Zwei Geschosse aus dem Drucker
Mehrfamilienhaus in Lünen
Der 3D-Druck von Beton hat das Potenzial, den Bau von Wohnhäusern zu beschleunigen und dabei Kosten zu reduzieren. Dieses Potenzial nutzt die Wohnungsbaugesellschaft Lünen in der gleichnamigen nordrhein-westfälischen Stadt. Hier entsteht aktuell das erste öffentlich geförderte, dreigeschossige Wohnhaus, das in Teilen mithilfe der Betondrucktechnologie entsteht: Erdgeschoss und erstes Obergeschoss wurden bereits in 100 Stunden Druckzeit fertiggestellt. Darauf baut das Dachgeschoss als Holzhybridkonstruktion auf.
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Für die Planung des Wohnhauses zeichnen Steinhoff Architekten aus Nordkirchen verantwortlich. Nach deren Plänen soll die typische Druckstruktur an der Fassade der ersten beiden Geschosse nach Fertigstellung sichtbar bleiben, die obere Holzkonstruktion soll mit Platten bekleidet werden. Die Umsetzung übernahm die Firma Peri 3D Construction mit ihrer 3D-Betondrucktechnologie. Als Baustoff für die zwei gedruckten Geschosse wurde der eigens für diese Technologie entwickelte Beton von Heidelberg Materials eingesetzt. Damit ist das Wohnhaus das dritte im 3D-Druck realisierte Gebäude, bei dem dieser spezielle Beton zum Einsatz kam: Das Material wurde in Hinblick auf seine gute Pumpbarkeit und Extrusionseigenschaften entwickelt. Gleichzeitig ist die Festigkeitsentwicklung des Baustoffs so eingestellt, dass ein gleichmäßiges Druckbild entsteht. Die Bauteile weisen dadurch eine hohe Formstabilität auf. Außerdem ist der Beton als mineralischer Baustoff zu 100 Prozent recycelbar und nutzt ein Bindemittel, mit dem im Vergleich zum üblicherweise verwendeten Portlandzement etwa 55 Prozent CO₂ eingespart wird.
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Das Bauprojekt der Wohnungsbaugesellschaft Lünen wurde vom
Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung (MHKBD)
des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Zum einen bezuschusste
das Ministerium 400.000 Euro aus der landeseigenen Förderung
„Innovation in der Bauwirtschaft“, zum anderen flossen rund 1,3
Millionen Euro aus dem Programm der öffentlichen Wohnbauförderung
ein. Entsprechend deren Bestimmungen muss der maximale Mietpreis
pro Quadratmeter bei 6 Euro liegen. Die Gesamtbaukosten für das
Mehrfamilienhaus, das im Oktober 2024 bezugsfertig sein soll,
werden auf 1,9 Millionen Euro geschätzt. Damit fällt das Projekt
nicht nur aufgrund seiner innovativen Bauweise auf, es leistet auch
einen Beitrag für bezahlbaren Wohnraum.