Hauptsitz der Spedition Gebrüder Weiss in Lauterach
Wasser-/Wasser-Wärmepumpe, Betonkernaktiverung und Unterflurkonvektoren
Die orangefarbenen LKW des Vorarlberger Transport- und Logistik-Unternehmens Gebrüder Weiss rollen weltweit von rund 150 Standorten aus. Seinen Hauptsitz aber hat das Speditionsunternehmen, das seit seiner Gründung 1823 in Familienbesitz ist, nach wie vor in der kleinen Marktgemeinde Lauterach. Platzmangel machte schließlich eine Erweiterung der Konzernzentrale notwendig. 2011 wurde ein Wettbewerb ausgelobt, aus dem das Büro Cukrowicz Nachbaur Architekten aus dem nahen Bregenz als Sieger hervorging und den Neubau am südlichen Ortsrand 2014 fertigstellte.
Gallerie
Zwei Bürogeschosse mit quadratischer Grundfläche sind über der großen Asphaltfläche der Spedition aufgeständert, auf der Autos und Laster Vorfahrt haben. Der flache Baukörper kommt nur mit knappen Betonkernen und einer langen breiten Treppe auf den Boden. Unter dem Haus werden die Autos geparkt und wer zu Fuß kommt, nimmt die großzügige, von einer Grünfläche begleiteten Freitreppe im Süden nehmen.
Umlaufend sind in den beiden Obergeschossen die Büros der und 130 Mitarbeiter angeordnet. In der Mitte gibt es drei geschlossene Kerne mit Treppen, Aufzügen und Nebenräumen, daneben drei kleine Innenhöfe zur Belichtung der Erschließungsflure und einzelner, hier angegliederter Räume. Zahlreiche in Glas ausgeführte Trennwände sorgen für Durchblicke innerhalb jeder Etage.
Das Bürogebäude ist in Stahlbeton-Skelettbauweise konstruiert und mit schwarz eloxiertem Aluminium verkleidet. Hinter drei gleichmäßig schmalen Bändern sind die Geschossdecken und die Dachdecke verborgen; raumhohe, deutlich zurückgesetzte Fenster bilden eine umlaufende Bandfassade. In der äußeren Fassadenebene und bündig mit den Horizontalbändern vor den Geschossdecken sind umlaufend bewegliche Lamellen angebracht, die sich je nach Sonnenstand automatisch in die Fläche drehen oder wie Schwerter davor stehen und Ein- und Ausblicke zulassen. Im geschlossenen Zustand wird die Fassade ausschließlich aus mattschwarzem Aluminium gebildet, im offenen Zustand hat sie eine filigrane und lebendige Textur, hinter der das Gebäudeinnere sichtbar wird.
Gebäudetechnik
Beheizt und gekühlt wird das Bürogebäude über eine Wasser-/Wasser-Wärmepumpe. Mit einem Ansaug- und einem
Rückgabebrunnen ausgestattet, entzieht sie dem Grundwasser Wärme
bzw. Kälte und leitet sie an das Heizsystem weiter. Thermisch
aktivierte Bodenplatten geben sie an die Räume ab.
In den Rohren der Wärmepumpe zirkuliert ein flüssiges Kältemittel, das gasförmig wird, wenn es die Wärme des Grundwassers aufnimmt. Das Kältemittel gelangt dann in einen strombetriebenen Verdichter, der es soweit verdichtet, dass seine Temperatur sich stark erhöht und der Druck ansteigt. Über den Wärmetauscher wird dann die Wärme des gasförmigen Kältemittels an den Wärmespeicher im Haus abgegeben, der die Heizung und Warmwasserbereitung bedient. Durch den Temperaturverlust kühlt sich das Kältemittel wieder ab, wird wieder flüssig und fließt zum Expansionsventil. Dieses Ventil ist für die Kontrolle des Drucks in der Wärmepumpe verantwortlich und kühlt das flüssige Kältemittel weiter ab. Das erkaltete Medium kann erneut Wärme aus dem Grundwasser aufnehmen und der Kreislauf der Grundwasserwärmepumpe startet erneut.
Eine zentrale Lüftungsanlage stellt den kontrollierten Luftaustausch in den Büros sicher. In den Flur- und Erschließungszonen wurden in die Doppelböden Induktionsdurchlässe eingebaut, die die frische Luft in den Etagen verteilen. Die Bodeninduktionsauslässe sind wie konventionelle Unterflurkonvektoren aufgebaut. Allerdings besitzen sie einen zusätzlichen Zuluftanschluss, der für das Induktionsprinzip sorgt und den Heiz- und Kühlbetrieb im Vier-Leitersystem gewährleistet. Die induktive Arbeitsweise der Konvektoren ist prädestiniert für eine Kombination mit trägen Kühl- und Heizsystemen wie der Betonkernaktivierung.
Seinen Strom bezieht das Gebäude aus regenerativer Erzeugung aus
dem öffentlichen Netz. Mit dieser ausgeklügelten Technik erreicht
die Konzernzentrale einen Energiekennwert von 28 kWh/m² im Jahr.
Nach und nach sollen auf dem Firmengelände weitere Baumaßnahmen mit
ebenso nachhaltigen Energiekonzepten durchgeführt werden.
Bautafel
Architekten: Cukrowicz Nachbaur Architekten, Bregenz
Projektbeteiligte: gbd, Dornbirn (Projektsteuerung und Statik); KuB Fassadentechnik, Schwarzach (Fassade); GMI Peter Messner, Dornbirn (Haustechnik); Lothar Künz, Hard (Bauphysik); Ingenieurbüro Hiebeler + Mathis, Hörbrans (Elektroplanung)
Bauherr: Gebrüder Weiss, Lauterach
Fertigstellung: 2014
Standort: Bundesstraße 110, 6923 Lauterach
Bildnachweis: Adolf Bereuter, Dornbirn