Bürogebäude und Hotel Grosspeter Tower in Basel
Solarfassade deckt 62 Prozent des Grundenergiebedarfs
Basel hat ein neues Wahrzeichen: In städtebaulich markanter Lage unweit des Hauptbahnhofes fungiert der 78 Meter hohe Grosspeter Tower als Tor zur Innenstadt. Das vom Architekturbüro Burckhardt geplante Hochhaus besteht aus zwei ineinandergreifenden Baukörpern und ragt weithin sichtbar aus der Stadtsilhouette. Während der Turm mit trapezförmigem Grundriss auf 22 Geschossen insgesamt 11.000 Quadratmeter Büroflächen beherbergt, befinden sich in dem sechsgeschossigen, abgewinkelten Sockelbau ein Hotel sowie gemeinsam genutzte Lobby-, Empfangs- und Konferenzräume. In den drei Untergeschossen sind Parkflächen und Technikräume angeordnet.
Gallerie
Eine wichtige Vorgabe des Bauherrn war, ein nachhaltiges Gebäudekonzept zu entwickeln. Die Architekten planten ein kompaktes Bauwerk in klaren Formen mit einer zur Hälfte transparent ausgeführten Fassade. So lassen sich der Wärmeverlust im Winter und der Wärmeeintrag im Sommer gering halten, wodurch der Bedarf zum Heizen und Kühlen gesenkt wird. Die nicht transparenten Teile der Fassade bergen eine technische und gestalterische Innovation: Sie sind auf allen Seiten flächendeckend mit Dünnfilm-Solarmodulen ausgestattet, die Strom produzieren. Da die Breite der Fensteröffnungen mit steigender Gebäudehöhe zunimmt, wurden Paneele in 450 verschiedenen Größen maßgefertigt und fassadenbündig montiert. Diese noch recht junge Entwicklung auf dem Solarmarkt kam den Architekten entgegen – bis vor kurzem waren PV-Module ausschließlich in Standardabmessungen erhältlich.
Um den Innenraum des Hochhauses effizient und variabel nutzen zu können, integrierten die Planer das Tragwerk in die Fassadenebene. Abgesehen von einem zentralen Kern, der drei Aufzüge, ein Fluchttreppenhaus und Installationsschächte aufnimmt, gibt es keine weiteren statisch notwendigen Elemente wie Stützen oder Wände. Sämtliche Büroflächen wurden im Grundausbau belassen, um den Mietern Gestaltungsfreiheit und das Zusammenlegen von Büros über mehrere Geschosse zu ermöglichen. Wände und Fassadenstützen sind in Sichtbeton ausgeführt. Durch eine Doppelbodenkonstruktion, die wahlweise mit Teppich belegt ist, lassen sich sämtliche haustechnische Installationen einfach verlegen und auch nachträglich problemlos anpassen.
Gebäudetechnik
Bauherr und Planer verfolgten mit dem Grosspeter Tower das Ziel, ein Gebäude zu errichten, das seinen Energiebedarf größtenteils selbst deckt. Die 4.800 Quadratmeter große Solarfassade wird ergänzt durch eine Solaranlage auf dem Dach. Sämtliche Photovoltaik-Module erzeugen jährlich insgesamt rund 252.000 Kilowattstunden Strom. Das entspricht fast zwei Dritteln des Strombedarfs für Wärme, Kälte, Lüftung, Aufzüge und die Grundbeleuchtung. Bezogen auf den Gesamtenergiebedarf von 903.500 Kilowattstunden pro Jahr einschließlich Nutzerstrom erreicht das Gebäude eine Deckung von 28 Prozent.
Zur Beheizung kommt Erdwärme zum Einsatz. Dazu wurde ein Erdsondenfeld mit 52 Sonden angelegt, die jeweils durchschnittlich 250 Meter in die Tiefe reichen. In den Sonden zirkuliert eine Wärmeträgerflüssigkeit, die dem Untergrund Wärme entzieht und an zwei Sole-Wasser-Wärmepumpen weitergibt, die sie auf ein zum Heizen geeignetes Temperaturniveau heben. Beide Wärmepumpen nutzen klimafreundliches Propan als Kältemittel. Im Sommer lässt sich die Wärmepumpenanlage auch zur Kühlung einsetzen. Dann wird dem Gebäude Wärme entzogen und ins Erdreich geleitet, das sich auf diese Weise regeneriert und im darauffolgenden Winter wieder ausreichend Wärme zum Heizen liefern kann. Im Gebäude wird die Heizungswärme über fassadenseitige Unterflurkonvektoren verteilt. Die Kühlung erfolgt über Deckensegel.
Bautafel
Architekten: Burckhardt, Basel
Projektbeteiligte: Dietziker Partner Baumanagement, Basel (Projektmanagement, Bauleitung); ZPF Ingenieure, Basel (Tragwerksplanung); Scherler, Basel (Elektroplanung); Gruner Gruneko, Basel (Planung Technische Gebäudeausrüstung); Neuschwander + Morf, Basel (Fassadenplanung); energiebüro, Zürich (Solarplanung)
Bauherr: PSP Swiss Property, Zürich
Fertigstellung: 2017
Standort: Grosspeterstrasse 29 und 44, Basel
Bildnachweis: Adriano Biondo, Basel
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