Zentralbibliothek in Ulm
Glaspyramide mit behaglichem Raumklima bei minimalem Energieeinsatz
Gallerie
Zusammen mit dem Museum Weishaupt, der Sparkasse und dem
Münstertor bildet die Zentralbibliothek die Neue Mitte Ulm.
Das von Gottfried Böhm entworfene Gebäude hat eine Grundfläche von
29 x 29 m, kragt in den beiden Obergeschossen aus und geht oberhalb
des zweiten Obergeschoss in eine steile Pyramide über, die bis zur
Spitze eine Höhe von 35 m über Terrain erreicht. Es wurde in
Skelettbauweise mit einem Rastermaß von 6,6 m errichtet, verfügt
über eine Nutzfläche von über 4.600 m² und wird im Zentrum über
eine offene Stahl-Wendeltreppe mit integriertem Doppelaufzug
erschlossen.
Insgesamt verfügt die Bibliothek über neun Geschosse, wobei sich
die Nutzungsbereiche in Technikbereiche (im zweiten Obergeschoss)
Buchbinderei, Verwaltung, Veranstaltungssaal und Garderobe (im
ersten Obergeschoss), Ausleihe, Nah- und Informationsbereich sowie
Garderobe (Erdgeschoss) aufteilen. Vom ersten bis dritten Geschoss
sind die Kinderbibliothek sowie die unterschiedlichen
Literatur-Abteilungen angeordnet, das vierten Geschoss ist der
Verwaltung vorbehalten, während im fünften Geschoss ein Lesecafé
mit Galerie und im sechsten Obergeschoss ein weiteres
Technikgeschoss untergebracht sind.
Sämtliche Bildschirmarbeitsplätze gruppieren sich um das zentrale
Treppenhaus, wobei die Arbeitsplätze an der Fassade angeordnet
wurden und den Blick auf die Stadt und die Alpen freigeben. Die
äußere Sonnenschutzverglasung wurde in Verbundsicherheitsglas mit
einem Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) von 0,38 ausgeführt.
Gebäudetechnik
Der Baukörper wurde so konzipiert, dass ganzjährig ein behagliches
Raumklima bei einem minimalen energetischen Einsatz sichergestellt
werden kann. Zur Umsetzung dieser Vorgaben wurden u.a. folgende
Aspekte berücksichtigt:
- Ab drittes Obergeschoss: Anordnung eines nutzbaren Klimapuffers
durch eine begehbare Doppelfassadenkonstruktion
- Integration großflächiger Lüftungsklappen zur Unterbindung
extremer Überwärmungen im Sommer
- Im Fassadenzwischenraum: textiler beweglicher Sonnenschutz zur
dynamischen Abschattung von gefährdeten Teilbereichen innerhalb der
Bibliothek und zur Blendungsminderung
- Nutzung der massiven Gebäudekonstruktion zur Bauteilkühlung mit
Nachtluft
- Innerhalb der Mitarbeiterbüros: Verwendung von
Umluftkühlgeräten mit Einzelraumregelung
- Bei extremen Außentemperaturverhältnissen: Zuschaltung der zentralen RLT-Anlagen mit Heizung und Kühlung
Das Herz für eine energetisch optimierte Betriebsweise bildet die Gebäudeautomation. Der nutzbare Klimapuffer innerhalb der Doppelfassade vom dritten bis sechsten Obergeschoss wird über die großflächigen Lüftungsklappen aktiviert. Die Steuerung der Zu- und Abluftklappen kann einerseits an den Touch-Panels in den zugeordneten Geschossen manuell von Hand oder andererseits zentral von der GLT-Station durchgeführt werden. Im Automatikbetrieb erfolgt die Steuerung in Abhängigkeit von der Außen-, der Fassadenzwischenraum-Temperatur, der relativen Luftfeuchtigkeit sowie vom Regen- und Windeinfluss.
Damit in der Übergangszeit und im Winter der solare Wärmeeintrag energetisch genutzt wird, wurde eine Schnittstelle zu den MSR-Anlagen hergestellt. Hierbei wurde die Hierarchie für die Steuerung: Fassadenklappen Auf und Zu in Abhängigkeit von der Temperatur innerhalb der Zwischenfassade für die Parameter für Heizen/Kühlen und Nachtauskühlung durchgeführt. Die übergeordneten Sicherheitsfunktionen, wie z.B. der Schutz vor Regen- und Wind, haben generell die erste Priorität.
Bautafel
Architekten: Gottfried Böhm, Köln
Projektbeteiligte: Conplaning, Ulm (Technische Gebäudeausrüstung/Elektro/Gebäudeautomation); IB-Keppler, Ulm (HKLS), Fraunhofer-Institut, Stuttgart (Bauphysik), Fassadentechnik Scharl, Ehlingen (Fassadenplanung)
Bauherr: Stadt Ulm
Fertigstellung: 2004
Standort: Vestgasse 1, Ulm
Bildnachweis: Martin J. Duckek, Ulm
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