort eines mittelalterlichen Weilers
verwirklichten Gardini Gibertini Architetti aus Rimini ein
Wohnhausensemble, das die traditionelle Bauweise der
ostitalienischen Region Marken als gestalterisches Element
aufgreift. Zwei der Bauten scheinen als eigenständige Volumen auf
einer roten Plattform zu sitzen. Tatsächlich sind sie durch das
Untergeschoss miteinander verbunden. Der dritte Bau ist etwas
oberhalb auf dem Hanggrundstück positioniert und bietet viel Platz
für Gartengerät und einen Grill samt Sitzecke. Von außen prägen das
Ensemble traditionelle Dachziegel und gemauerte Natursteinfassaden
sowie vor den größeren Verglasungen vertikale Holzlamellen. Die
Entwässerung liegt versteckt hinter der Fassade, um den gewünschten
gestalterischen Eindruck nicht zu stören.
Gallerie
Die Zufahrt befindet sich auf der Ebene des Untergeschosses.
Neben der Garage gibt es hier ein Heimkino, einen Wellnessbereich
mit Fitnessraum und Ausstellungsflächen für Kunst. Als Zeugnis der
Vergangenheit wurde zudem eine mittelalterliche Grabkammer in das
Untergeschoss integriert. Über Treppen geht es hinauf in die
zweigeschossigen Wohngebäude. Eine einläufige Treppe führt in den
Haupthaus, eine Wendeltreppe erschließt das kleinere Gästehaus. Im
Gebäudeinneren dominieren Sichtbeton und von den Architekten
entworfene Einbaumöbel aus Walnussholz, die unter anderem die
notwendige Technik verbergen.
Beton
Die rote Betonplattform misst 38 auf 20 Meter. Sie wurde mit
speziell für dieses Projekt in verschiedenen Größen gefertigten
Elementen verwirklicht. Für die rote Farbe wurde dem Beton roter
Marmorstaub, graues Quarzpulver und Eisenoxid beigemischt.
Die mehrschaligen Wandaufbauten sind 75 cm dick und ungewöhnlich in der Schichtenfolge: Die tragenden Wände bestehen aus Beton, darauf folgt die Dämmung, dann eine Mauerwerksschale mit Dampfsperre und schließlich als äußerer Abschluss eine für die Region typische Natursteinwand. Wände und Decken wurden aus einem normalfesten Beton mit der Druckfestigkeitsklasse C30/37 vor Ort erstellt. Da der Betonmischer mit dem fließfähigen Frischbeton (Setzmaßklasse S5) etwa eine Stunde bis zur Baustelle unterwegs war, kam ein Verzögerer (VZ) zum Einsatz.
Die Sichtbetonoberflächen im Gebäudeinneren wurden mit glatt
geschliffenen, hochwertigen Tannenholzbrettern geschalt. Das
Befeuchten der Bretter und der großzügige Einsatz von Trennmitteln
sorgte für die gewünschte Sichtbetonqualität. Um eine gewisse
Lebendigkeit zu erzielen, verwendete man unterschiedliche
Schalbrettbreiten. Die Lichtplaner waren schon früh in den
Planungsprozess eingebunden und sahen entsprechende Aussparungen im
Beton vor. Während der Bauphase wurden die bereits fertiggestellten
Wände sorgfältig abgedeckt, um sie vor eventuellen Beschädigungen
zu schützen. Abschließend wurde eine farblose Beschichtung
aufgetragen. -chi
Bautafel
Architekten: GGA Gardini Gibertini Architetti, Rimini (Alice Gardini, Nicola Gibertini)
Projektbeteiligte: Lorenzo Silvagni, Savignano sul Rubicone (Tragwerksplanung); Studio Silvagni & Zaccagni / Ing. Alessandro Gazzoni, Gatteo Mare; Iet Impianti, Calcinelli und Termoidraulica Regini, Fermignano (TGA); Rossibianchi Lighting Design, Milano (Lichtplanung); BBF Costruzioni, Sarmeola (Generalunternehmen); Tecnoconcrete / Luigi Gasperini, Gabicce mare (Betonplatten)
Bauherr: privat
Standort: Urbino
Fertigstellung: 2017
Bildnachweis: Ezio Manciucca
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