Hauptverwaltung Carlsberg in Kopenhagen
Energieeffizientes Gebäudetechnikkonzept und nachhaltiger Umgang mit Wasser
Bis ins Jahr 1847 reicht die Geschichte des „Carlsberg Byen“ zurück, dem Quartier im Kopenhagener Stadtteil Valby, das mit der Gründung der Carlsberg-Brauerei entstand und das noch heute geprägt ist von der dänischen Backstein-Industriearchitektur – einige Bauten sind unterdessen zu Touristenattraktionen avanciert, wie etwa das Elefantentor, das Ny-Carlsberg-Brauhaus, der gewendelte Schornstein oder die in den 1960er-Jahren errichteten „hängenden Gärten“ der dänischen Architekten Svenn Eske Kristensen und Rudolph Rothe. Im Jahr 2006 gab das Unternehmen bekannt, den Brauereibetrieb an diesem Standort schließen zu wollen und neben der Geschäftszentrale künftig nur noch eine kleine Haus- und Spezialbrauerei zu betreiben. Die neue, kleinere Unternehmenszentrale entstand nach Entwürfen von C.F. Møller Architects. Bei der Planung spielte der Aspekt einer ganzheitlichen Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle.
Gallerie
Die freiwerdenden Flächen des Brauereigeländes sollen zu einem
Stadtviertel aus Wohnen und Arbeiten weiterentwickelt werden. Den
internationalen, städtebaulichen Wettbewerb im Jahr 2006, an dem
über 200 Büros teilnahmen, konnte das dänische Büro Entasis
gewinnen, deren Masterplan 2009 auf dem World Architecture Festival
prämiert wurde.
Städtebauliche Einbindung
Der Neubau entstand am westlichen Ende des Areals, wo sich auch das Carlsberg Business Center (das ehemalige Privathaus von Carl Jacobsen) sowie ein dazugehöriger Garten befinden. Der Entwurf des Kopenhagener Architekturbüros, das den 2007 ausgelobten Architekturwettbewerb für sich entscheiden konnte, soll als Schnittstelle an diesem städtebaulich bedeutungsvollen und gleichzeitig landschaftlich reizvollen Ort dienen und baulich einen Übergang zu der kleinteiligen Villenbebauung rundherum schaffen. So sieht der Entwurf ein polygonales Bauwerk mit drei Flügeln vor, die individuell auf die jeweilige Situation reagieren. Die oberen Geschosse treppen sich sukzessive ab, wodurch großzügige Terrassen entstehen. Die Begrünung des Dachs nimmt die teils üppige Natur des Umfelds auf. Gestaltprägend ist die Pfosten-Riegel-Fassade aus patiniertem Kupfer, in der die vertikale Gliederung geschossweise konsequent unterstrichen wird. Die Materialwahl stellt durch ihren braun schimmernden Farbton zudem eine optische Verbindung zur Natur her und ist ferner ein Verweis auf die Historie des Unternehmens: Ein Braukessel besteht traditionell aus Kupfer.
Nachhaltige Materialien
Der Bauherrschaft wie den Architekturschaffenden war es wichtig, möglichst natürliche Materialien mit langer Lebensdauer einzusetzen. So besteht die Fassade zu fünfzig Prozent aus recyceltem Kupfer. Im Innenraum wiederum sind die Böden mit einem Parkett aus schnell nachwachsenden Bambus im Fischgrätmuster versehen. Ein Teil der Wände ist mit dunkel gebeiztem Holzfurnier verkleidet, dessen Nano-Perforierung gleichzeitig akustisch wirksam ist. Die Decken bestehen aus schlichten Gipsplatten, die öffentlichen und halböffentlichen Bereiche sind mit Terrazzoböden versehen. Ansonsten sind die Innenräume eher reduziert gestaltet, um einem allzu großen Materialmix vorzubeugen und optische Klarheit zu schaffen.
Nachhaltiges Gebäudetechnikkonzept
Die Kopenhagener Behörden verlangten, dass das Dach möglichst frei von Technik sein soll. Deshalb sind dort lediglich die Geräte zur Wärmerückgewinnung aus der Abluft zu finden. Außerdem findet sich auf dem Dach eine Photovoltaikanlage, durch welche der Stromverbrauch aus dem öffentlichen Stromnetz deutlich gesenkt wird. Der Großteil der Gebäudetechnik – also die Niedrigenergie-Lüftungsanlage sowie die Wärme- und Fernkältezentralen – befinden sich in den Untergeschossen. Die Decken in den Innenräumen sind teils als Heiz-/Kühldecken ausgeführt, in denen sich neben der Beleuchtung auch die Belüftungsöffnungen befinden. Zusätzliche Zuluftöffnungen gibt es in den Fassaden. Zur Verringerung des Energieeintrags durch die Sonneneinstrahlung im Innenraum tragen vielfältige Sonnen- und Blendschutzmaßnahmen über Screens und Vorhänge bei. Die gesamte Steuerung funktioniert dabei in Zonen, in denen jeweils das Licht, die Verschattung und die Belüftung (Temperatur- und CO₂-Kontrolle) gesteuert werden. Die Innenräume zeichnen sich durch viel Tageslicht, einen starken visuellen Bezug zum Umfeld mit seinen historischen Gebäuden und der Natur sowie eine gute Akustik und einen gesunden Luftaustausch aus.
Nachhaltiger Umgang mit Wasser
Dem Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser kam bei den Planungen eine besondere Rolle zu. So sind die Armaturen und Toiletten als wassersparende Versionen ausgeführt. Enthärtungs- und UV-Systeme sorgen dabei für eine hohe Wasserqualität für die Mitarbeitenden. Regenwasser, das über die Fassaden läuft und deshalb mit Kupfer in Berührung kommt, wird separat aufgefangen und vor der Weiterleitung gesondert aufbereitet. Das Regenwasser von den Dächern schließlich wird auf der Gartenseite in eine Abfolge aus Wasserbecken geleitet, ehe es in dem Gartenteich gelangt, der als Rückhaltebecken dient. Die Wasserbecken bilden eine stilisierte Version eines Baches und einer Wasserkaskade nach – als Reminiszenz an das Wassers und die Quelle, mit der an diesem Ort vor über 170 Jahren die Geschichte der Carlsberg-Brauerei begann. -tg
Bautafel
Architektur: C.F. Møller Architects, Kopenhagen
Projektbeteiligte: Niras, Allerød (Nachhaltigkeit, Energieplanung, Innenraumklima, Akustik, Gebäudetechnik, Sicherheit); UPB, Riga (Fassadenplaner und -bauer); EKJ Rådgivende Ingeniører, Kopenhagen (Bauherrenberatung); Aarsleff, Viby J (Generalunernehmer)
Bauherr/in: Carlsberg, Kopenhagen
Fertigstellung: 2020
Standort: J. C. Jacobsens Gade 1, 1799 Kopenhagen, Dänemark
Bildnachweis: Adam Mørk, Kopenhagen; C.F. Møller Architects, Kopenhagen
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