Haus am Bach in Urswil
Offenes Raumgefüge von Sichtbeton umhüllt
Vielleicht liegt es an der felsigen Gebirgslandschaft, dass Betonbauten in der Schweiz eine sehr viel breitere Akzeptanz genießen als hierzulande. Auch die Bauherren, die sich von dem Luzerner Architekturbüro Dolmus ihr Haus am Bach planen ließen, müssen den Baustoff mögen, denn er zeigt sich roh belassen an Wänden, Decken und Böden ihres Einfamilienhauses. Das liegt in Urswil, einem kleinen Weiler im Luzerner Seetal.
Gallerie
Das Gebäude wurde auf einem trapezförmigen Grundstück errichtet, das einen freien Blick auf die Berge der Zentralschweizer Alpen erlaubt und von einem kleinen Bach durchflossen wird. Nach Süden ist der Bauplatz durch das Flüsschen und hohe Bäume, auf der Nordseite durch eine Straße begrenzt. Zum Schutz vor Hochwasser steht das Wohnhaus auf einem Sockel, der die trapezförmige Parzellenform widerspiegelt. Darauf erhebt sich das ungewöhnlich abgewinkelte Gebäude mit zwei Geschossen und einem breiten Satteldach. Ein Durchgang trennt den Wohntrakt von der eingeschossigen Garage auf der Ostseite. Durch die versetzte Anordnung der Volumen auf dem Sockel bilden sich klar definierte Außenbereiche. Deren Einbeziehung war den Bauherren ein wichtiges Anliegen, ebenso ein offener Raumfluss.
Erschlossen wird das Gebäude über den schmalen Gang zwischen Haus und Garage. Im Erdgeschoss zonieren zwei geschlossene Boxen den offenen Wohn- und Essbereich. In einer Box sind ein WC und ein Abstellraum, in der anderen die Treppe untergebracht. Gegenüber der Küchenzeile befindet sich der Essplatz – hier öffnet sich der Raum nach oben bis zum Dach. Seitlich geht es auf die Terrasse, die in das Gebäudevolumen eingeschnitten, einen geschützten Aufenthalt im Freien erlaubt. Im Obergeschoss gibt es bis auf zwei WCs ebenfalls keine abgeschlossenen Räume; alles geht fließend ineinander über. Hier wird außerdem die beachtliche Höhe des Satteldaches spürbar, die zwischen 2,40 und 7,00 Meter variiert.
Nach außen zeigt sich das Wohnhaus überwiegend geschlossen. Auf der Nordseite zur Straße weist es nur drei, eher kleine Fenster auf, auf der schmalen Westfassade nur eines, das aber ist großzügig bemessen. Nach Süden lassen vereinzelte, zum Teil raumhohe Verglasungen dennoch viel Tageslicht ins Gebäude hinein. Das Satteldach ist extensiv begrünt.
Beton
Die Fassaden sind mit einem hellgrauen Putz versehen, der auf den
ersten Blick wie Beton aussieht und dessen vertikal strukturierte
Oberfläche dem streng geometrischen Baukörper eine gewisse
Leichtigkeit verleiht. Im Innern überwiegt Sichtbeton:
aus ihm bestehen sämtliche Decken und tragenden Wände; die nicht
tragenden Innenwände sind weiß gestrichen. An die Betonqualität
wurden keine zusätzlichen Anforderungen gestellt; er entspricht dem
Schweizer Standard eines gewöhnlichen Betons. Das Format der
verwendeten Schaltafeln betrug 0,50 x 2,50 m.
Der Boden im Erdgeschoss ist mit einem warmbraun eingefärbten
Zementestrich bedeckt, der zunächst von Hand geschliffen und
anschließend insgesamt fünfmal geölt wurde. Die Farbe des Bodens
findet ihre Entsprechung in den Holzmöbeln in Küche und Bad sowie
den Treppenstufen und dem Parkett im Obergeschoss.
Bautafel
Architekten: Dolmus Architekten, Luzern
Projektbeteiligte: Emch und Berger WSB, Luzern (Bauingenieur); KWP Energieplan, Hochdorf (HLK-Planer); Geltech, Hochdorf (Elektroplaner); Bünder Sanitärplanung, Hochdorf (Sanitärplaner)
Bauherr: Privat
Standort: Urswil, Luzern
Fertigstellung: 2012
Bildnachweis: Aytac Pekdemir und Martin Guggisberg, beide Zürich
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