Rastplatz in der Mühlruine
Über das Projekt Intervention in a Stone Ruin
Man mag seinen Augen kaum trauen: Der Norden Spaniens ist stellenweise dicht bewaldet und wird deshalb auch La España Verde genannt. Daher mag es kein Zufall sein, dass ausgerechnet hier, in A Coruña, 2023 die III International Conference on Timber stattfand. Im Rahmen der Tagung wurde eine kleine Ruine um einen Holzgerüstbau ergänzt, eine Intervention in a Stone Ruin.
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Das kleine Bauwerk ist Resultat eines Workshops, den Sebastian Erazo und Stefano Pugliese vom Architekturbüro Erazo Pugliese in Zusammenarbeit mit der Architekturfakultät von CESUGA, einer privaten Hochschule in A Coruña, durchführten. Hier sollten junge Architekturschaffende das Entwerfen und Konstruieren mit Holz erlernen, um die Verwendung des Baumaterials in der Forstregion Galicien zu fördern. Im Fokus des Workshops stand die Ruine einer etwa 150 Jahre alten Wassermühle in Senda do Rio Sisalde. Das weite, durchgrünte Tal erstreckt sich von der Atlantikküste bis hinauf in die Berge und ist von Land- und Forstwirtschaft geprägt.
Etwa 25 Gehminuten vom Strand entfernt steht das Gemäuer an einem kleinen Bachlauf, umgeben von Bäumen und Büschen. Moose haben sich auf den Bruchsteinen breitgemacht, Halme und kleine Blätter sprießen aus den Fugen. Wurzeln haben begonnen, den Mörtel zu verdrängen. Gut erkennbar ist noch der Eingang, vor dem eine dicke Steinschwelle liegt. Eine Steinplatte bedeckt die hintere Hälfte des früheren Innenraumes, darauf liegt der Mühlstein von etwa einem Meter Durchmesser.
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Während der ersten drei Workshoptage analysierten die Teilnehmenden das Gelände, bevor sie neun Varianten für die Intervention entwickelten, die schließlich in einen gemeinsamen Entwurf einflossen. Aufgrund ihres fragilen Zustands durfte der Pavillon weder die Mauern noch die Steinplatte belasten. Und da es oft regnet im Tal, galt es, die Montagezeit vor Ort möglichst kurz zu halten. Entsprechend wurde die Konstruktion in großen Teilen in der Werkstatt der Universität vorgefertigt. Dort errichteten die Teilnehmenden zunächst einen 1:1-Prototypen, um die Dimensionierung und Details festzulegen. Begleitend fanden weitere Ortsbegehungen statt, um die konstruktiven Überlegungen und die Anordnung zu überprüfen.
Der Pavillon – gefertigt aus galicischem Pinienholz – zeigt sieben Rahmen im Abstand von 90 bzw. 100 cm sowie ein Pultdach, das sich am alten Mühlendach orientiert. Die Elemente stehen auf einer Unterkonstruktion mit Längs- und Querbalken, die mit Bodenplatten aus Furnierschichtholz belegt ist. Schräge Latten stützen die Vertikalen nach außen hin ab. Viele der Knotenpunkte wurden als Zangenverbindungen ausgeführt. Als Dachdeckung kam dunkel lasierte Furnierschichtholz zum Einsatz. Es wurde außerdem für die seitlichen Planken verwendet, die den 63 cm breiten Korridor definieren, der auf den alten Mühlstein zuläuft.
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Die Füße der Konstruktion stehen fast ausschließlich auf dem Erdboden. Wo das Gerüst aus dem Gemäuer austritt, liegen die Balken auf der historischen Steinschwelle auf. Im Inneren verbreitert sich die Plattform zur einen Seite, auf dann 162,5 cm. Über die Brüstung fällt der Blick auf den Bach und eine kleine Lichtung – und auf die südliche Mauer, die besonders stark bewachsen und erodiert ist. An der Kante des rund 35 cm über der Steinplatte liegenden Gerüstbodens lässt sich Platz nehmen, um etwa nach einer Wanderung die Füße auszuruhen.