Zwölf Schirme für die Jugendkultur
Design-Build-Projekt der Universität Stuttgart
Mit dem Testfeld Stuttgarter Schirme kann sich ein
neues Ergebnis des Lehrmoduls Baukonstruktion und
Nachhaltigkeit an der Fakultät für Architektur und Stadtplanung
der Universität Stuttgart wortwörtlich sehen lassen. Bereits
vergangenes Jahr war mit dem Pavillon Demokratische Konstruktionen ein studentisches
Selbstbauprojekt in der Innenstadt von Stuttgart realisiert worden.
In diesem Sommer entstand nun ein weiterer Pavillon, der dem
Jugendhaus Circuleum im Stadtteil Vaihingen als offener Raum für
Kunst, Kultur und Begegnung dient.
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Mehrstufige Herangehensweise
Die Schirmkonstruktionen gehen auf die Planungsarbeit und
Umsetzung durch insgesamt 164 Studierende unter der Mitwirkung des
Lehrstuhls von Professor Jens Ludloff zurück. Die
Nachwuchsarchitekt*innen erhielten dabei wie jeder Jahrgang in den
ersten beiden Semestern eine Einführung in die Baukonstruktion.
Zunächst haben die Studierenden im Wintersemester 2023/24 innerhalb
des Stuttgarter Stadtraums 40 Gebäude aus den vergangenen hundert
Jahren bau- und kulturgeschichtlich analysiert und dokumentiert. So
galt es, die Konstruktionen unter Berücksichtigung des
bauzeitlichen Kontextes zu begreifen und einzuordnen. Im
darauffolgenden Semester flossen daraus Erkenntnisse in die
praktische Arbeit ein.
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Am ersten Tag des 2. Semesters erhielten alle Studierenden zunächst eine Säge. Damit bauten sie einen Hocker aus je einer Holzlatte. Die Vorgabe lautete, keinen Verschnitt zu erzeugen. Die ausgegebenen Latten hatten je unterschiedliche Maße. Dementsprechend variantenreich waren die Proportionen der Hocker, was zum Diskurs über das Erarbeitete einlud. Im zweiten Schritt schloss dann das Projekt Testfeld Stuttgarter Schirme an. In Gruppenarbeit wurden die bis zu vier Meter hohen Türme ebenfalls aus Holzleisten und Brettern gefertigt.
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Verdichtung von 164 Ideen auf 12 realisierbare Entwürfe
Am Anfang lagen 164 Stegreifentwürfe aller Studierenden vor.
Daraus haben die Lehrenden und Studierenden 36 Konstruktionsmodelle
definiert. Daraus ergaben sich in einem Auswahlprozess die zwölf
Entwürfe, die Mitte Juni in Gruppen von jeweils fünfzehn
Studierenden realisiert wurden. Die Architekturfakultät in
Stuttgart-Mitte diente als Werkstatt, in der die Studierenden die
sorgfältig geplanten Elemente vorfertigten. Mit der S-Bahn konnten
die Bauteile dann zum Gelände an der Ruppmannstraße in Vaihingen
transportiert werden, bevor es an die Montage ging. Mithilfe von
Sandsackversuchen testeten die Studierenden die Konstruktionen
anschließend auf ihre Tragfähigkeit. Nach erfolgreicher Auswertung
der Versuche und der Fertigstellung erfolgte dann die Übergabe des
Pavillons an die Nutzerschaft. Am 17. Juni 2024 schloss das Projekt
mit einem gemeinsamen Einweihungsfest ab. Seither ist das
Jugendzentrum Circuleum eingeladen, sich die Struktur und den
außergewöhnlichen Raum für ihre Arbeit anzueignen.