Wohnhaus E20 in Pliezhausen
Komplex scheinendes Satteldach über sechseckigem Grundriss
Die kleine, ländlich geprägte Gemeinde Pliezhausen nördlich von Reutlingen ist seit Kurzem um einen ungewöhnlichen Neubau reicher. Das kantige, monolithische Wohnhaus E20 aus Dämmbeton von Steimle Architekten steht auf einem Grundstück mit leichter Hanglage inmitten traditioneller Einfamilienhäuser. Seine unregelmäßige Kubatur entwickelten die Planer aus dem sechseckigen Grundriss, der einer leicht verzerrten Wabe ähnelt.
Gallerie
Die Längsseiten verlaufen parallel und orientieren sich damit
noch am baulichen Kontext. Der deutliche Kontrast zur
Nachbarbebauung entsteht durch die im spitzen oder stumpfen Winkel
anschließenden Schmalseiten. Nach oben schließt der Baukörper mit
einem Satteldach ab. Wegen des polygonalen Grundrisses
und der unterschiedlichen Traufhöhen ist als solches jedoch nicht
zu erkennen. Tief in die fünfzig Zentimeter massive Betonschale
eingeschnitten sind der Eingang und die große Garageneinfahrt zur
Straße hin. Die Gebäuderückseite dieses Geschosses liegt aufgrund
der Hanglage im Boden verborgen. Wenige, aber sehr großflächige
Fenster und Glaselemente erlauben panoramaartige Ausblicke auf die
hügelige Landschaft und prägen zusammen mit der grauen
Sichtbetonhülle das Erscheinungsbild des Hauses.
Neben der Garage beherbergt die Eingangsebene ein Büro, einen
Hausarbeits- und einen Lagerraum, außerdem die Gebäudetechnik. Eine
Treppe führt hinauf in den stellenweise sehr hohen Wohn-Ess-Raum
mit offener Küche und angrenzender Terrasse. Von ihm geht auf der
einen Seite das Elternschlafzimmer ab, auf der anderen zwei
Kinderzimmer – beiden Trakten ist ein Bad angeschlossen. Mit ihren
parallelogrammförmigen Grundrissen verengen sie den dazwischen
liegenden Raum wie eine Sanduhr und schaffen damit eine Trennung
zwischen der Küche mit Essplatz und dem Wohnbereich. Von beiden
Kinderzimmern führen platzsparende Wechselstufentreppen auf eine
kleine Galerie.
Die äußeren Oberflächen des Dämmbetons wurden mit einer sägerauen Holzbrettschalung gestaltet, im Gebäudeinneren wurden sie glatt ausgeführt. Hier bilden sie zusammen mit den weiß gestrichenen Wand- und Deckenabschnitten sowie den warmen Farbtönen der Dielenböden, hölzernen Türen und Einbaumöbel eine harmonische Einheit.
Dach
Die ungewöhnliche Kubatur des Gebäudes basiert in erster Linie auf den polygonalen Grundrissen. Sie sind für das verwinkelt scheinende Dach verantwortlich, das in seiner Grundstruktur einem traditionellen Satteldach entspricht. Der wabenförmige Grundriss und das Weglassen von Dachüberständen verschneiden die konventionelle Dachform dergestalt, dass die schräg ansteigenden Ortgänge die Spannung des Baukörpers hervorheben. Der Traufabschluss ist konsequenterweise innenliegend ausgeführt.
Dachaufbau (von außen nach innen):
- Betondachstein
- Lattung Konterlattung
- Unterdeckbahn
- Sparren Zwischensparrendämmung
- Lattung
- Gipskarton
Bautafel
Architekten: Steimle Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Ade, Metzingen (Tragwerksplaner); GN Bauphysik, Stuttgart ‐ Bad Cannstatt (Bauphysik); HLS‐E-IGV Ingenieure, Korntal Münchingen (Elektro/HLS); Ingenieurbüro für Vermessungen Kehrer, Reutlingen‐Sondelfingen (Vermessungsbüro); ihb ‐ Ingenieur‐ und Hydrogeologisches Büro, Tübingen (Geologe); Lutz & Riepert, Reutlingen (Außenanlagen); Gottfried Mack, Pliezhausen (Gerüst); Thomas Müller Bauunternehmen, Riederich (Rohbau); Holzbau Ralf Hartmann, Tübingen‐Hirschau (Zimmerer‐ und Flaschner); Josko Fenster und Türen, Kopfing (Fensterbau)
Fertigstellung: 2016
Bauherr: privat
Standort: 72124 Pliezhausen
Bildnachweis: Brigida González, Stuttgart