Biobank in Berlin
Kälteschrein für 6,5 Millionen Bioproben
Mit dem Ziel, Forschungserkenntnisse schneller für den Klinikalltag verfügbar zu machen sowie umgekehrt klinische Befunde in die Grundlagenforschung einbeziehen zu können, wurde im Jahr 2013 das Berliner Institut für Gesundheitsforschung, kurz BIH (Berlin Institute of Health), gegründet. Es basiert auf einem Zusammenschluss der Charité-Universitätsmedizin Berlin und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin. Um beiden Einrichtungen den Zugriff auf die von ihnen benötigten Materialien zu ermöglichen, wurde am Charité-Standort in Berlin-Buch eine Biobank errichtet.
Gallerie
In dem kleinen, hochmodernen Neubau werden Behandlungsdaten und rund 6,5 Millionen Gewebe- und Flüssigkeitsproben gelagert, die der Erforschung molekularer Ursachen von Krankheiten dienen. Das Raumprogramm organisierten die Planer auf quadratischem Grundriss mit einer Kantenlänge von rund 15 Metern. Bis auf die sechs Meter hohe Kühlzelle – dem Herzstück der Biobank – ist das Gebäude eingeschossig ausgebildet. Die Kühlzelle nimmt gut die Hälfte der Fläche ein, auf der anderen ist die Gebäudetechnik untergebracht, die von einer geschosshohen Attika verborgen wird.
Die Kühlzelle beherbergt mit Stickstoff befüllte Tanks, in denen jeweils bis zu 1,3 Millionen Proben über einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren eingelagert werden können. Ihre Erfassung und Zwischenlagerung erfolgt in einem Vorraum links vom Eingang. Rechter Hand sind an der Südwestseite fünf administrative Arbeitsplätze mit Pantry und WC angeordnet. Die südliche Gebäudeecke ist ausgespart, um Platz für einen Stickstofftank zu schaffen. Außen wird er von der Holzschalung der Fassade eingefasst, die das gesamte Erdgeschoss umschließt.
Der kompakte Bau besitzt eine weitgehend geschlossene, horizontal zweigeteilte Fassade mit umlaufender Sitzbank und einer Art auskragendem Gesims oberhalb des Erdgeschosses. Während dies mit Lärchenholzelementen verkleidet ist, besteht die Fassade darüber aus halb so breiten Weißaluminiumpaneelen, die zum Teil die Attika ausbilden. Lediglich an der Südwestseite gibt es eine Faltenfensterfassade. Das Innere ist mit Sichtbetonwänden und -decken schlicht gehalten, schwarze Stahltreppen und hellblaue Kautschukböden setzen Farb- und Materialakzente.
Gebäudetechnik
Ein hoher Automatisierungsgrad und ein kontinuierliches
Temperatur-Monitoring stellen die Qualität der Proben sicher.
Mittels Kryokonservierung, bei dem flüssiger Stickstoff verwendet
wird, können diese über lange Zeiträume lebensfähig gehalten und zu
gegebener Zeit reanimiert werden. Die Temperatur der
superisolierten Kryotanks beträgt minus 160 Grad. Füllstands- und
Temperatursonden überwachen permanent die Bedingungen in den Tanks.
Eine Software wertet die Daten aus, sodass entsprechend Anpassungen
vorgenommen werden können.
Damit die konservierten Proben bei der teils computergesteuerten Entnahme nicht sofort wegen der hohen Luftfeuchtigkeit der wärmeren Umgebung vereisen, liegt die Raumtemperatur der Kühlzelle konstant bei minus 20 Grad. Bei dieser Temperatur ist die Luftfeuchte äußerst gering. Für ein konstantes Kälteniveau sorgen eine gut gedämmte Wandkonstruktion und eine vom Rest des Gebäudes entkoppelte Bodenplatte.
Die Kühlzelle und der Vorraum werden kontrolliert be- und
entlüftet. Die Anlage ist über eine unterbrechungsfreie
Stromversorgung (USV) gesichert. Neben der permanenten Kühlung und
Lüftung der Innenräume unterlag auch das Aufstellen der Tanks
strengen Regeln, die ein umfangreiches Sicherheitskonzept
erforderten. Sowohl die genaue Ausstattung der Gebäude- als auch
die Sicherheitstechnik unterliegen strengster
Geheimhaltung.
Bautafel
Architekten: HEIDE & VON BECKERATH, Berlin
Projektbeteiligte: Holtz-Gostomzyk Architekten, Berlin (Bauleitung); H+S Ingenieure, Nürnberg (HLS-Planung); Dr. Kausch Ingenieurbüro, Berlin (Elektroplanung); Liconic, Mauren (Kältetechnik)
Bauherr: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gesellschaft
Fertigstellung: 2016
Standort: Robert-Rössle-Straße 10, 13125 Berlin
Bildnachweis: Andrew Alberts, Berlin
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