Rathaus in Feldkirchen
Grundwasserkühlung und Bauteilaktivierung
Das Rathaus in Feldkirchen wurde nach Plänen von Miroslav Volf in Form zweier L-förmiger Einzeleinheiten errichtet, die eine zentrale Einganghalle umschließen. Das multifunktionale Verwaltungsgebäude hat eine Hauptnutzungsfläche von ca. 4.000 m². Neben den Büros im nordöstlichen Baukörper befinden sich in den oberen Geschossen des südöstlichen Baukörpers die Sitzungssäle und Fraktionsräume. Zudem wurde im Unter- und Erdgeschoss dieses Baukörpers eine Bibliothek integriert. Die zentrale Eingangshalle kann auch als Veranstaltungsraum genutzt werden.
Gallerie
Das Gebäude wurde mit einem hohen Anspruch an den thermischen Komfort bei gleichzeitigem Verzicht auf eine konventionelle und in den Betriebskosten teure Kältetechnologie geplant. Die Umsetzung setzte eine konsequente Ausschöpfung der passiven und bauphysikalischen Maßnahmen sowie die Systemfindung der zugeordneten gebäudetechnischen Anlagentechnik voraus. Um eine annähernd natürliche Stabilisierung des Raumklimas zu ermöglichen, mussten die äußeren Wärmelasten reduziert und geeignete Speichermassen aktiviert werden. Zu den passiven Maßnahmen zählen die massiven Geschossdecken mit Bauteilaktivierung, der Fensterflächenanteil mit ausgewogenem Tageslichtanteil und der individuell einstellbare äußere Sonnenschutz.
Zur Verbesserung der thermischen Behaglichkeit in der Eingangshalle wurde auf einen 1,00 m hohen massiven Stahlbetonriegel eine Dachverglasung als Sonnenschutzverglasung aufgesetzt. Das so überhöhte Eingangshallendach dient gleichzeitig als thermische Pufferzone. Seitlich integrierte RWA-Öffnungen dienen als Lüftungsöffnungen, durch die sich das warme Luftpolster innerhalb der Überhöhung ablüften lässt.
Gebäudetechnik
Die Be- und Entlüftung der Büro- und Fraktionsräume erfolgt mittels
natürlicher Fensterlüftung. Aufgrund der intensiven Lärmquelle an
der Straßenfront und der hoch frequentierten Belegungsdichte wird
für den Großen Sitzungssaal, die Bibliothek und die Eingangshalle
eine Lüftungsanlage eingesetzt. Die RLT- Zentraleinheiten sind in
der Dachzentrale aufgestellt und unter Berücksichtigung der
zeitlich unterschiedlichen Nutzungsarten als Umschaltanlagen
ausgeführt. Das erforderliche Luftvolumina der einzelnen
Funktionsbereiche wird im Umschaltbetrieb gefahren. Durch diese
Systemfindung sind anstatt drei separater RLT-Anlagen nur zwei
Anlagen erforderlich. Als positiver Nebeneffekt konnten neben der
Platzvorhaltung und den reduzierten bauseitigen Maßnahmen
insbesondere die Investitions- und Betriebskosten reduziert werden.
Die Umschaltung erfolgt automatisch über ein
Zeit-/Kalenderprogramm, kann aber auch über eine Gebäudeautomation
individuell angesteuert werden.
Die RLT-Zentralgeräte enthalten Wärmerückgewinner in Form von rekuperativen Plattenwärmeübertragern. Bei tieferen Außentemperaturen erfolgt die Nachheizung durch einen Brennwert-Wärmeerzeuger. Für den Sommerbetrieb werden die Flächenheizsysteme in Verbindung mit der Grundwassernutzung zur Kühlung genutzt, also ohne den Einsatz einer konventionellen Kältemaschine.
Die Wärmeerzeugung für die thermoaktive Decke und die Fußbodenheizung erfolgt über eine zweistufige Grundwasserwärmepumpe mit einer Heizleistung von 80 kW. Die Grundwasserwärmepumpe mit R 407 C als Kältemittel und in Verbindung mit den Flächenheizsystemen sowie mit der witterungsgeführten Vorlauftemperaturregelung erreicht einen energetisch hohen mittleren COP-Wert von ca. 5,0. Die statischen Heizflächen und die in den RLT-Geräten integrierten Lufterwärmer werden über den Brennwert-Wärmeerzeuger mit einer Heizleistung von 90 kW versorgt.
Bautafel
Architekten: Miroslav Volf, Köln
Projektbeteiligte: Fassadentechnik Scharl, Ehingen (Fassadentechnik); Decoustics, Bubikon/CH (Akustikelemente); Ingenieurbüro Hausladen, Kirchheim (Planung Gebäudetechnik)
Bauherr: Gemeinde Feldkirchen
Fertigstellung: 2005
Standort: Rathausplatz 1, 85622 Feldkirchen
Bildnachweis: Rathaus Feldkirchen
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