HVB-Tower in München

Stadtprägendes Wahrzeichen mit LEED-Zertifizierung

Mit seiner unverkennbaren, futuristischen Form und seiner Höhe von 114 Metern sticht der Hauptsitz der Hypo Vereinsbank, kurz HVB-Tower genannt, deutlich aus der Silhouette der bayerischen Landeshauptstadt heraus. 1981 nach Plänen des Münchner Architektenpaares Bea und Walther Betz errichtet, erfuhr das denkmalgeschützte Hochhaus 35 Jahre nach seiner Fertigstellung eine gelungene und effiziente Sanierung mit LEED-Zertifizierung in Platin. Die Planung der Baumaßnahmen übernahm das ebenfalls in München ansässige Architekturbüro HENN.

Gallerie

Zwei Baukörper mit zwei bis sechs Geschossen und polygonaler Grundfläche fassen den mit seiner ungewöhnlichen Tragstruktur auf die örtlichen Gegebenheiten reagierenden Turm zu zwei Seiten ein. Da direkt unter dem Gebäude eine U-Bahn-Linie verläuft, war die Ausbildung eines zentralen, tragenden Kerns nicht möglich. Stattdessen erhielt das Hochhaus vier außen liegende Röhren, die als riesige Stützen dienen und die Aufzüge, Fluchttreppen sowie Versorgungsleitungen aufnehmen. Die 25 Büroetagen sind im Grundriss als drei gleichschenklige Dreiecke ausgebildet. Auf Höhe des elften Obergeschosses sind die Stützen mit gigantischen Querträgern verbunden, welche die Pylone wie Rohrschellen umschließen. Diese Träger nehmen die Lasten aller Geschosse auf.

Durch den Komplettumbau wurde die Nutzfläche innerhalb des vorhandenen Volumens vergrößert, sodass insgesamt 300 zusätzliche Arbeitsplätze untergebracht werden konnten. Auf einer Bruttogeschossfläche von 140.000 Quadratmetern sind jetzt bis zu 1.400 Personen tätig. Die Büroetagen sind als offene Arbeitslandschaften konzipiert. Eingestellte, geschlossene Glasquader bieten ruhige Rückzugsorge für Telefonate, Konferenzen oder Besprechungen. Im Erdgeschoss befindet sich ein Foyer mit angeschlossener Cafeteria und mehreren Besprechungszonen. Sämtliche Innenräume sind  mit LED-Beleuchtung ausgestattet, deren Steuerung tageslichtabhängig erfolgt. Da die Originalausstattung durch zahlreiche Umbauten im Laufe der Jahre ohnehin nicht mehr erhalten war, hatte das Denkmalamt keine Einwände gegen eine Neugestaltung der Räume.

Anders verhielt es sich mit dem äußeren Erscheinungsbild der Firmenzentrale; die charakteristisch silbrige Spiegelung der Fassade sollte beibehalten werden. Während die nicht nutzbaren Teile zum größten Teil recycelt werden konnten, wurden die Aluminium-Brüstungspaneele gesäubert und wiederverwendet. Bezug nehmend auf den Bestand entwickelten die Planer eine Fassade, die den heutigen bauphysikalischen und funktionalen Ansprüchen gerecht wird. So wurde die zuvor einschalige Konstruktion durch eine zweischalige Elementfassade mit Kastenfenstern ersetzt. Ihre äußere Schale besteht aus Verbundsicherheitsglas (VSG), das oben und unten von fein perforierten Aluminiumblechen gerahmt ist, die eine natürliche Be- und Entlüftung der Fassadenzwischenräume gewährleisten. Der innere Teil des Kastens ist ein Fensterflügel mit hochgedämmter Dreifachverglasung. Per Tastendruck lassen sich die Fenster in den Büros öffnen. Für die individuelle Verschattung sorgen außen liegende Raffstore.

Der südlich flankierende Flachbau wurde in den vergangenen drei Jahren gemeinsam mit dem Turm saniert. Die Arbeiten am nördlichen sollen noch bis zum Jahr 2019 dauern.

Gebäudetechnik
Vor der Sanierung verliefen vor den Brüstungen im Innenraum vierzig Zentimeter tiefe Blöcke, in denen die Technik zum Heizen, Kühlen und Lüften der Büros untergebracht waren. Durch das neue Energiekonzept konnten diese zugunsten vergrößerter Nutzflächen entfernt werden. Die mechanische Be- und Entlüftung erfolgt nun über die abgehängten Geschossdecken. Zusätzlich passt ein zentrales Lüftungssystem mit hocheffizienten Rotationswärmetauschern den notwendigen Luftaustausch bedarfsgerecht an. So gelangt immer nur die tatsächlich benötigte Luftmenge in die Räume.

Heiz-Kühl-Decken dienen der Klimatisierung der Büros. In den thermisch aktivierten Decken verlaufen Rohrmäander mit zirkulierendem Wasser. Die notwendige Energie liefern Wasser/Wasser-Wärmepumpen, die das Grundwasser als Wärmequelle nutzen. Zur Abdeckung von Spitzenlasten wird Fernwärme der Stadt München bezogen. Für die notwendige Kühle im Sommer werden Kältemaschinen genutzt, die ihren Strom ebenfalls aus dem öffentlichen Netz erhalten.

Anfallendes Regenwasser wird über das Gründach aufgefangen und in eine unterirdische Zisterne abgeleitet. Es wird zwischengespeichert und bei Bedarf zur Bewässerung der Außenanlagen genutzt.

Bautafel

Architekten: HENN, München (Modernisierung); Betz Architekten, München (Bestand)
Projektbeteiligte: Drees und Sommer, München (Projektsteuerung); R + R Fuchs Ingenieurbüro für Fassadentechnik (Fassadenplanung); Climaplan, München (HLS-Planung); bwp Burggraf + Reiminger, München (Tragwerksplanung);
Bauherr: Hypo Vereinsbank München
Fertigstellung: 1981; 2016 (Sanierung)
Standort: Arabellastraße 12, 81925 München
Bildnachweis: HG Esch / HENN

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Büro/​Verwaltung

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