Forschungsgebäude Warren Woods Ecological Field Station bei Chicago
Erstes Passivhaus-zertifiziertes Forschungsgebäude in den USA
Am südöstlichen Ufergebiet des Lake Michigan, knapp 120 Kilometer von Chicago entfernt, erstreckt sich der Warren Woods State Park, ein Naturreservat mit Jahrhunderte alten Buchen- und Ahornwäldern und zahlreichen Sumpfgebieten. Inmitten dieser landschaftlichen Idylle hat sich die Universität von Chicago ein schlichtes effizientes Seminar- und Laborgebäude gebaut, in dem die Forscher und Studenten botanische Untersuchungen und Experimente vornehmen können. Die Warren Woods Ecological Field Station ist zudem das erste Laborgebäude in den USA mit einer Passivhauszertifizierung.
Gallerie
Die Planung übernahm das im Bundesstaat Maine ansässige Architekturbüro Go Logic LLC. Das kleine, ein- bis zweigeschossige Gebäude platzierten sie am Rande einer großen Lichtung und gaben ihm eine Fassade aus hellem Zedernholz. Auf einer Bruttogeschossfläche von 220 Quadratmetern können hier rund 35 Personen arbeiten. Im Süden bietet ein großer, teilweise zweigeschossiger Seminarraum mit offener Küche Platz für Zusammenkünfte und im angegliederten Wintergarten können an einem großen Tisch Besprechungen abgehalten werden. Hinter einer einläufigen Treppe, die einen separaten Seminarraum im Obergeschoss erschließt, liegt ein großer Laborraum und ein Raum zur Pflanzenpreparation. Daneben gibt es im geschützten Winkel draußen einen Pflanzgarten.
Damit auch längere Forschungsaufenthalte möglich sind, wurden etwas abseits des Laborgebäudes vier kleine Kabinen ebenfalls aus Zedernholz errichtet. Drei von ihnen beherbergen je zwei Etagenbetten und das vierte nimmt ein Badezimmer auf.
Um die Innenräume vor einer sommerlichen Überhitzung zu schützen, wurden alle Fenster und Fenstertüren dreifach verglast. Zudem befinden sich vor der großen Fensterfront im Süden Faltschiebeläden aus gelochtem Stahl, die bei Bedarf ausgefahren werden können. Konstruiert ist das Gebäude in gedämmter Holzständerbauweise mit einer Verkleidung aus Sandwichpaneelen (Structural Insulation Panels) außen und OSB-Platten innen. Die bis zu 75 Zentimeter hohen Träger der Pultdächer erhielten eine ebenso dicke Zwischendämmung. Das Gebäude ist nicht unterkellert; die Bodenplatte erhielt eine 20 Zentimeter starke EPS-Dämmung.
Gebäudetechnik
Nicht nur durch die gut gedämmte und luftdicht ausgeführte
Gebäudehülle erreicht die Field Station Passivhausstandard, sondern auch aufgrund des
simplen, aber effektiven Energie- und Haustechnikkonzeptes. Da es
über die Außenhaut so gut wie keine Wärmeverluste gibt, kommt das
Gebäude nach Angabe der Architekten ohne einen konventionellen
Wärmeerzeuger aus.
Vielmehr wird die Abwärme, die in dem Labor und der Klimakammer für Pflanzen entsteht, zum Beheizen der Seminar- und Aufenthaltsräume genutzt. Vor allem durch die Geräte und Instrumente wird warme Luft erzeugt, die abgesaugt und über Lüftungskanäle im Haus verteilt wird. Durch manuelles Öffnen der Fenster lässt sich das Klima regulieren. In den Laboren wiederum stellen zwei Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung die kontrollierte Be- und Entlüftung sicher. Ein Teil der Abwärme wird zur Vortemperierung der frischen Außenluft eingesetzt.
Damit die Forscher und Studenten aber auch im tiefen Winter
nicht frieren, wurde eine Luft/Luft-Wärmepumpe als zusätzlicher Wärmerzeuger
aufgestellt. Die Wärmepumpe ist reversibel und kann im Sommer auch
zur Kühlung der Räume eingesetzt werden. Strom bezieht die kleine
Forschungsstation aus dem öffentlichen Netz. -kt
Bautafel
Architekten: Go Logic LLC, Belfast (Maine, USA)
Projektbeteiligte: Albert Putnam, Brunswick (Statik); Peter Knuppel lighting design, Sullivan (Lichtplanung); John O’Malia, Wiliamston (Bauingenieur); Andrew J. McPartland, Houlton (HLK-Planung)
Bauherr: The University of Chicago
Fertigstellung: 2015
Standort: Warren Woods State Park, 12032 Red Arrow Hwy, Sawyer, MI 49125
Bildnachweis: Trent Bell, Biddeford
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