Adieu, Ikone!
Demontage und Abriss des Nakagin Capsule Tower
Exakt 50 Jahre nach seiner Fertigstellung hat im April 2022 der Abriss des Nakagin Capsule Tower begonnen. Die Ikone im wohlhabenden Tokioter Stadtteil Ginza muss Platz machen für eine lukrativere Nutzung.
Gallerie
Kisho Kurokawa hatte den Wohnturm – ganz im Sinne des Metabolismus – ursprünglich so geplant, dass der Erschließungskern dauerhaft Bestand haben sollte, während sich die Kapseln bei Bedarf austauschen lassen sollten. Dieses Konzept hätte unter Umständen funktioniert, wenn die Wohnungen, wie damals zunächst angedacht, vermietet worden wären und ein einziges Unternehmen für den Austausch aller Kapseln verantwortlich gewesen wäre. Stattdessen entschied man sich dazu, die Einheiten als Eigentumswohnungen zu vermarkten. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Interessen und der technischen Schwierigkeiten, einzelne Module auszutauschen, konnte eine Erneuerung nie umgesetzt werden.
Private Bestrebungen zum Erhalt des Bauwerks gab es viele, der politische Wille zur Bewahrung der Ikone jedoch fehlte. Manche Kapseln waren zuletzt immer noch bewohnt, andere schon längst verlassen. Entsprechend vernachlässigt erschien der Bau, um dessen bröselnde Haut sich schon seit vielen Jahren ein feinmaschiges Schutznetz legte. Nun ist er zudem mit einem Gerüst umgeben, das im Bereich des Turm A dazu dienen soll, die Kapseln möglichst schonend zu demontieren, um sie anderen Nutzungen zugänglich zu machen. Eines dieser Projekte ist das Nakagin Capsule Tower A606 project (siehe Surftipps).
Die Einheiten im Turm B hingegen werden – ebenso wie die Erschließungsstruktur – abgerissen bzw. verschrottet. Zuvor jedoch muss noch das Asbest entfernt werden, das sich zwischen der Innen- und Außenhülle der Kapseln befindet. Dafür wird das Bauwerk komplett eingehaust. Wenn Ende des Jahres dann alle Hüllen fallen, wird der visionäre Bau aus dem Stadtbild für immer verschwunden sein.