Erweiterungsbau der Nationalbibliothek in Leipzig
Bedrucktes und beschichtetes Dreifachisolierglas
Großzügig geschwungene Glasfassaden empfangen die Besucher des jüngsten Erweiterungsbaus der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Die im Jahre 1912 gegründete Institution hat die Aufgabe, lückenlos alle deutschen und deutschsprachigen Publikationen zu sammeln, zu archivieren, bibliografisch zu verzeichnen und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Bei einem täglichen Wachstum von etwa 1.000 physischen Medien, war bislang alle 20 bis 30 Jahre eine Erweiterung notwendig. Die letzte, vierte, beruht auf einem Entwurf der Stuttgarter Architektin Gabriele Glöckler, die 2002 mit ihrem Konzept Inhalt Hülle Umschlag einen europaweiten Architekturwettbewerb gewonnen hatte. Die Umsetzung erfolgte in Arbeitsgemeinschaft mit dem ebenfalls in Stuttgart ansässigen Büro ZSP Architekten.
Gallerie
Der Neubau schließt die Lücke zwischen dem Bibliotheksgebäude von 1912 und dem Bücherturm von 1982 am Deutschen Platz. Auf einer Hauptnutzfläche von rund 14.000 m² beherbergt es das Deutsche Buch- und Schriftmuseum sowie das Deutsche Musikarchiv. Etwa drei Viertel der Fläche nehmen die Magazine ein, weitere 10% sind mit Arbeits-, Technik- und Büroräumen belegt. Von den insgesamt neun Geschossen sind drei unterirdisch angelegt. Über der Erde zeigt sich der Erweiterungsbau mit einer gläsern-transparenten Haut. Im Erdgeschoss befinden sich das Foyer und die öffentlichen Bereiche, wie etwa die Flächen für Dauer- und Sonderausstellungen des Museums. Die vier Hauptgeschosse darüber werden von einer frei geformten Metallhülle umfasst, die vage Assoziationen an ein liegendes Buch hervorruft – ohne damit allzu aufdringlich zu werben.
Aufgrund der Anforderungen, die sich aus der unterschiedlichen Nutzung ergaben (Museum, Lesesaal, Magazin) wurde die Gebäudehülle in verschiedenen Fassadensystemen ausgeführt: Im Erdgeschoss als wasserbeheizte Stahl-Pfosten-Riegel-Fassade (1.300 m²), darüber ein Teil als Stahlfassade (840 m²), der Großteil als Aluminiumfassade (2.100 m²). Seinen Bedarf an Kühl- und Heizenergie deckt das Gebäude durch eine Geothermieanlage mit 48 Erdwärmesonden, die bis zu 124 m tief in die Erde gehen. Tageslichtsteuerung und Klimatisierung entsprechen dem neuesten Stand der Technik.
Glas
Ihr lebendiges Erscheinungsbild verdankt die Nationalbibliothek der
varientenreichen Glasfassade. Zum Einsatz kommt eine
Dreifachisolierverglasung, zum Teil in dreieckiger Form. Durch die
Sonnenschutzbeschichtung konnte auf einen außenliegenden
Sonnenschutz verzichtet werden, ohne Abstriche bei der Helligkeit
im Inneren des Gebäudes machen zu müssen. Ist es doch einmal zu
hell, lassen sich innenliegende Fassadenbehänge herunterfahren.
Die Glaspaneele in den nicht oder nur teilweise transluzenten Bereichen der Aluminium-Fassade wurden mit einem eignes entwickelten Punktraster bedruckt und zusätzlich mit einer reflektierenden Beschichtung versehen. Parallelausstellfenster zwischen den Festfeldern ermöglichen die natürliche Belüftung in einigen Bereichen des Hauses. Die Verglasung in den Ausstellungsbereichen im Erdgeschoss wurde zusätzlich mit einer UV-Schutzfolie ausgestattet, um die Exponate vor den Strahlen der Sonne zu schützen.
Wer noch mehr über den Erweiterungsbau der Nationalbibliothek
Leipzig wissen möchte, dem sei das vom Landesamt für Steuern und
Finanzen des Freistaates Sachsen herausgegebene Buch Umschlag.
Hülle. Inhalt. empfohlen, das wir bei den Fachbüchern
vorstellen (siehe Zum Thema).
Bautafel
Architekten: Gabriele Glöckler, Stuttgart mit ZSP Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart, Erfurth & Mathes, Chemnitz (Tragwerksplanung); Innius GTD, Dresden (Energiekonzept); KMS Beratungs- und Planungsgesellschaft, Berlin (Brandschutz); Gabriele Glöckler mit ZSP Architekten und Mosbacher + Roll Beratungs- und Planungsgesellschaft für Fassadentechnik, Friedrichshafen (Fassadenplanung); MBM Metallbau Dresden (Ausführung Glasfassaden
Bauherr: Bundesrepublik Deutschland vertreten durch Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Oberfinanzdirektion Chemnitz, Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, Leipzig
Fertigstellung: 2011
Standort: Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig
Bildnachweis: Maix Mayer, Leipzig
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