Klimahaus in Bremerhaven
Erneuerbare Energien unter Extrembedingungen
Für alle, die sich über das Klima, seinen Wandel und wie es zu schützen ist, informieren wollen, bietet das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost einen guten Anlaufpunkt. Wie ein Schiff liegt das vom Bremer Architekturbüro Klumpp geplante Gebäude im neuen Tourismusgebiet Havenwelten. Eigentlich besteht es aus zwei voneinander getrennten Baukörpern. Die Außenhülle aus Glas und das Dach mit einer Trägerkonstruktion aus Aluminium umschließen einen 125 m langen und 82 m breiten Gebäudekern in Stahlbetonbauweise. Aufgrund der speziellen Gebäudeform galt die Umsetzung des organischen Baukörpers zunächst als nicht realisierbar. Grund dafür war die Ausführung der vorgesetzten Glasfassade mit 3.800 gebogenen Glasscheiben, jede mit einer anderen Form und Abmessung. Die Realisierung der geschwungenen Fassade konnte erst durch den Einsatz neuester Computertechnik ermöglicht werden.
Gallerie
Das Museum vermittelt grundlegende Informationen zum Thema Klima und macht die unterschiedlichen Wetterphänomene für die Besucher erlebbar. Die Ausstellung mit einer Fläche von 11.500 m² führt die Besucher entlang des 8. Längengrades durch acht Länder (u.a. Kamerun und Alaska) und ihre unterschiedlichen Klimate. Für die gebäudetechnische Ausrüstung bedeutet dies, dass sie eine klimatische Spannbreite von der trockenen Polarluft mit –2°C bis zum Tropenklima mit 30°C und einer relativen Luftfeuchte von 80% ermöglichen muss. Von der aufwendigen Haustechnik werden die Besucher jedoch nicht viel sehen. So wird z.B. ein 22 m hoher Abluftschacht als Teil der Ausstellung wahrgenommen.
Gebäudetechnik
Ziel des Entwurfs war es, Abweichungen im Kälte- und Wärmeempfinden
der Besucher zu erzeugen und gleichzeitig eine schonende
Energieerzeugung, mit möglichst viel erneuerbaren Energien zu
realisieren. Darüber hinaus stellen die Exponate wie die großen
Aquarientanks und die bis zu 5.000 Besucher pro Tag besondere
Anforderungen an die Klimatisierung und Belüftung des Gebäudes. Zum
Einsatz kamen Betonkernaktivierung, fassadenintegrierte
Photovoltaik, Kraft-Wärme-Kopplung, RLT-Anlagen mit
Nutzung der Freien Kühlung, RLT-Wärmerückgewinnungssyteme, usw.
Die Wärmeenergie für das Gebäude wird über Energiepfähle sowie durch Ausnutzung der CO₂-freien Energieressourcen aus oberflächennaher Geothermie und der Abwärme der Kälteerzeugung bereitgestellt. Ein Teil der Wärme wird als Fernwärme aus einem Müllheizkraftwerk geliefert.
Der Großteil der Kälteerzeugung basiert auf Nutzung erneuerbarer Energie bestehend aus der Ausnutzung der Außenluftenthalpie (freie Kühlung), der Nachtauskühlung für die RLT-Technik sowie aus der freien Rückkühlung und Nutzung der oberflächennahen Geothermie (Energiepfähle). Die Hälfte der rund 900 Gründungspfähle enthält Rohrregister, in denen die Kühlflüssigkeit aus der Decken- und Fußbodenkühlung des Ausstellungsbereichs auf 15 bis 19°C abgekühlt wird. Außerdem wird die Absorptionskälte für die gesamte Kühlung der Aquarien aus einem Teil der Fernwärmeumwandlung genutzt. Da die Bereitstellung konventionell erzeugter Kälteenergie ca. 3 x höhere Betriebskosten als die Wärmeenergiebereitstellung erfordert, wird ein Teil der Klimageräte innerhalb der Technikzentralen des Gebäudes als Desiccant Cooling System (DCS) CO₂-frei über den Energieträger Fernwärme erzeugt. Entsprechend der energetischen Vorplanung, soll bei einer maximalen Kälteleistung von 300 kW mehr als 100 MWh/a an Kälteenergie bereitgestellt werden.
Bautafel
Architekten: Klumpp Architekten, Bremen
Projektbeteiligte: Agn Paul Niederberhaus und Partner, Ibbenbüren (Ausführung); Petri und Tiemann, Bremen (Idee, Planung Funktionsbereiche); Kunstraum GfK, Hamburg (Ausstellungsplanung); Transsolar Energietechnik, Stuttgart (Energiekonzept); KSF-Feld und Partner, Bremen; Prof. Bellmer Ingenieurgruppe, Bremen (Statik); Schmidt Reuter, Köln (Planung Haustechnik)
Bauherr: Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft Alter/Neuer Hafen, Bremerhaven
Fertigstellung: 2009
Standort: Am Längengrad 8, Bremerhaven
Bildnachweis: Jan Rathke, Bremen für Klimahaus, Bremerhaven
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