Bürogebäude Capricorn in Düsseldorf
Fassadenmodule mit dezentralen Lüftungsgeräten
Das Bürogebäude Capricorn der Architekten Gaterman + Schossig am südlichen Ende des umgestalteten Düsseldorfer Rheinhafens ist ein Niedrigenergiehaus mit sehr geringen Betriebskosten. Auf mäanderartiger Grundrissstruktur entstanden sieben Ober- und vier Tiefgeschosse. Die sich aus der Gebäudeform ergebenden vier Höfe sind bewusst mit dem Stadtraum verzahnt. Sie wurden als Atrien gestaltet und dienen als Schallmembranen. Zudem spenden sie Licht und sorgen für eine Regulierung des Gebäudeklimas.
Gallerie
In den nördlich gelegenen Höfen befinden sich an der Holzstraße die Eingangshallen, die auch für Veranstaltungen genutzt werden können und darüber hinaus die städtebauliche Achse aus der Speditionsstrasse fixieren. Die Glasflächen der Höfe nehmen das Raster der Fassade auf, die durch die Gliederung in transparente und geschlossene Elemente ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Außenbezug und Reduzierung solarer Lasten berücksichtigt. Herausragendes Merkmal sind die über 800 Fassadenmodule in kräftigem Rot, die von Stockwerk zu Stockwerk wechseln. In ihnen ist die gesamte Medienversorgung einschließlich Elektrotechnik, Beleuchtung und Kommunikation untergebracht.
Die Grundrissform des Gebäudes erlaubt eine große Bürovielfalt mit flexibler Nutzung auf allen Stockwerken: Zellenbüros, Kombibüros und Open Space-Nutzung in bis zu sechs Mieteinheiten von 283 m² - 2.763 m² sowie der Zusammenschluss zweier Geschosse durch interne Treppenverbindungen sind möglich. Dabei betragen die Geschosshöhen in den Regelgeschossen 2,90 m, im Obergeschoss 3,50 m und im Erdgeschoss, das für Gewerbeflächen vorgesehen ist, 5,40 m. Die natürlich belüftete Tiefgarage im ersten Untergeschoss ist öffentlich, in den darunter gelegenen befinden sich Nutzer- und Investorenparkplätze.
Gebäudetechnik
Das Bürogebäude erfüllt die Anforderungen an ein
Low-Energie-Gebäude. Die kompakte Bauweise, Wärmedämmung,
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, Betonkernaktivierung in
Verbindung mit Geothermie sowie natürliche Belüftungskonzepte
erfüllen die Ansprüche an ein ökologisches, energetisch
ausgewogenes und ökonomisches Gebäudekonzept.
Für die Außenbekleidung entwickelten Gatermann und Schossig die sogenannte i-modul-Fassade. Sie vereint Be- und Entlüftung, Wärmerückgewinnung, Sonnenschutz und Lichtlenkung sowie künstliche Beleuchtung in einem sehr flachen, nur 20 cm tiefen und flexibel einzusetzenden Modul. Die Fassade wurde komplett vorgefertigt und in Modulgrößen von 2,70 x 3,35 m montiert. In die einzelnen Module sind dezentrale Lüftungsgeräte in die Brüstung eingesetzt, deren innerer Metallabschluss durch eine Lochung schallabsorbierende Eigenschaften besitzt. Sie wurden mit Schnellverbindungen an die Versorgungsleitungen angeschlossen. Der untere Teil mit Außen- und Fortluftklappen ist fest in die Fassade integriert. Die vielfältigen Vorteile der Integration der dezentralen Lüftungsgeräte in die Fassade bestehen in der Gestaltungsfreiheit, Nutzungsflexibilität, Flächeneffizienz durch Einsparung an Schacht- und Technikflächen und einer Verkürzung der Montagezeiten durch Vorfertigung. Außerdem können die Geräte individuell gewartet sowie von jedem Mitarbeiter in jedem Raum geregelt werden.
Bei den dezentralen Lüftungsgeräten wird die Außenluft durch einen Fassadenspalt angesaugt. Eine im Geräteunterteil direkt am Außenlufteintritt positionierte Absperrklappe mit Federrücklaufventil verschließt bei inaktivem Gerätezustand und Spannungsausfall die Außenluftöffnung. Nachdem die Außenluft mittels eines Feinstaubfilters gereinigt wurde, durchströmt sie einen mechanisch selbsttätigen Volumenstromregler, der den Außenvolumenstrom auf einen eingestellten Maximalwert limitiert. Danach durchströmt die Luft einen Wärmerückgewinner. In Strömungsrichtung folgend ist ein Zuluftradialventilator angeordnet, der die Zuluft durch den Wärmetauscher mit Heiz- und Kühlfunktion durch die bauseitige Brüstungsverkleidung quellluftartig in den Raum fördert. Die Abluft wird oberhalb des Gerätes durch die Brüstungsverkleidung abgesaugt, durch einen Grobstaubfilter geführt und gereinigt. Danach durchströmt die Luft den Wärmetauscher zur Rückgewinnung der Abwärme.
In energetisch sinnvollen Fällen, während der Übergangszeit sowie zum Vereisungsschutz, wird eine motorische Klappe geöffnet und die Wärmerückgewinnung umgangen. Der Fortluftventilator erzeugt die zur Luftförderung notwendige Druckdifferenz. Eine motorische Absperrklappe mit Federrücklaufantrieb verschließt bei inaktivem Gerätezustand und Spannungsausfall die Fortluftöffnung des Gerätes. -yk
Bautafel
Architekten: Gatermann + Schossig, Köln
Projektbeteiligte: Huber Ingenieurtechnik, Düsseldorf (Gebäudetechnik); Hubertus Zimmerling Ingenieure, Düsseldorf (Tragwerksplanung); Hagen Ingenieure, Kleve (Brandschutz); Trümper, Overath, Heimann, Römer, Bergisch-Gladbach (Bauphysik); FSL, Neukirchen-Vluyn (Lüftungssytem); Trox, Neukirchen-Vluyn (Geräteentwicklung
Bauherr: Capricorn Development, Mönchengladbach
Fertigstellung: 2005
Standort: Holzstraße, Düsseldorf
Bildnachweis: Gatermann + Schossig, Köln
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