Illuminierte Kulisse aus Maschendraht
Theaterinstallation in Quebec
„Wohin gehst du, wenn du schlafwandelst?“, fragt ein
Wandertheater in der französischsprachigen kanadischen Stadt Quebec
bereits seit sieben Jahren. Die Theaterkompanie Carrefour
international de théâtre präsentiert im Rahmen dieser
Veranstaltung Werke, die von Künstlern verschiedener Disziplinen
geschaffen wurden, und inszeniert an diversen Orten Aufführungen
für die Öffentlichkeit.
Gallerie
Bis Mai 2022 hatten rund 70.000 Besucher Gelegenheit, die
diesjährigen Inszenierungen an einem besonderen Ort zu betrachten.
Der Parc des Moulins im Norden der Stadt dient als Erholungsgebiet;
hier befanden sich aufgrund verschiedener Wasserwege sieben
namensgebende Wassermühlen aus dem 18. bis Anfang des 20.
Jahrhunderts. Für das diesjährige Event des Theaterensembles
kreierten die Künstlerin Lorraine Coté und der Architekt Étienne
Bernier vom interdisziplinären Designbüro Agence Spatiale die
temporäre Installation Déracinements – was Entwurzelung
bedeutet und dem übergeordneten Thema der Veranstaltung entspricht.
Die Raumstruktur besetzt dabei den Standort, an dem sich bis vor
Kurzem ein indo-australisches Gewächshaus befand.
Gallerie
Déracinements nimmt räumlich Bezug auf das vorherige
Gewächshaus, zeigt sich dabei aber mit einer eigenen Ästhetik. Um
die Baukosten möglichst gering zu halten, ist sie von Hand und mit
einfachen Materialien errichtet worden: Das raumgreifende Werk
besteht aus einer einfachen Gerüststruktur, die vollständig in
Maschendraht gehüllt wurde, und zeichnet eine monumentale
Theaterkulisse mit Rundbogenfenstern und Arkaden nach. Materiell
kontrastiert die Struktur mit der Form, die sie andeutet. Das
Lichtkonzept verstärkt diesen Effekt und führt dank der
Illumination in wechselnden Farben dazu, dass die Installation zum
Teil immateriell und unwirklich anmutet.
Die hier aufgeführten Theaterstücke nehmen Bezug zum Thema der
Installation. So beinhalteten die Aufführungen Reisesequenzen
entwurzelter Menschengruppen aus verschiedenen Epochen, etwa von
Pelzhändlern oder Klimageflüchteten. Auch das Thema Zootiere
gehörte dazu, da diese ebenfalls ihres natürlichen Lebensraums
beraubt werden.