Grundschule in Tanouan Ibi
Hydraulisch gepresste Erdblöcke für nachhaltige Bauweise
Die westafrikanische Republik Mali zählt zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Seit 1997 engagiert sich die niederländische Stiftung Dogon Onderwijs (SDO) mit Hilfsprojekten wie dem Bau von Brunnen und Schulen für die im Osten des Landes ansässige Volksgruppe der Dogon. Nach Plänen von Levs architecten realisierte die SDO nun die Grundschule Tanouan Ibi, in der tagsüber bis zu 180 Schüler unterrichtet werden und am Abend erwachsene Frauen lernen können.
Gallerie
Rund 350.000 Menschen der ethischen Minderheit leben auf dem Hochplateau von Bandiagara, im sogenannten Dogon County, nahe der Grenze zum Nachbarstaat Burkina Faso. Die neue Schule liegt am Rande des Dorfes Tanouan Ibi. Mit dem tonnengewölbten Mauerwerksbau knüpfen die Architekten an die typisch dogonische Bauweise und Formensprache an.
Der langgestreckte eingeschossige Baukörper misst 12,00 x 30,60 Meter. Sein Raumprogramm umfasst neben drei Klassenräumen von jeweils 61 Quadratmetern, in denen pro Raum maximal 60 Schüler unterrichtet werden sollen, ein Büro für die Schulleitung sowie einen Lagerraum. An den beiden Längsseiten des Baukörpers erstreckt sich über die gesamte Gebäudelänge jeweils ein 2,10 Meter breiter Laubengang, über den die Klassenzimmer von beiden Seiten aus erschlossen werden können. Er fungiert als klimatischer Puffer zwischen außen und innen, indem er die direkte Sonneneinstrahlung verhindert, und dient zudem als schattige Aufenthaltsmöglichkeit in den Pausen.
Die mit verstellbaren Jalousien ausgestatteten Fenster an beiden Längsseiten der Klassenräume ermöglichen auf natürliche Weise eine Querlüftung. Die nach oben steigende warme Luft kann außerdem über die in das Tonnengewölbe des Dachs integrierten runden Öffnungen entweichen. Zusätzlich gelangt über diese aus keramischen Röhren gefertigten Oberlichter punktuell Tageslicht in die Klassenräume. Während der Regenzeit können sie manuell verschlossen werden.
Ein neues Sanitärgebäude mit Toiletten für die Schüler, ist etwas abseits vom Schulhaus entstanden.
Mauerwerk
Die Grundschule wurde in Massivbauweise aus hydraulisch gepressten
Erdblöcken (HCEB) und Zementmörtel errichtet, deren
Herstellungsverfahren Levs architecten gemeinsam mit der SDO und
dem niederländischen Unternehmen Oskam entwickelt haben. Auf der
Baustelle wurden mithilfe einer mobilen Presse aus dem vorhandenen
roten Erdreich Blöcke mit den Abmessungen 30 x 15 x 9,5 cm
hydraulisch gefertigt und diese ungebrannten Blöcke dann wie
Mauersteine mit Zementmörtel weiter verarbeitet. Der Vorteil der
HCEB sind zum einen die niedrigen Herstellungs- und Transportkosten
und die sehr guten Eigenschaften gegenüber Hitze und starken
Regenfällen, da aufgrund der hohen Rohdichte die
Wärmeleitfähigkeit gering ist. Formal passen sich
die aus den HCEB gemauerten Bauten gut in die Landschaft ein und
entsprechend ihrer Farbigkeit in die der regionalen Bauweise der
Dogon.
Der Baukörper der Grundschule steht auf einer Betonbodenplatte. Die Laubengänge an den Längsseiten der Schule dienen dem konstruktiven Lastabtrag aus dem Tonnengewölbe, sodass die Klassenräume stützenfrei gehalten werden konnten. Die mit Lisenen verstärkten Mauerwerkspfeiler des Wandelgangs messen im Querschnitt 30 cm, die Innenwände nur 15 cm, da sie lediglich ihr Eigengewicht tragen.
Auch für das Tonnengewölbe kommen die HCEB zum Einsatz;
abschließend wurde das Dach mit einer dünnen Schicht aus roter Erde
und 6% Zement gegen Regen versiegelt. Wasserspeier an den
Gebäudelängsseiten leiten das Wasser weg von der Fassade.
Bautafel
Architekten: LEVS architecten, Amsterdam
Projektbeteiligte: Enterprise Dara Sevaré, Mopti (Bauunternehmen) mit Studenten der Lycée Technique, Sevaré und lokalen Handwerkern, Tanouan Ibi
Bauherr: Stichting Dogon Onderwijs SDO, Amsterdam
Fertigstellung: 2013
Standort: Tanouan Ibi, Dogon Plateau, Mali
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