Jakob-Sigle-Heim in Kornwestheim
Besenstrichputz auf Mineralwolle-Dämmplatten
In einem typischen Wohngebiet der 1960er-Jahre, das von drei- bis viergeschossigen Mehrfamilienhäusern mit Satteldach geprägt ist, fällt ein Neubau mit breiten hervorspringenden Fenstern und heller Besenstrichfassade auf: das Jakob-Sigle-Heim. Das von Wulf Architekten geplante Gebäude mit Flachdach ersetzt den in die Jahre gekommenen Vorgängerbau in Kornwestheim. Es bietet auf vier Geschossen Platz für die Betreuung und Pflege älterer Menschen.
Gallerie
Mehr als fünf Jahrzehnte nach seiner Eröffnung hatte das ursprüngliche Haus von 1966, benannt nach dem Gründer der lokalen Schuhfabrik Salamander, den verschärften Anforderungen der Landesheimbauverordnung sowie den energetischen Ansprüchen nicht mehr genügt. Man entschied sich für Abriss und Neubau. Auf dem alten Areal wurden zwei Neubauten geplant, die nacheinander errichtet werden, sodass der Betrieb während der gesamten Bauphase weitergehen kann. Zunächst entstand neben dem Altbau auf dem westlichen Teil des Grundstücks das neue Pflegewohnheim. Anstelle des Bestands war zudem die Errichtung eines weiteren Hauses für betreutes Wohnen vorgesehen.
Das bereits vollendete Gebäude erhebt sich auf annähernd H-förmigem Grundriss. Es beherbergt 60 Bewohnerzimmer in vier stationären Wohngemeinschaften sowie 32 Pflegeapartments in einem östlichen und einem westlichen Flügel, die von einem Quersteg auf allen Geschossen verbunden werden. Während das Sockelgeschoss leicht eingezogen und zwischen dunkel gerahmten, raumhohen Glasflächen ebenfalls dunkel verputzt ist, sind die drei Obergeschosse hell abgesetzt und durch hervortretende querrechteckige Fenster charakterisiert.
Der Zugang erfolgt von Norden über das zentrale Verbindungsglied
der beiden Flügel. Hier befinden sich das Foyer und die Treppe mit
zwei Aufzügen. Im westlichen Riegel schließt der Speise- und
Veranstaltungssaal mit direktem Zugang in den südlich vorgelagerten
Garten an. Weiterhin sind im Erdgeschoss der externe und interne
Tagespflegebereich, ein Friseur, die Verwaltung und die Küche
untergebracht. In den Obergeschossen befinden sich pro Ebene zwei
Wohngruppen sowie die zentral angeordneten Nebenräume für Pflege,
Personal und Lager. Jede Gruppe verfügt über einen offenen
Gemeinschaftsbereich mit Balkon. Die Bewohnerzimmer reihen sich
entlang der Ost- und Westseiten. Den Architekten gelang es, die
vorgegebene Raumgröße von 14,7 Quadratmetern durch einen
gestalterischen Kniff größer erscheinen zu lassen: Nach außen
kragende Fenster erweitern die Räume und bieten auch aus dem Bett
freien Ausblick. Breite hölzerne Fensterbänke in den Erkern dienen
als Sitzgelegenheit oder als Stellfläche für
Erinnerungsstücke.
Wärmedämmung
Das Pflegeheim wurde in Massivbauweise mit tragenden Wänden und Decken aus Stahlbeton errichtet und mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) aus 16 cm dicken Mineralwolle-Dämmplatten verkleidet. Die Mineralwolle hat eine Wärmeleitfähigkeit λ von 0,035 W/mK, ist diffusionsoffen und nicht brennbar (A1 gemäß DIN EN 13501-1: Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten). Der dunkelgrau und glatt verputzte Sockelbereich sowie erdberührte Außenwände haben eine 12 bis 16 cm starke Perimeterdämmung aus expandiertem Polystyrol (EPS). Die drei Obergeschosse erhielten auf der Dämmschicht einen hellgrauen, dickschichtigen Mineralputz, in den eine horizontale Besenstrichstruktur eingebracht wurde.
Die aus der Fassadenebene hervortretenden Erker mit Panoramafenstern und Paneelen als Lüftungsflügel sind mit Aluminiumblechen in einem ähnlich grauen Farbton wie die Putzfassade gerahmt. Die dreifachverglaste, nicht bewegliche Fensterfläche sorgt ebenso für Wärmeschutz wie eine Dämmschicht aus Mineralwolle zwischen den matten Alublechen der Öffnungsflügel.
Das Flachdach ist mit einer zweilagigen Dämmung aus EPS in einer mittleren Stärke von 20 cm versehen. Die untere Lage hat eine Stärke von 8,0 cm, die Gefälledämmschicht mit einer Neigung von zwei Prozent ist zwischen 2,0 und 26 cm dick. Die Dämmplatten mit einer mittleren Druckbelastbarkeit für nicht genutzte Dachflächen erreichen eine Wärmeleitfähigkeit λ von 0,035 W/mK. Der Bodenaufbau wurde mit 7,0 cm Mineralwolle und einer zweiten Dämmlage in einer Stärke von 4,0 cm gedämmt.
Bautafel
Architekten: Wulf Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Pfefferkorn Ingenieure, Stuttgart (Tragwerksplanung); Deerns Deutschland, Stuttgart (Elektro/HLS); Planstatt Senner, Überlingen (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg, Stuttgart
Fertigstellung: 2017
Standort: Rosensteinstraße 28, 70806 Kornwestheim
Bildnachweis: Markus Guhl, Stuttgart
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