Grundschule Sonnhalde in Aarwangen
Reduzierte, individuell steuerbare Gebäudetechnik
In der Gemeinde Aarwangen im Schweizer Kanton Bern ist das bestehende Schulensemble Sonnhalde um ein neues Grundschulhaus erweitert worden. Bei ihrem Entwurf für das gestalterisch auf vier Materialien reduzierte Gebäude war es Brandenberger Kloter Architekten wichtig, ein leicht verständliches Haus zu planen, das aus der Perspektive des Kindes heraus entwickelt ist. Die Wärmeproduktion für die Heizung wird zum großen Teil mit Holz abgedeckt, eine bedarfsgerechte Belüftung durch ein zentrales Lüftungsgerät mit CO2-Sensoren sorgt für gute Luftqualität.
Gallerie
Die Volksschule Aarwangen wurde als Dorfschule erstmals 1871 erwähnt. 1933 wurde das heutige Schulhaus Süd errichtet, das lange Zeit als Sekundarschulhaus diente. Über Jahrzehnte hinweg sind die Grund- und Sekundarschule immer wieder baulich erweitert worden. So entstanden um einen zentralen Sportplatz herum verschiedene, architektonisch schlichte Bauten, die nun an der Nordost-Ecke um den dreigeschossigen Neubau mit Klassenzimmern und einem Kindergarten ergänzt wurden, der das bestehende Ensemble an dieser Stelle sinnvoll fasst. Von der Ortsmitte kommend bildet er einen neuen Auftakt zu dem Gelände mit großzügiger Grünanlage und Spielplätzen.
Städtebauliche Ergänzung des Ensembles
Die äußere Erscheinung des Neubaus orientiert sich an der reduzierten Architektursprache der Bestandsbauten, mit großen, liegend-formatigen Fensteröffnungen, die mit einem breiten Aluminiumrahmen gefasst sind. Zusammen mit deutlich zurückversetzten Zonen zwischen den Fenstern, in denen sich teilweise Lüftungsöffnungen befinden, ergeben sich an den Längsseiten gestaltprägende Aluminium-Fensterbänder. Die Brüstungen und Wände bestehen aus Sichtbeton, der als Ortbeton fugenlos eingebracht wurde. Den Eingang markiert ein tiefer Einschnitt, vor dem ein massiver Balken aus Eichenholz aus dem Gemeindewald eine Sitzgelegenheit schafft.
Vielfältige Raumbezüge
Innen ist das Gebäude leicht verständlich aufgebaut: Von der Eingangstür aus führt ein weiträumiger Flur zur gegenüberliegenden Seite hindurch, wo viel Licht durch ein großzügiges Fenster fällt. Links und rechts des Flurs befinden sich die Bibliothek, der Kindergarten, die Werkräume und die Klassenräume, außerdem die Fluchttreppenhäuser, der Fahrstuhl und die Toiletten. Dieser einfache Aufbau wiederholt sich in allen Stockwerken. Die beiden Haupttreppen sind bewusst gegenläufig zueinander angeordnet, um die räumlichen Bezüge zu stärken. Große Fenster öffnen die Klassenzimmer auch zum Flur. Die Gläser sind mit Tierbildern wie Eichhörnchen, Rotfuchs oder Feldhase im Punktraster bedruckt, was zur Identifikation der Kinder mit ihrem Klassenraum dienen soll.
Reduzierte Materialität
Diese am Kind orientierte Gestaltung setzt sich bis ins Detail fort, etwa in der Garderobenwand, deren Holzhaken die Kinder je nach Körpergröße einstecken können. Sämtliche Einbauten und Vertäfelungen bestehen aus massivem Holz. In den Obergeschossen wurde zudem Stäbchenparkett aus Eiche verlegt. Flur und Treppe im Erdgeschoss erhielten einen Bodenbelag aus geschliffenem, schwarzem Gussasphalt. Die Betondecken sind sichtbar belassen und dienen als thermische Speichermasse. So sind es also Beton, Holz, Gussasphalt und Aluminium, welche die Ästhetik des Neubaus bestimmen.
Individuelle Heizung und Lüftung
Die Innenräume sind allesamt mit einer Fußbodenheizung ausgestattet, die pro Raum individuell gesteuert werden kann. Die Wärme dafür kommt per Nahwärmeanschluss vom benachbarten Schwimmbad. Die Heizzentrale dort wird zu rund achtzig Prozent mit Holzschnitzen betrieben, Spitzenlasten werden mit einem Gaskessel gedeckt. Neben der Übergabestation der Heizwärme befindet sich im Keller auch eine Lüftungsanlage für eine kontrollierte Lüftung der Innenräume, die mit einem Wärmetauscher ausgestattet ist, der den größten Teil der Wärmeenergie aus der Fortluft wieder zurückführt. Gesteuert wird die Luftzufuhr bedarfsgerecht und variabel über CO2-Sensoren, die im Bereich der Tür bei den Lichtschaltern gut 1,30 Meter über dem Boden angeordnet sind: Sobald ein voreingestellter ppm-Grenzwert überschritten wird, wird die Luftmenge stetig mittels einer Signalstärke in Volt erhöht. Ist der Grenzwert nicht mehr überschritten, fährt die Anlage nach demselben Prinzip zurück. Die Ventilatorendrehzahl im zentralen Lüftungsgerät wird dabei über die Differenzdruckfühler reguliert, die im Hauptkanalstrang der Zu- und Abluft verbaut sind. Der Strom für den Betrieb des gesamten Gebäudes kommt aus dem öffentlichen Stromnetz, jedoch sind Leerrohre für die spätere Nachrüstung mit einer PV-Anlage bereits vorbereitet. -tg
Bautafel
Architektur: Brandenberger Kloter Architekten, Basel
Fachplaner: PlusStatik, Emmen (Tragwerksplanung); Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten, Basel (Landschaftsplanung); Daniel Kieliger Bauleitung, Zofingen (Bauleitung); Häusler Ingenieuere, Langenthal (Heizungs-Lüftungsplanung); Buri Bauphysik & Akustik, Volketswil (Bauphysik, HLKKS/GA Planung, Brandschutz, Akustik); Bering, Langenthal (Elektroplanung); Häusler Ingenieuere, Langenthal (Sanitärplanung); Wanner, Solothurn (Geologie); Grunder Ingenieure, Langenthal (Geometer); Riederer Gestaltet, Langenthal (Signaletik); Hübscher Gestaltet, Basel (Lichtplanung)
Bauherr/in: Gemeinde Aarwangen
Fertigstellung: 2021
Standort: Turnhallestrasse 22, 4912 Aarwangen, Schweiz
Bildnachweis: Basile Bornand, Basel; Häusler Ingenieure, Langenthal; Brandenberger Kloter Architekten, Basel
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