Schul-Erweiterungsbau in Frankfurt-Sossenheim
Lernen, Spielen, Energiesparen
Im westlich der Frankfurter Innenstadt gelegenen Stadtteil Sossenheim befindet sich der gemeinsame Campus der Edith-Stein-Realschule und der Henri-Dunant-Grundschule. Ein neuer Erweiterungsbau nach Plänen von a+r Architekten aus Stuttgart fasst den Bestand aus Klassenzimmertrakten, Sporthalle und Mensa an seiner Nordostseite, wodurch das gesamte Ensemble eine völlig neue Definition erhält. Den Planungen lag das Konzept „Schule als Lebensraum“ zugrunde, das den Raumbedarf für außerunterrichtliche Lern- und Freizeitaktivitäten berücksichtigt. Zudem entsprechen Gebäudehülle und Gebäudetechnik dem Passivhausstandard.
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Dem Planungsteam war es wichtig, mit seinem Entwurf eine hohe
Aufenthaltsqualität durch moderne Innenräume, neu gefasste
Pausenflächen und eine naturnah gestaltete Umgebung zu erzeugen.
Dafür werden die natürliche, leicht abfallende Topografie des
Grundstücks und die Nähe zum Sulzbach genutzt. So ergab sich ein
Z-förmiger Baukörper, vor dessen zum Bestand orientierten
Südwestseite sich der Pausenhof mit Baumbepflanzung, Sitzgruppen
und Straßenmarkierungen für die Verkehrserziehung erstreckt. Das
sogenannte Gartengeschoss an der Ostseite, das sich durch die
Hanglage ergibt, öffnet sich zu einem parkartigen Freigelände mit
üppiger Pflanzenwelt sowie Sport- und Spielgeräten. Hier sind die
Räume der Ganztags- und Nachmittagsbetreuung sowie die Technikräume
untergebracht. Die horizontal gegliederte Fassade ist mit
rotbraunen Klinkern verkleidet. Die mit stehenden Holz-Alu-Fenstern
und roten Fassadenpaneelen gefüllten Fensterbänder werden von
Weißbeton gerahmt.
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Zurückhaltende Innenraumgestaltung
Im Innenraum herrscht farbliche Zurückhaltung und ein
reduzierter Materialkanon aus Sichtbeton und Eichenholz sowie weiß
verputzten Decken. Organisatorisch folgt die Raumgliederung dem
pädagogischen Ansatz von Lernhäusern, die jeweils zwei Schulcluster
beherbergen. Ein Cluster besteht aus vier Klassenzimmern und zwei
Profilräumen, die sich jeweils um eine gemeinsame Mittelzone
gruppieren, das sogenannte Wohnzimmer. Verglaste Wandflächen
ermöglichen den Sichtbezug zu den gemeinschaftlich nutzbaren
Bereichen. Im Sinne einer nachhaltigen Gebäudenutzung legten die
Architekt*innen Wert auf langlebige und strapazierfähige
Materialien. Die Bauteile sind also überwiegend gefügt statt
geklebt, um später einmal die Rückbau- und Wiederverwendbarkeit zu
gewährleisten.
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Mechanische und natürliche Lüftung
Die Gebäudehülle sowie der Energieverbrauch der eingesetzten
Gebäudetechnik für Lüftung und Beleuchtung entsprechen dem
Passivhausstandard. Auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage mit
einer Leistung von rund 81 kWp installiert, die für den
Eigenverbrauch bestimmt sind (eventuelle Überschüsse werden ins
öffentliche Netz eingespeist). Die Lüftungsanlage ist mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die mechanische
Belüftung der Unterrichts- und Verwaltungsräume beschränkt sich auf
den Winterbetrieb (ansonsten wird über die Fenster natürlich
belüftet), während die innenliegenden Räume wie Wohnzimmer,
WC-Bereiche und Treppenhäuser ganzjährig mit Frischluft versorgt
werden. Insgesamt sind die Anlagen auf einen Volumenstrom von
28.000 m³/h dimensioniert (DIN EN 13779, IDA 4). Geschickt ins
Gebäude integriert funktioniert die Luftansaugung über einen
Lüftungsturm aus Edelstahl im Fluchttreppenhaus. Die Fortluft aus
dem Untergeschoss wird in einen vertikalen Schacht geblasen, dessen
obere Abdeckung gleichzeitig das Zwischenpodest der Freitreppe
bildet. In Sommernächten werden Lüftungsklappen geöffnet, um den
thermischen Speichermassen im Gebäude die Wärme zu
entziehen.
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Wärmeversorgung über Nahwärme
Bei der KNX-gesteuerten Beleuchtung werden größtenteils LED-Leuchten eingesetzt, die über Schalter und Taster konventionell gesteuert werden können. Zusätzlich sind in jedem Raum Präsenzmelder installiert, die das Licht fünf Minuten nach Ausbleiben einer Präsenz ausschalten. Die Heizwärme (insgesamt ca. 108 kW) wird über ein Nahwärmenetz von dem benachbarten Schulbau bezogen (dort: Gaskessel). Die Übergabe der Heizwärme an die Räume erfolgt klassisch über Radiatoren. Pufferspeicher sind deshalb nicht notwendig. Die Vorlauftemperatur wird nach der Außentemperatur geregelt, ein zusätzliches Tages- und Wochenendprogramm sorgt für die Absenkregelung. Davon unabhängig wird das Trinkwasser dezentral im elektrischen Durchlaufprinzip erwärmt, wodurch eine hygienisch einwandfreie Warmwasserbereitung sichergestellt ist und außerdem weniger Wasserleitungen im Gebäude verlegt werden müssen. -tg
Bautafel
Architektur: a+r Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: IPP Ingenieurbüro für Technische Gebäudeausrüstung, Hanau (HLS/MSR); Dörflinger & Beikirch, Fulda (Elektro); IB Heinrichs, Groß-Gerau (Bauphysik); R&P Ruffert, Frankfurt am Main (Tragwerk); Keller & Keller, Kronberg (Außenanlagen); ITA Ingenieurgesellschaft für Technische Akustik, Wiesbaden (Akustik); Hochbauamt Stadt Frankfurt am Main (Projektsteuerung)
Bauherr*in: Stadtschulamt Stadt Frankfurt am Main
Fertigstellung: 2020
Standort: Schaumburger Straße 66, 65936 Frankfurt am Main
Bildnachweis: Markus Ebener, Berlin; a+r Architekten, Stuttgart
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