Gerüst im Gewölbe
Restaurierung der Mosaiken im Baptisterium San Giovanni von Florenz
Gegenüber der berühmten Kathedrale Santa Maria del Fiore in Florenz befindet sich mit dem Baptisterium San Giovanni ein Meisterwerk der florentinischen Architektur und Kunst. Im 11. Jahrhundert entstanden, beeindruckt es bis heute durch eine Fülle an Details mit hohem kunsthistorischem Wert. Neben den drei Bronzeportalen sowie der Marmorfassade, die das oktogonale Gebäude charakterisieren, findet sich im Inneren auch eine meisterlich ornamentierte Kuppel. Diese wurde im 13. Jahrhundert von zahlreichen Künstlern, darunter Giottos Meister Cimabue, mit prachtvollen Mosaiken ausgestaltet. Die Rundbilder zeigen unter anderem Motive aus dem Jüngsten Gericht, Geschichten aus der Genesis, das Leben Josephs, Jesu‘ sowie Johannes‘ des Täufers.
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Notwendige Restaurierungsmaßnahmen am Bauwerk
Über 1.000 Quadratmeter umfasst die Kuppelfläche, die mit polychromen Glasmosaiksteinen auf einem goldenen Untergrund bestückt ist. Dabei setzt sich das Kunstwerk aus rund 10 Millionen Steinen mit einer Größe von 5 bis 20 Millimetern zusammen. Seit seiner Entstehung erfolgten im Laufe der Jahrhunderte mehrere Restaurierungen des berühmten Kuppelmosaiks, wobei die letzte zwischen 1898 und 1907 nun über einhundert Jahre her ist. Nachdem 2014 die Fassade, die Dacheindeckung, die acht Innenwände sowie die Scarsella – die kleine rechteckige Apsis an der Westseite des Zentralbaus – restauriert worden sind, konnte 2022 mit der Planung des weit aufwendigeren Teils begonnen werden.
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Instandsetzung der prachtvollen Mosaiken
Die Restaurierung, die bis zum Jahr 2028 andauern soll, ist von der Opera di Santa Maria del Fiore sowie der Erzdiözese von Florenz in Auftrag gegeben worden; ausgeführt wird sie vom Centro di Conservazione Archeologica, dem Zentrum für archäologische Konservierung. Die bereits abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten am Bauwerk finanzierte die Opera und die Erzdiözese mit 4,6 Millionen Euro. Noch einmal so viel fließt nun in die Arbeit am Mosaikkunstwerk, sodass die Investition insgesamt 10 Millionen Euro beträgt. Die Restaurierungsmaßnahme soll dazu dienen, die Struktur, die Stabilität sowie die Haftung der Glassteine am Gewölbe zu sichern und außerdem die Farbenpracht des goldenen Hintergrunds sowie der Mosaikfarben in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
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Spezielle Gerüstkonstruktion mit minimaler Stand- und maximaler Arbeitsfläche
Zwei Besonderheiten begleiten fortan die Durchführung des Projekts. Zum einen wurde eine ausgeklügelte Gerüstkonstruktion geschaffen, die das gesamte Mosaikgewölbe zugänglich macht, während die bereits restaurierten Wände und die Scarsella vollständig sichtbar bleiben. Zugleich sollte die Bodenfläche des Innenraums weitestgehend frei bleiben, um den Besucher*innen weiterhin den Zugang zum Sakralraum zu gewähren und den Personenfluss im Baptisterium so wenig wie möglich zu stören.
Realisiert wurde ein pilzförmiges Gerüst mit einer Grundfläche von nur 63 Quadratmetern. Die Konstruktion mit einem Durchmesser von 25,5 Metern trägt auf 31,5 Metern Höhe eine begehbare Plattform mit einer Fläche von insgesamt 618 Quadratmetern. Das Gerüst ist aus insgesamt 8.150 Aluminiumelementen zusammengesetzt, deren Lasten einerseits über den Boden, andererseits über Wandöffnungen am Übergang zur Kuppel in die Tragstruktur des Gebäudes abgeleitet werden. Das mit hoher Präzision und in Maßarbeit konzipierte Gerüst entwickelten die beteiligten Architekt*innen und Ingenieur*innen gemeinsam mit Gerüstbauer*innen und dem Materialhersteller Layher. Die Bauzeit betrug 40 Tage.
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Ein Highlight für die Besucher
Allein im Jahr 2022 besichtigten 1 Million und 215 Tausend Menschen die Taufkirche von Florenz. Dank des Raumgerüsts wird der Besuch während der Restaurierungsphase von Ende Februar 2023 bis zur geplanten Fertigstellung in 2028 zu einem besonderen Erlebnis: Im Rahmen spezieller Besichtigungstouren können Besucherinnen und Besucher das Gerüst bis auf eine Plattform in 17,5 Metern Höhe begehen und erhalten dadurch einen außergewöhnlichen Blick auf die filigranen Kuppelmosaike aus nächster Nähe. Eine Anmeldung ist über die Webseite der Opera di Santa Maria del Fiore möglich (siehe Surftipps).