Erweiterung Landesberufsschule in Bludenz
Passivhausstandard durch Bauteilaktivierung und Wärmepumpen
Gut 1.000 Lehrlinge der Berufszweige Kraftfahrzeugtechnik, Metall, Einzelhandel und Büro werden in der Landesberufsschule Bludenz in Vorarlberg unterrichtet. Die Ausbildung ist praktisch und praxisnah und die Schülerzahl wächst stetig. Das viergeschossige Schulbestandsgebäude mit Werkstatttrakt war schließlich nicht nur sanierungsbedürftig, sondern auch zu klein. Platz fehlte vor allem für die Stahlbau- und die Kraftfahrzeugtechniker.
Gallerie
Das Land schrieb zur Erweiterung und Sanierung einen Wettbewerb aus, den der Architekt Bernardo Bader aus dem nahen Dornbirn gewann. Sein inzwischen fertig gestellter Neubau schließt direkt an den bestehenden Werkstattriegel an und erweitert ihn mit großer Geste zu einer stattlichen Halle. Die Schule bildet nun in der heterogenen Siedlungsstruktur des Ortes an der Straßenkreuzung einen großen Winkel und fasst einen geschützten rückwärtigen Schulhof.
Die Bestandsgebäude wurden saniert und durch Auslagerungen einzelner Bereiche im Inneren neu geordnet. Der zweigeschossige Erweiterungsbau konnte voll und ganz auf die Bedürfnisse der Technik-Lehrlinge hin konzipiert werden. Ihnen steht jetzt eine große hohe Mehrzweckhalle für die praktischen Unterrichtseinheiten zur Verfügung. Durch faltbare Trennwände lässt sie sich bei Bedarf in mehrere Bereiche gliedern, die dann jeder für sich durch Tore an der Längsseite der Halle direkt von der Straße erschlossen werden können. Den Kraftfahrzeugtechnikern stehen jetzt im Boden versenkbare Bühnenarbeitsplätze, Labors und eine Lkw-Montagegrube zur Verfügung; den Stahlbautechnikern erleichtern ein Deckenlauf- und ein Schwenkkran die Logistik. Im ersten Obergeschoss sind Büro- und Besprechungsräume untergebracht, von denen aus die Lehrer über großflächige Festverglasungen Blickkontakt hinunter in die Halle haben.
Konstruiert ist der Neubau in Stahlbauweise mit einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade aus natureloxiertem Aluminium. Die einzelnen Elemente haben eine profilierte Oberfläche und sind mit einem feinen Lochmuster versehen. Fensterbänder entlang der Fassaden nach Nordwesten und Südosten – mit gewisser formaler Nähe zu denen der Bestandsbauten – lassen viel Tageslicht in die Werkstatthallen und Nebenräume. Ein außen angebrachter Sonnenschutz verhindert Blendung und sommerliche Überhitzung.
Gebäudetechnik
Um in den neuen Räumen dauerhaft ein gutes Raumklima zu schaffen,
wurde ein Haustechniksystem mit kontrollierter Be- und Entlüftung
installiert. Vier reversible Sole/Wasser-Wärmepumpen
mit einer Heizleistung von je 40 kW versorgen die Schule zu jeder
Jahreszeit mit Wärme und Kälte. Ihr Jahresheizwärmebedarf liegt bei 34,3 kWh/m²a.
Dabei nutzen die Wärmepumpen über Tiefensondierungen dauerhaft im
Erdreich gespeicherte Wärme, während zur Abdeckung von
Spitzenlasten ein Gasbrennwert-Kessel dient. Im Sommer können die
Wärmepumpen zur passiven Kühlung des Gebäudes genutzt werden, indem
die kühlere Temperatur des Erdreichs über einen Wärmetauscher auf
das Heizungswasser übertragen wird, ohne dass die Wärmepumpen aktiv
arbeiten müssen.
Während die Wärme- und Kälteverteilung im Neubau über die massive, thermisch aktivierte Bodenplatte erfolgt, wird der Altbau mit einer Reihe von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung kontrolliert be- und entlüftet und entsprechend temperiert. Dazu wurde auf dem Dach des Haupthauses eine Anlage installiert, die stündlich eine Luftmenge von 20.000 m³ bereitstellt. Ein Rotationswärmetauscher mit einer Wärmerückgewinnung von 70% wärmt die frische Außenluft mit der Energie der Abluft vor. Der Werkstatttrakt und die Schweißerei werden über eigene Anlagen mit frischer Luft versorgt: bei den Werkstätten sind das stündlich 6.200 m³, in der Schweißerei 4.000 m³. Auch die neue Mehrzweckhalle hat eine eigene Lüftungsanlage, die stündlich eine Luftmenge von 7.000 m³ bereitstellt. Hier wurden zusätzlich noch diverse Prozesslüftungen ohne Wärmerückgewinnung installiert, die insbesondere im Kfz-Bereich mit dem Leistungsprüfstand, dem Kompressorraum und der Abgasabsaugung zum Abführen schadstoffbelasteter Luft eingesetzt werden. Für den Neubau der Berufsschule wurde der Passivhausstandard erreicht.
Bautafel
Architekten: Bernardo Bader, Bregenz, und ao-Architekten, Innsbruck
Projektbeteiligte: Fleisch Loser, Rankweil (Bauleitung); gbd Gruppe Bau, Dornbirn (Statik); Innotech, Altach (Gebäudetechnik); BIW Planungsbüro für Elektrotechnik, Tschagguns (Elektro); Karlheinz Wille, Frastanz (Bauphysik); IBS, Linz (Brandschutz)
Bauherr: Land Vorarlberg
Fertigstellung: 2013
Standort: Unterfeldstraße 27, 6700 Bludenz, Österreich
Bildnachweis: Günter Wett, Innsbruck und Lisa Mathis, Lustenau
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