Schule in Damaskus
Räume werden allein über passive Maßnahmen gekühlt und belüftet
Regionale Bauweise, preiswerte Baustoffe, wenig Technik und trotzdem Komfort – so lässt sich das nachhaltige Konzept der französischen Schule in Damaskus zusammenfassen. Außerdem legten die Pariser Architekten von Ateliers Lion bei ihrem Entwurf genauso viel Wert auf die Freiraumplanung wie auf die Gebäude selbst. Sie entwarfen eine breite, zentrale Promenade, an der sich die Unterrichtsräume in zweigeschossigen Pavillons mit begrünten Patios abwechseln. Alle Verbindungswege führen durchs Freie – teils überdacht, teils offen. Bereits auf dem Grundstück vorhandene Bäume wurden erhalten und durch weitere Bepflanzungen ergänzt. Die ehemalige Trockenfläche hat sich in einen Garten verwandelt, der ein angenehmes Mikroklima für den Aufenthalt im Freien schafft.
Gallerie
Das Schulzentrum beinhaltet einen Kindergarten, eine Grundschule und ein Gymnasium. Alle Kinder finden hier ihren eigenen Platz und können sich doch als Teil eines größeren Ganzen fühlen. Das wird besonders durch die Lage der einzelnen Nutzungen erreicht: An der neuen, Nord-Süd-orientierten Straße liegen auf der Ostseite die gemeinschaftlichen Servicegebäude, wie Speisesäle, Verwaltungstrakt und Sporthalle, die zum Teil auch öffentlich zugänglich sind. Auf der westlichen Seite der Achse sind von Norden nach Süden die drei Hauptnutzungen chronologisch aufgereiht: Zuerst der Kindergarten, dann die Grundschule und ganz im Süden das Gymnasium, ihre Einzelbauten reichen z.T. weit in das Grundstück hinein.
Nachhaltig Bauen
Der Entwurf basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz. Die Gestaltung
der Baukörper hat direkte Auswirkungen auf das Raumklima, denn bei
der Gebäudetechnik der Schule haben die Architekten – trotz
des syrischen Klimas mit trockenen, heißen Tagen und kalten Nächten
– völlig auf mechanische Kühlung verzichtet.
Um dies zu erreichen, wurden die Öffnungen so positioniert, dass zwar möglichst viel Tageslicht in die Räume fällt, aber die Hitze draußen bleibt. Die Fenster orientieren sich hauptsächlich zu den engen und dicht bepflanzten Patios, die im Sommer tagsüber zusätzlich mit Sonnensegeln verschattet sind. Im Winter werden die Segel genau umgekehrt bedient: Tagsüber sind sie offen, um die solaren Gewinne zu nutzen, nachts soll die Überspannung die Wärmeverluste reduzieren. Die Bepflanzung der Innenhöfe besteht übrigens aus regional typischen Bäumen und Gewächsen.
Dickes, zweischaliges Mauerwerk, außen aus Hohlsteinen und innen aus massivem Betonstein, mit einer zwischenliegenden Luftschicht dient als Speichermasse. Entladen wird der Speicher über die markanten Solarkamine, die auf natürliche Weise für Lüftung sorgen. Sie sind nach Süden orientiert und mit schwarz gestrichenen Kunststoffplatten bedeckt, so entsteht mithilfe der Solarstrahlung ein Kamineffekt. Er zieht die warme Luft aus den Klassenräumen und lässt frische Luft aus den Patios nachströmen. Die regional typischen kalten Nächte unterstützen den Kühleffekt.
Außerdem sind auf den Kaminen Solarkollektoren angebracht, die
zur Warmwasserbereitung dienen. Auf den Dächern und versiegelten
Flächen anfallendes Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt
und für die automatische Bewässerung genutzt.
Bautafel
Architekten: Ateliers Lion, Paris
Projektbeteiligte: Dagher, Hanna & Partners Architects, Beirut (Projektmanagement); GEC ingénierie, Boulogne Billancourt (Kalkulation und Struktur); Barbanel Liban, Arcueil Cedex (Gebäudetechnik); Transsolar, Stuttgart (Klimakonzept)
Bauherr: Französisches Außenministerium
Fertigstellung: September 2008
Standort: Damaskus, Syrien
Fachwissen zum Thema
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